Die Besetzung des auf wilde Rollen abonnierten Sean William Scott an der Seite des meist in braven Rollen besetzten Paul Rudd, der diesmal einen Menschenhasser mimen darf, lässt in Kombination mit der Geschichte, dass zwei Versager sich unfreiwillig um Kinder kümmern müssen, auf eine wilde, provozierende Komödie hoffen. Aber was sich auf dem Cover, in Inhaltsangaben oder in Werbezeilen zu „Vorbilder?!“ anarchistisch und nach Party anhört, entpuppt sich als sehr brav ausgefallene Unterhaltung für die Masse, die als überraschend familientaugliches Werk sogar in der Unrated-Version ihre FSK 12 erhalten hat.
Brav ist nicht automatisch schlecht, aber wie fast nicht anders zu erwarten ist „Little Big Men“ (Alternativtitel) etwas zu austauschbar und gewöhnlich ausgefallen, nicht ohne insgesamt eher sympathisch anstatt dröge zu wirken, aber doch zu arg befreit von Innovationen, um so richtig glücklich mit ihm zu werden. Dass er sich trotz der etwas zu plump ausgefallenen Rolle des rumstänkernden kleinen Ronnies doch noch angenehm guckt, liegt hauptsächlich an der guten Besetzung. Nicht nur dass Rudd und Scott grundsätzlich sympathisch wirken, auch die Nebenfiguren wurden gut besetzt.
Ken Jeong spielt einen wunderbar eingebildeten König innerhalb der Welt der wundersamen Rollenspieler, Jane Lynch eine herrlich humorlose, selbstüberzeugte und wirres Zeug hinplappernde Chefin der sozialen Hilfsorganisation, und die Stereotype, die mit dieser Organisation einhergehen, bishin zum nicht Gitarre spielen könnenden Gitarrenspieler am Lagerfeuer, wissen gekonnt zu belustigen. Christopher Mitz-Plasse, der in den „Kick-Ass“-Filmen und in „Superbad“ so unglaublich lustig spielen durfte, wird hier ein wenig unterfordert, was ihn aber nicht daran hindert voll und ganz in seiner Rolle aufzugehen. Zumindest widerstand man der Versuchung ihn aufgrund seiner Beliebtheit durch „Superbad“ wieder ähnlich zu charakterisieren wie dort.
Das ist aber auch das einzig mutige an „Big Brothers“ (Alternativtitel), der lediglich angenehm vor sich hin plätschert, im Mittelteil ein wenig zu schwächeln beginnt und dort gerade im Nebenplot um Wheeler und Ronnie es vernachlässigt den Übergang von Abweisung zu Freundschaft nachvollziehbar umzusetzen. Im ebenfalls überraschungsfreien Schluss-Drittel schafft es Regisseur David Wain, der mit Paul Rudd später auch „Wanderlust“ gedreht hat und auch für „Das 10 Gebote Movie“ verantwortlich war, den Film angenehm emotional zu beenden, ohne den dort angegangenen Sozial-Kitsch komplett in Kitsch zu ertränken - sprich, ja, es wird kitschig, aber nicht auf übelstem Disney-Niveau, sondern kombiniert mit greifbarer Herzlichkeit.
Selbst der finale Lovesong an die verlorene Ehefrau fällt wesentlich unverkrampfter aus als man im ersten Moment vermuten würde, bleibt der Linie von „Role Models“ (Originaltitel) aber dennoch treu, denn zu unverkrampft und frech wird er auch wieder nicht. Da bleibt Wain immer vorsichtig was er seinem angepassten Zielpublikum zumuten kann und was nicht. Und mit dieser ängstlichen wie ärgerlichen Grundhaltung kann man sich glücklich schätzen, dass „Vorbilder?!“ überhaupt so konsumierbar ausgefallen ist, bei all den ähnlich angelegten Konkurrenzprodukten, die dadurch ungenießbar, oder zumindest zu langweilig wurden. OFDb
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen