09.07.2017

TINTORERA! - MEERESUNGEHEUER GREIFEN AN (1977)

Wer zusehen will wie ein mürrischer Egomane trotz seiner unsympathischen Art reihenweise Frauen abschleppt, der ist bei „Tintorera! - Meeresungeheuer greifen an“ im richtigen Film. Wer hingegen einen billig im Fahrwasser von „Der weiße Hai“ abgedrehten Ableger erhofft, der wird den Großteil des Streifens mit der Fernbedienung vorspulen müssen oder noch besser einen weiten Bogen um René Cardonar Jr.‘s Film machen, gibt es doch außer echter Unterwasseraufnahmen von friedlich vor sich hin schwimmender Haie lange Zeit nichts anderes zu diesem Thema zu sehen. Freilich gibt es dies auch nicht, wenn der Hai doch mal hin und wieder einen Menschen ins Jenseits befördert, werden Realaufnahmen der Bestie und des Opfers doch so schlecht aneinandergepappt, dass da nie Stimmung, geschweige denn eine glaubwürdige Attacke, stattfindet.

Meist baggert Stephen, gespielt vom nicht spielen könnenden Hugo Stiglitz, aber ohnehin nur allerhand Weibchen an. Zunächst per Fernglas aufgelauert für sich allein (ein wenig an seine Rolle in „Die Rache der 1000 Katzen“ erinnernd), schließlich vereint mit seinem Kumpel Miguel, dem er drei Szenen zuvor noch aus Eifersucht die Fresse polieren wollte. Mexikaner sind halt wahre Männer, die auch gerne mal wetten wer als erstes ein auserkorenes Mädel ins Bett bekommt. Auf solche Asozialen steht das schwache Geschlecht an diesem Strand, ach was, eigentlich auf alles was baggert, denn selbst zwei Mexikaner, die gerade zwei Urlauberinnen auf ihrem LKW vergewaltigen wollen, werden überrascht, indem die beiden jungen Frauen, die ihr Opfer werden sollten, bereitwillig ihre Höschen ausziehen.

Um dies mitzuerleben muss man jedoch die auf DVD erhältliche Zwei-Stunden-Fassung sichten, wurde „Tintorera! Tigerhaie greifen an“ (Alternativtitel) seinerzeit in Deutschland doch auf unter 80 Minuten geschnitten, was in diesem Falle ein Segen gewesen sein dürfte. Bei all dem lahmen Getue wette ich darauf, dass selbst diese Fassung ihre Längen aufgrund inhaltlichen Leerlaufs haben dürfte. Die Langfassung im Deutschton wird zudem zu einer nervigen Angelegenheit, weil wirklich ständig die Schere angesetzt wurde und das Verwenden des Originaltons somit nicht nur zur Ausnahme stattfindet, sondern in ähnlicher Gewichtung zu den Synchronszenen. Wenn dann noch der Untertitel fehlt, wie auf der unglaublichen Sharkbox, nervt das Ganze geradezu penetrant, zumal es erst ab der 10. Minute die erste deutsch gesprochene Szene zu erleben gibt.

Wer aufgrund des Titels glaubt neben Haie würden auch Meeresungeheuer ihr Unwesen treiben, der hat sich von einem reißerischen Titel in die Irre führen lassen. „Tintorera“ ist lediglich ein Hai-Horror, und dies auch nur in wenigen seiner Szenen und ein lahmer noch dazu. Zudem geht es aufgrund des Haijagd-Themas den Viechern mehr ans Leder als den Menschen, was aufgrund echter Tötungsszenen einen bitteren Beigeschmack hinterlässt. Die Helden sind nun einmal wahre Männer, und diese gehen nicht nur auf Hasenjagd, sondern suchen auch den Schwanzvergleich zu den Tigern der Meere. Freilich ist der komplette Film so blödsinnig ausgefallen wie der vorangegangene Satz, allerdings ohne dabei ein unfreiwilliger Trash-Tipp zu werden. „Tintorera“ ist ein tolles Schlafmittel und sollte in Apotheken als solches verkauft werden, anstatt in DVD-Geschäften als Hai-Horror.  OFDb

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