Dass Joe Dante es versteht ironisch mit dem Bereich des Horrorfilmes umzugehen, und dabei dessen Stärken und Schwächen gleicher Maßen herauszuarbeiten, bewies er schon sehr früh mit „Piranhas“, bevor er in den 80er Jahren „Gremlins“ nachschob und mit diesem einen Publikumsliebling schuf, dessen Ruf nach wie vor ungebrochen ist. Im weniger bekannten „Amazonen auf dem Mond“, der Fortsetzung von „The Kentucky Fried Movie“, und in dem völlig unterschätzten „Meine teuflischen Nachbarn“ bewies er es auch in Zeiten, in denen seine Filme längst nicht mehr so gut ankamen, wie zu Dantes populärsten Zeit, dass ihn dieses Talent nicht verlassen hat. Wirklich rundum funktionieren wollten erst „Matinee“ und „Small Soldiers“ nicht mehr, jedoch liegt das bei Erstgenanntem keineswegs daran, dass der Regisseur es nicht mehr verstehen würde verspielt mit dem Horror-Genre umzugehen.
Diese Momente gehören in der mit John Goodman in der Rolle des Woolsey besetzten Komödie zu den Höhepunkten des Streifens. Ob man parodistische Filmplakate nicht existierender Monsterfilme sichten darf, deren Trailer oder den Film „Mant“ immer wieder Richtung Finale eingeblendet in gar nicht mal so knapper Spielzeit, diese Elemente weisen nicht nur eine gekonnte Pointensetzung auf, sondern beweisen sich auch als gut beobachtete Verarbeitung der tatsächlichen Monsterfilmstoffe der 50er Jahre.
Wer sich mit der Materie auskennt erkennt deutliche Verweise auf „Die Fliege“ und Co, und in der Rolle des Woolsey spiegeln sich zum einen Regielegende Alfred Hitchcock wieder, als auch B-Filmer William Castle, dessen Spielereien während der Vorführung von „Schrei, wenn der Tingler kommt“ deutlich Pate für jenen Heckmeck standen, den Woolsey bei seiner Premiere zu „Mant“ im Kinosaal veranstaltet, einem Film über einen Mann, der zur Ameise mutiert.
Der Mut zu Albernheiten weiß „Matinee“ mitunter seine besten Momente zu bescheren. Ob man bei der Figur eines Gedichte schreibenden, durchgeknallten Rebellen zum Lachen angeregt wird, oder bei den wundervoll dämlichen Dialogen in Woolseys Film, in diesen Momenten befindet sich Dantes Komödie auf einem Hoch. Und auch wenn man meinen sollte dass die im Hintergrund ablaufende Kubakrise ein gekonntes Beispiel dafür ist, warum Monsterfilme in den 50er Jahren so gut ankamen und der Film sich damit auch an anderer Stelle als gut beobachtend beweist, so durchdacht angegangen wie sie sich phasenweise immer wieder schaut, kann sich die Hauptgeschichte nicht wirklich von dem Problem lösen, eine Spur zu gleichgültig ausgefallen zu sein.
Der Film wird aus der Perspektive des blass besetzten Gene erzählt, dessen kleine Teenie-Problemchen inmitten des aberwitzigen Szenarios um Woolsey und seine Filme herum weder interessieren, geschweige denn anzustecken vermögen. Ein romantisches Techtelmechtel im Luftschutzbunker, ein Moment der höchst emotional hätte ausfallen können, zumal das junge Paar denkt die letzten Menschen auf Erden zu sein, verkommt zu einer fast gleichgültig wirkenden, austauschbaren Szene, wie so vieles was dem voraus ging. Während die Nebenfiguren dem Film Leben einhauchen (u.a. auch Genes Freund und dessen Love Interest), bremsen die Abenteuer und die Gefühlswelt Genes „Matinee“ immer wieder aus.
Dieses Manko kann dessen Unterhaltungswert zwar nicht zerstören, eben weil genügend positive Faktoren dagegen steuern, allerdings lassen es diese mauen Momente nie zu, dass sich „Matinee - Die Horrorpremiere“ (Alternativtitel) zu dem großen Komödienereignis entfalten könnte, welches eigentlich in ihm steckt. Immer wieder erkennt man das Potential einer grandiosen Horrorfilm-Parodie. Aber im Bereich der alltäglichen Komödie und dem Hauch Jugend-Drama, welches durch die Geschichte weht, verlassen Dante seine erzählerischen Talente, so dass man sich wünscht, er hätte wie einst einfach einen augenzwinkernden Horrorfilm oder eine Komödie besagten Genres abgeliefert, anstatt in der Realität angesiedelt mit Metaebenen zu arbeiten.
Unerklärlich für mich ist, dass Dante es nicht einmal schafft die Monsterfilmbegeisterung Genes auf den Zuschauer zu übertragen, der zu einem guten Teil sicherlich selbst zu dieser Gattung Publikum gehört. Wenn Gene für kurze Augenblicke sein Idol Woolsey privat und während der Arbeit begleiten darf, fehlt das Gefühl der Erfurcht, das Gene empfindet ebenso wie das Gefühl der Enttäuschung, wenn der Regisseur sich mit seinen billigen Tricks als viel zu menschlich erweist, als dass er dem Idolbild eines Teenagers gerecht werden könnte. Lediglich wenn es darum geht Amerika im Belügen seiner Mitbürger im Umgang mit Strahlenschutz zu entlarven, ist „Matinee“ auf dem selben Hoch wie in seiner Monsterfilm-Parodie. Der mittelmäßigen Hauptgeschichte tut es gut solche treffsicheren Nebeneinflüsse zu besitzen, lohnt es sich doch somit trotzdem zum Film zu greifen. OFDb
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