28.03.2017

HALLOWEEN 3 (1982)

Mit „Halloween 3“ visierte Produzent John Carpenter, welcher Regie und Autor von Teil 1 war, etwas anderes an als das was die Fans sehen wollten. Während diese sich über eine weitere Rückkehr des maskierten Killers Michael gefreut hätten, wollte Carpenter von nun an jährlich einen weiteren „Halloween“-Teil produzieren, der jeweils eine eigene Geschichte erzählt. Warum er für den Beginn dieser Idee ausgerechnet auf eine solch merkwürdige Geschichte, wie der hier erzählten, zurückgegriffen hat, wird ein ewiges Rätsel bleiben, denn massenkompatibel sieht anders aus, so dass „Halloween 3 - Season of the Witch“ (Originaltitel) vielen Zuschauern so gar nicht gefiel - ganz unabhängig vom fehlenden Michael Myers-Aspekt.

Freunde des anderen Films sei jedoch zu diesem ungewöhnlichen Werk geraten, denn was der Masse schmeckt, ist bei weitem kein Qualitätsurteil, wie der wahre Cineast weiß. Zwar wird auch dem Freund andersartiger Filme auffallen, dass die Hintergründe der Geschehnisse, die Beweggründe des Bösewichts und seine Taten, Quatsch mit Soße sind, aber selten wurde eine solch gewöhnungsbedürftige Idee so atmosphärisch, düster und ernst umgesetzt, wie hier geschehen. Es stimmt, was man vielerorts liest, dass „Halloween 3 - Die Nacht der Entscheidung“ (Alternativtitel) stilistisch trotz fehlendem Michael Myers näher an den beiden ersten Teilen orientiert ist, als die Fortsetzungen ab Teil 4, die Michael wieder auferstehen ließen. Und „Halloween 3“ ist der Beweis dafür, dass mit diesem nüchternen, düsteren, schleichend erzählten Stil selbst eine theoretisch unsinnige Geschichte, wenn sie ernst und professionell genug vorgetragen wird, zu funktionieren weiß.

„Halloween 3“ ist ein Film der Atmosphäre und einer der Effekte gleicher Maßen. An Brutalitäten mangelt es nicht innerhalb der Fortsetzung zu einem Streifen, der die zur Entstehungszeit von „Halloween 3“ in den Kinos frisch tobende Slasher-Welle mit beeinflusste, so dass sich mit drastischen Tötungsmethoden Momente in den hier besprochenen Film eingeschlichen haben, die dem Slasher zuzuordnen sind, ohne dass Tommy Lee Wallaces Werk diesem angehören würde.

Dem eigentlichen Schauwert, der düsteren, schleichenden Atmosphäre, bescheren diese drastischen Momente keinen Abbruch. Manch eine von ihnen weiß das Unbehagen der Geschehnisse gar zu unterstützen, vorausgesetzt man schafft es die Idiotie der Geschichte zu ignorieren. Ich persönlich lehne mich sogar weit aus dem Fenster heraus und behaupte, ganz so idiotisch wie die Geschichte klingt, ist sie gar nicht ausgefallen. Sie ist wirr und ungewöhnlich, wirkt aber nur deshalb albern, weil sie nicht zu den theoretisch ähnlich albernen Standards des Horror-Genres gehört, an die man sich längst gewöhnt hat und die man nicht mehr auf Sinn und Unsinn hinterfragt. Auch ich wunderte mich damals, warum solch eine trashige Geschichte so gut funktioniert. Heutzutage, wo ich cineastisch reifer geworden bin und seit relativ kurzer Zeit auch kein Freund des Begriffs Trash mehr bin, gehe ich mit mehr Respekt an Stoffe wie diesen heran, und begrüße die mutige Herangehensweise solcher Filme.

Dieser Umgang mit dem Film verhindert nicht, dass ich es trotzdem eher albern finde wenn aus Menschenköpfen Schlangen und Spinnen platzen, den restlichen Unsinn kann ich jedoch tatsächlich recht gut ignorieren, eben weil der Film so toll inszeniert ist und dazu einlädt sich einmal für 90 Minuten auf solch einen Stoff einzulassen. Dank der düsteren, schonungslosen und mit einer gemeinen Schluss-Pointe versehenen Umsetzung, kann dies tatsächlich funktionieren. Man mag hinterher über manchen Hintergrund der Geschichte die Augen verdrehen dürfen, gleichzeitig muss man Wallace aber auch zugestehen, dass er diese stupide erscheinenden Elemente gekonnt und wirkungsreich, und somit erfolgreich, in einen ernst gemeinten Horrorfilm verpackt bekommen hat.

„Halloween 3“ mag nicht das sein, was der Fan sich einst erhoffte, und massentauglich ist er schon mal gar nicht. Aber für Freunde, die sich ungewöhnlicher Stoffe auch ohne Trash-Denken nähern können, werden auf einen überraschend gelungenen Film stoßen, von dem mir in dieser Art kein vergleichbarer einfallen will. Schon wenige Jahre später wäre solch ein Werk nicht mehr denkbar gewesen. Die Inszenierung spricht die typische frühe 80er Jahre-US-Horror-Sprache, in welcher noch ein Hauch 70er-Atmosphäre mit atmen durfte. Eine solch hanebüchene Story in solch einem wirkungsreichen Gewandt zu erleben, rein von dem Spannungsbogen der Ermittlungen der Hauptfigur lebend, habe ich in solch einer konsequent ernsten und pessimistisch erzählten Art noch nicht erlebt.  OFDb

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