21.03.2018

SHARK LAKE (2015)

Normaler Weise muss sich ein Filmschaffender mittlerweile einen besonderen inhaltlichen Aufhänger einfallen lassen, um mit einem Horrorfilm über einen Killerhai auf sich aufmerksam zu machen: z.B. auf einer kleinen Insel kurz vor der Flut festsitzend wie in „The Shallows“, mehrere Köpfe besitzend wie in „2-Headed Shark Attack“ und seinen Fortsetzungen, ein Mischwesen kreieren wie in „Sharktopus“ oder noch besser in „Monster Shark“, von dem die Idee geklaut wurde, oder legendär die bekloppte Idee eines „Sharknado“. All diese mal mehr, mal weniger ausgeflippten Ideen waren nicht nötig, um mein Interesse für „Shark Lake“ zu wecken, denn nicht der ungewöhnliche Ort des Sees, an dem ein Hai tätig wird, war an diesem Projekt interessant (zumal es mit „Sand Sharks“, „Snow Sharks“, "Bait - Haie im Supermarkt" und „Swamp Sharks“ weit exotischere Orte gab, um einen Hai auf die Menschheit loszulassen), sondern die Anwesenheit Dolph Lundgrens. Welch herrlich plumpe Idee, dachte ich mir, einen alten Action-Haudegen auf einen Killerhai stoßen zu lassen, um ihn den Garaus zu machen.
 
Nennt mich naiv, aber ich dachte ein mit Lundgren produzierter Hai-Horror hätte zumindest das Produktionsniveau der Schnellschuss-Statham-Filmchen, die immer zwischen den echten Highlights gedreht werden. „Shark Lake“ stellte sich jedoch schnell als besonders preiswert umgesetzt heraus, nicht auf dem total schrottigen Niveau eines „Jurassic Shark“ angesiedelt, aber auch nicht teurer als eine durchschnittliche Asylum-Produktion. Selbst Lundgren dürfte nicht viel gekostet haben, werden seine kurzen Auftritte doch immer billig in die tatsächliche ohne ihn stattfindende Hauptgeschichte hineingeschnitten, um zu suggerieren, dass der im Vor- und Abspann Erstgenannte der Hauptakteur des Streifens wäre. Mit der tatsächlichen Hauptfigur darf er erst 10 Minuten vor dem Abspann zusammen tätig werden und damit auch endlich aktiver Teil der eigentlichen Geschichte werden. Freilich geht ein Lundgren mit Maschinenpistole auf Hai-Jagd, darf mit dieser auch mal ballern, letztendlich ist aber die Polizistin diejenige Welche, die den Hai mit dieser Waffe zur Strecke bringt. Actionfreunde Lundgrens (sofern es die noch gibt) werden verärget sein bei so wenig Action, zumal sie ihrem Helden zuvor nur dabei zusehen durften, wie dieser einen Verbrecher verkloppt.

„Shark Lake“ ist preisgünstig und dämlich zugleich, und das beschert ihm immerhin einen leichten Unterhaltungswert, der ihn vor der Langeweile bewahrt, die manch andere Gurke zu diesem Thema besitzt. Es kann Vergnügen bereiten die ganzen Unzulänglichkeiten zu sichten, die der Film zu bieten hat. Eine der unfreiwillig komischsten findet sich am Schluss, wenn den Storyverantwortlichen aufgefallen ist, dass es ja auch noch einen kriminellen Auftraggeber Grays gegeben hat, der den Blondling nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis erpresst hat, um an seinen Hai zu gelangen (was Gray zu keinem Zeitpunkt interessiert, obwohl das Wohl seiner Tochter auf dem Spiel steht). Die Haie sind getötet (und dies recht unspektakulär), man schreitet dem Happy End entgegen. Also zeigt man schnell noch kurz wie der Mafiosi verhaftet hinten im Auto sitzt, während Lundgren einen schadenfrohen Satz loslassen darf. Warum der Mann verhaftet werden konnte, wie dies geschah und warum er dort vor Ort ist wird nicht erklärt, Hauptsache der Schlussstrich einer völlig unnötig eingebrachten Rahmenhandlung, die nie Anschluss an die tatsächlich erzählte Geschichte fand, ist gezogen.

Aber die Schwächen dieser peinlichen Produktion finden sich bereits in der Hauptattraktion des Streifens, womit ich die Haie und nicht den Lundgren meine. Die dürfen freilich billig animiert zuschlagen, jedoch werden solche Szenen in der ersten Hälfte, wenn sie denn mal das Drama um die Adoption und den verbrecherischen Vater unterbrechen dürfen, immer eine Spur zu spät eingesetzt, so als hätte die Attacke begonnen, bevor der Kameramann den Record-Knopf gefunden hat. Als Found Footage gedreht, hätte diese Art der Kostenersparnis tatsächlich diesen Eindruck hinterlassen, da „Shark Lake“ jedoch in klassischer Erzählform abgefilmt ist, stößt diese Herangehensweise der Budgetreduzierung regelrecht vor den Kopf. Wenn nun noch aufgesagte Texte in die Kamera nach einem Szenenschnitt hinzukommen, die sich nicht als Bestandteil einer flüssig laufenden Kommunikation anhören (wohlgemerkt im Originalton!!!), dann erkennt man, dass nicht nur die Schauspieler so gar nichts taugen, sondern auch Debutfilmer Jerry Dugan mit seiner eigens mitfinanzierten Produktion völlig überfordert ist.

Man muss nichts schön reden, lustige Schrottszenen und die Abwesenheit von Langeweile hin oder her, „Shark Lake“ ist trotz all seiner unterhaltsamen Defizite und seiner fast schon sympathischen Zuschauertäuschungsversuche lediglich als schlecht zu bezeichnen, als Trash-Granate a la „Octaman“, „Rabbits“ und „Robot Monster“ taugt er nichts. Einen derartig enormen Unterhaltungswert besitzt er immer nur kurzfristig, so dass man aus dem Streifen selbst im vorhandenen saudämlichen Zustand nicht mehr machen muss, als er ist: eine Filmgurke, der man zugegebener Maßen einen gewissen Sympathiereiz im Trashbereich nicht absprechen kann, die diesbezüglich aber keinesfalls zur Empfehlung wird.  OFDb

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