„Interview mit einem Vampir“ ist ein pompös inszenierter Kostümfilm, der so eine Art Vampir-Oper ohne Musik sein möchte, ein großes Epos der großen Gefühle, ganz großes Kino eben. Das macht ihn interessant und gut, während es ihm gleichzeitig seiner Möglichkeiten beraubt, ist die von Anne Rice selbstgeschriebene Filmversion ihrer eigenen Literaturvorlage doch derart laut und aufgesetzt in ihrer Art, dass dies nur bedingt mitreißt. Alles wird höchst theatralisch präsentiert, das Schauspiel besteht fast einzig aus dem Überagieren seiner Stars, während epochale Klänge die Hintergrundmusik bilden in einem Werk, für dessen Kulissen man keine Kosten und Mühen scheute.
Dank einer interessanten Geschichte und der emotionalen Art der Hauptfigur weiß das trotz aller Übertreibungen zu gefallen, was allein schon aufgrund der schlechten Performance der Stars verwundern darf. Brad Pitts Ruf lediglich der untalentierte Schönling zu sein, dürfte mit „Interview mit einem Vampir“ entstanden sein, spielt er doch hölzern und stumpf drein blickend, und damit gar nicht so gut wie er es zumindest wenige Jahre später schon besser konnte und besagtem Ruf überhaupt nicht mehr gerecht wurde.
In den lässigen und faszinierten Szenen weiß Christian Slater mit seiner üblichen Schurkenvisage zu überzeugen, aber wenn es um wahre Emotionen geht, gerade dann wenn er bemerkt dass sein Gegenüber tatsächlich ein Vampir ist, verkommt sein Blick zur überforderten Fratze eines Neulings seines Berufes, und der in „Heathers“, „Hart auf Sendung“ und Co so stark spielende Slater wirkt nur noch peinlich.
Passend zu diesen mageren Schauspielleistungen gesellt sich die hier noch sehr junge Kirsten Dunst hinzu, die im Gegensatz zu Brad Pitt tatsächlich nur aufgrund ihres Aussehens berühmt wurde und hier lediglich aufgrund ihres morbiden Charakters und wegen ihres theatralischen Spieles zu wirken weiß. Meist darf sie hierfür jemand Älteres anschreien. Eine wirklich gute Kinderleistung wie wir sie von Chloë Grace Moretz in „Let Me In“ sehen durften oder von Natalie Portman in „Léon - Der Profi“ ist das hier Dargebotene jedoch nicht.
Erstaunlicher Weise ist es der sonst so blass und versteift agierende Tom Cruise, der von den anwesenden Stars am ehesten zu wirken weiß, allerdings hilft die sehr gut umgesetze Maske da auch ordentlich nach, und ansonsten darf er (überagierend wie jeder hier) den Oberfiesling spielen, was nicht zwingend feine schauspielerische Facetten erfordert. Dem Film tut sein Drang zum Sadismus jedoch gut, auch wenn man immer das Gefühl hat, dass da ein Stück privater Tom Cruise mitspielt. Daran sieht man einmal wie beeinflusst man von der Yellow Press sein kann, selbst dann wenn man sie recht erfolgreich meidet.
Neben dem Ausflug in verschiedene Zeitepochen und diverse Länder, ist es die Geschichte um das junge Mädchen herum, welches dem Stoff den nötigen Zunder beschert mehr zu werden als ein olles Affentheater in tuntigen Kostümen. Nicht nur die unterschwellig mitschwingende pädophile Thematik, wie wir sie im selben Jahr auch ähnlich subtil angedeutet in „Léon - Der Profi“ miterleben durften, besitzt ihren Reiz. Allein dass die Kleine eine ähnliche Bestie wie ihr Mentor Lestrat ist weiß zu gefallen. Und wenn das Mädchen erkennen muss, dass es bis in alle Ewigkeit ein Mädchen bleiben muss, ergänzt dies gekonnt die Tragik um Louis Charakter.
Dass es unter Vampiren eigentlich verboten ist einen Menschen so jung zu verwandeln, ist nur ein Einblick von wirklich vielen Ideen wie Vampire denken und was das Vampisein so mit sich bringt. Auch die Phase die dieser voraus geht, die große Sinnsuche eines Blutsaugers, der von seinem Mentor keine Hintergründe erklärt bekommen hat, besitzt erzählenswerte Kraft, so dass es genug Pluspunkte gibt dem eigentlich sich selbst viel zu geil findenden Film genug abzugewinnen um mit ihm seinen Frieden zu schließen. „Interview mit einem Vampir“ mag sich einem erwachsenen Publikum nicht ohne Kompromisse erschließen, geht man diese ein erlebt man jedoch einen mitreißenden Film. OFDb
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