Gleich vorweg: es ist schwer „Der Mann mit der Todeskralle“ zu sichten, bzw. über ihn zu schreiben, wenn man seit etlichen Jahren immer wieder einmal „The Kentucky Fried Movie“ gesehen hat, dessen Hauptepisode sich den hier besprochenen Film zur Brust nahm. Der war schließlich spätestens durch den viel zu frühen Tod von Bruce Lee kurz nach Drehende zum Kultobjekt geworden, und wenn man einmal ehrlich ist verdient er es mit seinen offensichtlichen Schwächen auch parodiert zu werden. Allerdings klingt das strenger als ich es meine, mag ich den Streifen doch. Allerdings bietet er tatsächlich allerhand Material, das geradezu danach schreit parodiert zu werden.
Davon einmal abgesehen hat der Kampfsportfilm-erfahrene Regisseur Robert Clouse, der auch mit Jackie Chan „Die große Keilerei“ drehte und mit „Night Eyes“ Anfang der 80er Jahre in der Ausnahme auch mal einen Horrorfilm abgedreht hat, einen kurzweiligen Film mit simpler Story abgeliefert, die eigentlich ohne große Umschweife das bietet, was der Fan des Genres auch sehen will. Lee präsentiert abwechslungsreiche, eigens choreographierte Kampfmethoden inmitten einer schlicht gehaltenen Gut-Böse-Story, die zwar in ihrer Personen-getrennten Einführung zunächst etwas umständlich beginnt, sich spätestens auf der Insel angekommen aber schleunigst entknotet, so dass dem Mix aus Kampfsportfilm und Spionagekrimi, in einem zu Gunsten der Action hochgradig unterschiedlichem Gleichgewicht, nichts mehr im Weg steht.
Die pulpige 70er Jahre-Musik weiß gekonnt das zwischen professionell und unbedarft wirkende Szenario zu unterstützen, und dank einer Co-Produktion zwischen Hongkong und den USA ist in einer großen Nebenrolle zudem John Saxon besetzt, den man spätestens durch „Nightmare - Mörderische Träume“ kennen sollte. Der ist Anfang der 70er Jahre noch wesentlich schlanker und körperlich agiler und schlägt sich dementsprechend recht wacker neben dem Profi Lee, auch wenn er an dessen Können freilich kaum heranreicht.
Dank sympathischer Sprecher lohnt sich auch das Sichten in der Deutschvertonung. So wird der Oberbösewicht beispielsweise von der Stammstimme Michael Caines gesprochen, und da tut es einem regelrecht leid, dass dieser so selten zu Wort kommt, so ironisch wie sich diese Besetzung anhört. Der augenzwinkernde Umgang passt hervorragend zu einem Plot, der nicht wirklich Sinn ergibt. Warum man einem zukünftigen Opfer zuvor die Herstellung der Drogen zeigt, warum man die Insel nicht schon zuvor einnimmt, wenn doch bekannt ist, dass dort niemand Schusswaffen trägt und warum es ausgerechnet Lee sein muss, dessen Einsatz eigentlich seinem Kodex aus der Shaolin-Lehrzeit widerspricht, das weiß höchstens Autor Michael Allin, wahrscheinlicher ist es jedoch, dass ihm die Lücken seiner Geschichte einfach egal waren.
„Enter the Dragon“ (Originaltitel) ist kein geistreicher Klassiker a la „Die sieben Samurai“, er ist ganz offensichtlich für den kurzweiligen Unterhaltungswert hergestellt, quasi Action-Fast Food mit gekonnten Kampfsporteinlagen. Aber er ist ein sympathisches Werk dieser Gattung und wurde derart bekannt, dass der Markt nach noch mehr Bruce Lee-Filmen schrie, unabhängig davon ob er tot war oder nicht. So erschienen noch einige Mogelpackungen mit Resteverwertungen von Bruce Lee-Aufnahmen, und in Deutschland trickste man zudem noch eine Fortsetzung des hier besprochenen Filmes, indem man ein zuvor gedrehtes Werk mit Bruce Lee einfach „Die Todeskralle schlägt wieder zu“ nannte. OFDb
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