„Horror House 2“ ist eine deutsche Titelgebung, eine erfundene, denn mit „Horror House“ hat er nichts zu tun. Wahrscheinlich dachte wer dass die Parallelen der Geschichte um ein von bösen Mächten heimgesuchtes Haus und das Vorhandensein einer Szene mit einem elektrischen Stuhl bereits ausreichen würden, um das Erfinden eines Fortsetzungsrufes zu legitimieren. Dann hätte aber „Shocker“ bei all seiner Verwandtschaft zu „Horror House“ eher die Ehre gebührt, als dem kleinen italienischen Hexen-Horror, der laut der OFDb einer ganz anderen Horror-Reihe angehört.
Zwar hat „Beyond Darkness“ (Alternativtitel) auch mit dieser inhaltlich nur das unheimliche Treiben irgendwelcher bösen Mächte in irgendeinem x-beliebigen Haus gemein, so dass der Titel „Horror House 2“ genauso viel Sinn ergibt wie der Bezug zu der wahren Reihe, welcher er angehört, doch selbst wenn man aufgibt sich mit solch unnötigen Fragen zu beschäftigen, deren Antworten wahrscheinlich ohnehin nur in der Geldgier irgendwelchem Produzentendenkens zu finden sind, bleibt noch immer die Frage offen, warum der hier besprochene Film als Teil 3 nach „Ghosthouse“ und „Witchcraft - Das Böse lebt“ im Original „La Casa 5“ heißt. Wer weiß, vielleicht haben die User der OFDb auch noch nicht alle Fortsetzungen miteinander verlinkt, eigentlich ist auf deren Wissen und Fleiß jedoch Verlass.
Wie auch immer, „House 5“ (ebenso dämlicher Alternativtitel) ist der etwas arg bemühte Versuch mittels eines Exorzisten-Themas einen kruden Mix aus Spukhaus-Horror, Hexen-Horror und eben besagtem Exorzisten-Horror zu erschaffen. Herausgekommen ist ein oft lose, trotz aufeinander aufbauender Szenen, zusammengeschustert wirkendes Stück Dämonenbekämpfung, das sich trotz ewigem Drehens im Kreise für ein derart billig heruntergekurbeltes Stück 08/15-Horror halbwegs passabel guckt. Claudio Fragasso, der auch für den herrlich dämlichen „The Riffs 3“ verantwortlich war, beherrscht es zumindest eine halbwegs düstere Stimmung über den Film zu legen.
Aber die kann nicht lange jene undurchdachten Zusammenhänge zusammen halten, die Episoden-haft aus jeglichem Exorzismusversuch einen Misserfolg macht, bis es beim letzten Mal schließlich, aus welchem Grund auch immer, doch noch funktioniert. Dass für keinen dieser Versuche ein komplexes Verfahren nötig ist, zeigt immer wieder auf wie wenig mächtig das eigentlich zu bekämpfende Wesen ist. Lediglich dem Autor und seinen Protagonisten scheint das nie aufzufallen. Dabei zeigt doch spätestens der völlig an den Haaren herbeigezogene Fernexorzismus eines älteren Priesters, der sich bislang weigerte das Böse persönlich zu bekämpfen, wie leicht es schließlich war der Hexe Herr zu werden - oder dem Dämon, was auch immer, die Geschichte macht nie ganz deutlich gegen wen oder wieviele man nun tatsächlich kämpft.
Nicht nur dass einige Passagen, gerade den Übertritt in die andere Dimension um ein Kind zu befreien betreffend, sehr direkt bei Spielbergs „Poltergeist“ geklaut ist, auch die Tochter der nervig strahlend fröhlichen Priesterfamilie erinnert stark an die „Poltergeist“-Tochter Carol-Anne, die man dreister Weise dann auch hier Carol genannt hat. Der Autor dachte sich wahrscheinlich, dass diesen dreisten Klau keiner bemerkt, wenn der Sohn anstatt die Tochter in die Zwischenhölle gezogen wird - was ein raffinierter Schurke - aber wir hellen Köpfchen des Allessehens haben sein Spiel durchschaut.
Zumindest jenes was es zu durchschauen gibt in diesem Ideenmix, in welchem selbst der Autor irgendwann nicht mehr durchblickt, und dies obwohl es eigentlich nur um diverse Austreibungen zur Zurückgewinnung besagten Sohnes geht. Aber da sind noch ganz andere Storyelemente vorhanden, die nie genau herausgearbeitet werden und je nach Szene eine andere Gewichtung erhalten. Besonders hervor sticht die Rolle des abtrünnigen Priesterfreundes, bei der man nie begreift, warum er als Gläubiger aufgrund des Kennenlernens der dunklen Seite der Macht, trotzdem ein Nichtgläubiger sein soll.
Er ist von der Kirche verstoßen, dennoch bemächtigt einen Exorzismus durchzuführen, kurz nachdem er höchstpersönlich erwähnt dass er dies als Ungläubiger nicht kann (obwohl er eigentlich an Gott glaubt). Immer wieder heißt es er wurde vom Glauben der Hexe verführt, was nie bestätigt wird. Und als sie selbiges vor unseren Augen tut, schafft es der Abtrünnige erneut zu widerstehen. Erlöst wird er in seinem Sterbemoment jedoch erst von einem echten Priester. Da blicke mal wer durch, trotz erkennbarer Kirchenkritik jemand mit vollkommener Kenntnis als Ketzer zu brandmarken.
Er ist nur eines vieler Elemente aus „Tanz der Hexen I“ (Alternativtitel), die beim Gesamtüberblick so gar keinen Sinn ergeben wollen. Dass freilich auch keine der hier agierenden Person einen Sinn in ihrem jeweiligen Tun erkennen lässt, spielt da schon keine Rolle mehr. Dass der Nonsens auf seine ganz eigene, naiv charmante Art dennoch recht kurzweilig zu schauen ist, liegt neben des bereits erwähnten atmosphärischen Grundtons mitunter auch am Tempo des Streifens, welches die frisch eingezogene Familie bereits nach kurzer Anlaufzeit Dinge erleben lässt, die Familien vergleichbarer Geschichten erst im Finale durchmachen. Aufgrund billigster Spezialeffekte, theatralischen Anbiederungsszenen an Gott und den anderen in dieser Review angesprochenen Punkten kann man Fragassos Film trotz besagter Pluspunkte dennoch freilich zu keinem Zeitpunkt ernst nehmen. OFDb
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