04.05.2017

DER TAG, AN DEM DIE ERDE STILLSTAND (1951)

Der für die 50er Jahre Science Fiction-Welle recht früh entstandende „Der Tag, an dem die Erde stillstand“ hat nichts mit den Invasions- und Monsterfilmchen besagter kommender Welle zu tun. Er gehört zu den humanistischen Werken des Genres, die einen moralischen Appell an ihr Publikum richten. Eine fliegende Untertasse und ein Roboter sind die einzigen übernatürlichen Besonderheiten, die als Gimmick enthalten sind, der Rest ist dank der professionellen Inszenierung von Robert Wise eine ernstzunehmende Geschichte, und in deren Rahmen wissen sogar das Ufo und der Roboter weit weniger lächerlich zu wirken, als derartige Besonderheiten aus Konkurrenzfilmen.

„Der Tag, an dem die Erde still stand“ (Alternativtitel) hat das Herz am rechten Fleck. Er warnt vor kommenden Waffen, ist ein Appell gegen den Krieg. Trotz seines erhobenen Zeigefingers wirkt er dennoch nie zu moralinsauer, dafür kommt die Inszenierung zu verspielt daher. Klatuu lächelt schelmisch, wenn der Mensch scheinbar wichtige Dinge sagt und sich doch nur wie ein Kind benimmt. Klatuu soll den Menschen wachrütteln, ihn erziehen, wie ein Vater, aber er ist ein verständnisvoller Vater, einer der manches Mal nur den Kopf schütteln kann, wenn er dabei zusehen muss, wie sein Zögling, der Mensch, wieder einmal bockig reagiert.

Ob die Erde zerstört wird oder nicht liegt nicht in seiner Macht, nicht einmal die Aufforderung zum Frieden, oder die Zerstörung der Erde bei Nichtgelingen der Mission. Er ist lediglich ein Verkünder, Jesus lässt grüßen, wie vielerorts zur Figur Klatuu geurteilt wird. Dass Klatuu weit weniger Verständnis aufbringen kann, als es seinem Charakter gerecht würde, liegt an dem engen Zeitplan dem er sich zu unterwerfen hat. Seine Liebe zum Menschen ginge nie so weit um das Ende der Welt zu verhindern, dafür denkt er zu neutral. Er will sich nicht in die Geschichte der Menschheit einmischen, solange andere Planeten nicht betroffen sind. Den Untergang der Erde würde er sich jedoch nicht wünschen. Diese Umschreibung seines Charakters zeigt auf wie durchdacht man im Gegensatz zu den vielen schnell heruntergekurbelten Invasionsstreifen dieser Zeit vorging. Wises Werk ist ein intelligent erzählter Streifen, und der Regisseur schafft es diesen nicht komplett verkopft wirken zu lassen. Das Abenteuer Weltraum spielt stets mit.

Trotz der Schwerlastigkeit der Geschichte und ihrer starken Tendenz Richtung Drama bleibt durch den Blickwinkel des kleinen Jungen doch immer auch der Abenteuergehalt des Science Fiction-Genres erhalten, wenn auch nicht so dominant ausgeprägt wie im Genre sonst üblich. Aber diese Tendenz zur Auflockerung der Gesamtgeschichte durch das Füttern des Kindes im Manne bezüglich der Faszination einer außerirdischen Kultur, zeigt sehr deutlich das Talent von Robert Wise, der es in verschiedenen Genres verstand großartige Werke zu kreieren. Im Science Fiction-Bereich verdanken wir ihm zudem noch den Forscherfilm „Andromeda - Tödlicher Staub aus dem All“ und die erfolgreiche, von Fans aber nicht gern gesehene, Transformation der naiven TV-Serie „Raumschiff Enterprise“ zur ernsthafteren Variante „Star Trek - Der Film“ für die große Leinwand.

In seinen Händen wird „The Day The Earth Stood Still“ (Originaltitel), der auf einer Kurzgeschichte basiert, zu einem reifen Ergebnis, sicherlich mit Blick von heute angereichert mit nostalgischem Charme, aber nicht minder ernst zu nehmen als zur Veröffentlichungszeit. Gute Mimen und eine professionelle Umsetzung sorgen dafür, dass „Der Tag, an dem die Erde stillstand“ eben nicht das vergangene, zu belächelnde Produkt ist, zu das viele andere Werke dieser Dekade geworden sind. So simpel die Botschaft auch aufgedrückt wird, und so Retro wie sich der Schwarz/Weiß-Streifen heutzutage auch schaut, unfreiwillig komisch wirkt das heutzutage keinesfalls. Dafür ist der Film viel zu gut umgesetzt.  OFDb

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