Die Zivilisation besteht noch, aber sie steht auf wackeligen Beinen. Ihr Ende ist in Sicht. Die Polizei ist kaum noch in der Lage gewaltfrei für Gerechtigkeit zu sorgen. Max betont in einer Szene, der Unterschied zwischen der Polizei und den zu bekämpfenden Wilden sei nur noch das Abzeichen. Er glaubt noch rechtzeitig abspringen zu können, aber egal wohin es einen zieht, die Anarchie macht sich breit. Eine Familie ist nirgendwo mehr sicher. Der Schein und das Vertrauen auf Altbekanntes trügt. Das muss Max bitter erfahren, bis er schließlich zu dem wird, was er verhindern wollte: ein Outlaw auf der Straße, der im Kampf nur noch mitmischt anstatt die gute Sache zu vertreten. Er rächt sich auf selbem Niveau, und man benötigt nicht erst einen Teil 2 um zu erkennen, dass sein Zustand sich danach nicht rehabilitieren wird.
George Miller inszeniert den Film minimalistisch. Mit schlichten Mitteln erweckt er eine trostlose Zukunft, eine Art Zwischenbereich zwischen der unseren Realität und jener aus „Mad Max 2“. Überall bröckelt es, der Krieg findet auf den Straßen statt. Selbst ein Mann wie Max, der diesen Kampf jeden Tag miterlebt, unterschätzt wie weit die Gesellschaft bereits abgerutscht ist. Nach dem Verlust der Familie hat er nichts mehr zu verlieren, und Miller präsentiert uns Max‘ Selbstjustiz frei jedweder Moral oder Kritik. In einer Welt, in welcher der Straftäter durch Gesetzeslücken frei kommt, hält Max sein Tun für gerechtfertigt und tritt damit in die Fußstapfen von „Dirty Harry“. Der Zuschauer darf dies entweder ebenso sehen oder nicht, da mischt sich Miller, der am Drehbuch mitgeschrieben hat, nicht ein.
Max ist mit dem damals noch sehr jungen Mel Gibson überraschend unspektakulär besetzt. Er ist noch kein harter Haudegen, und rein optisch würde man ihm seinen täglichen Kampf auf den Straßen nicht ansehen. Gibson wirkt in der futuristischen Polizeikluft ebenso glaubwürdig wie als liebender Familienvater, aber wie ein harter Hund sieht er nun wirklich (noch) nicht aus. Da es mimisch zudem zu dieser Zeit beim guten Mel noch zu wenig zu holen gab, musste Miller durch seine rasante, direkte und brutale Inszenierung für den nötigen Wandel vom Ehrenmann zum Rächer sorgen, damit die Geschichte trotz Milchgesicht glaubwürdig bleibt.
Was Gibson in jungen Jahren noch nicht aufzufangen weiß, erledigt somit der Regisseur, und der macht seine Sache so gut wie es das dünne Drehbuch zulässt. Zwar weiß der trostlose Blick in die nahe Zukunft und der Minimalismus auf der einen Seite zu gefallen, da aber die Action wesentlich mehr im Vordergrund steht als eine brauchbare, mit zu empfindende Dramaturgie, fühlt sich der Gesamtfilm trotz sättigender Optik ereignisreicher Szenen ein wenig leer an. Dies nicht in solch einem Maße, dass „Mad Max“ nicht zu funktionieren wüsste, aber doch eine Gleichgültigkeit ausstrahlend, die ihn daran hindert eine Höchstleistung zu entfalten. Gesehen haben sollte man diesen ungewöhnlichen Film aber durchaus mindestens einmal. OFDb
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