23.06.2018

KAKASHI - DAS DORF DER VOGELSCHEUCHEN (2001)

Mit "Ju-on", "The Call", "The Eye" und "Dark Water" waren im Zuge der "Ring"-Welle einige erfolgreiche Produktionen gefolgt, die alle Fortsetzung und/oder US-amerikanische Neuverfilmungen beschert bekommen haben wie ihr Vorbild. Inmitten dieser Werke gingen einige verwandte Gruselfilme unter, so auch "Kakishi - Das Dorf der Vogelscheuchen", der 2001 erschienen mitten in der Hochzeit besagter Welle früh am Start war. Dass er weniger wahr genommen wurde als die Vergleichsfilme verwundert nicht, hat er doch keinen besonderen Aufhänger zu bieten, abgesehen vom Thema der Vogelscheuchen, welches von "Die Nacht der Vogelscheuche" an bis hin zu "The Messengers 2" oftmals im Horror-Genre aufgegriffen wurde, wenn für meinen nimmersatten Geschmack auch nicht oft genug. Das war auch der Grund warum mich ein Sichten des hier besprochenen Nachzüglers reizte, der auch mir mit wenig vorangegangenen Erwartungen ein wenig zu gesichtslos erscheint.

Der Film beginnt mit einem klassischen Rätsel, welches zu dem üblich verschwiegenen Dorf führt, wie man es aus etlichen Gruselfilmen kennt. Das Liegenbleiben in einem Tunnel bietet nicht nur eine wundervolle Symbolik, es hinterlässt auch etwas aufwühlendes aufgrund der Länge und Enge des Tunnels. Doch bereits hier besteht aufgrund der geringen Bewohnerzahl des Dorfes Kozukata und den dementsprechenden wenigen Besuchern des Ortes kaum eine Gefahr, welche dem Unbehagen folgt, kann man an einem solchen Ort das Auto doch unbesorgt lange Zeit stehen lassen, ohne einen Unfall befürchten zu müssen. Von nun an folgt das typisch abweisende, schweigende und geheimnisvolle Verhalten der Dorfbewohner, sprich das übliche Hinhalten beginnt, aber da "Scarecrow" (Alternativtitel) angenehm routiniert erzählt ist findet keine Langeweile in dieser Phase statt. Andeutungen machen neugierig auf mehr, das Vogelscheuchenthema signalisiert zwar wohin die übernatürliche Reise geht, aber nicht ob die Strohpuppen zum Aggressor werden wie in den üblichen Beiträgen eines Vogelscheuchen-Horrors oder nicht.

So ruhig und fast belanglos wie "Kakashi" (Originaltitel) in dieser Phase vor sich hin plätschert, so bleibt er überraschender Weise die komplette Laufzeit über. Zwar passiert gelegentlich tatsächlich etwas mehr als die Visionen und Alpträume mit denen zuvor Zeit gestreckt wurde, aber der Stil des Films ist derart unaufgeregt gewählt, dass man fast nicht einmal mehr von einem Gruselfilm sprechen kann, so spannungsarm wie Norio Tsurutas Regiearbeit ausgefallen ist. Bedenkt man, dass der Film auf einem Comic basiert und vier Autoren, inklusive des Regisseurs, am Drehbuch mitgeschrieben haben, kann man sich über das inszenatorisch wie inhaltlich gleichermaßen schlicht ausgefallene Ergebnis schon ein wenig wundern. Losgelöst von dem Wunsch einen Grusler zu sichten funktioniert "Kakashi" als eine Art Mystery-Krimi jedoch auf durchschnittliche Art recht ordentlich, so dass er sich zumindest für mich nicht als Fehlgriff erwies.

Dennoch steckte mehr Potential in dem Werk, vielleicht auch bereits angegangen in der Printvorlage, die ich nicht kenne. Die mysteriöse Identität des Polizisten im Finale hätte bei näherer Beachtung dieses Elements zu einer spannenden Vogelscheuchen-Variante von "Die Frauen von Stepford" werden können. Und dass die stets inzestuös angedeutete Motivation der Heldin ins Leere läuft und nur ganz am Schluss auf sehr subtile Art wahrhaftiger thematisiert wird, ist besonders schade zu nennen, hätte man aus diesem interessanten Aspekt doch tatsächlich reizvolle Szenarien rund um die Eifersucht eines Rachegeistes stricken können. Dieser Ansatz ist nicht der einzige der fast komplett ins Leere läuft, so dass "Kakashi" eher zerfahren als tatsächlich durchdacht wirkt. Da ihm eine hervorhebenswerte Optik fehlt, kann man dem inhaltlich schwächelnden Werk auch keine künstlerische Ambitionen als Haupteckpfeiler attestieren. 

In mauer Besetzung und ebensolcher Regie wäre der Vogelscheuchenfilm somit gewaltig abgestunken. Aber die Professionalität der Beteiligten vor und hinter der Kamera lassen das eigentlich müde Treiben zumindest auf angenehme Art 90 Minuten belanglos verstreichen, vorausgesetzt man geht mit wenigen Erwartungen an ein solches Werk heran und kann sich auch an stilleren Elementen einer nach mehr klingenden Geschichte erfreuen. Wer den gut versteckten Hinweis auf "Das zauberhafte Land" erkennt, hat nicht nur die nötige Spürnase für die subtile Erzählweise bewiesen, die man benötigt um mit dem Film etwas anfangen zu können, sondern auch gleich den sympathischsten Bonus des Streifens für sich entdeckt.  OFDb

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