Nur wenige Jahre nach "Pi" entdeckten auch die Japaner ihre Faszination der Spiralen für den Bereich des phantastischen Films. Was so kurz nach dem Welterfolg von "Ring" einer von etlichen billigen Nachfolgern hätte werden können, erhält im Gegensatz zu "The Call" und Co ein eigenes Gesicht. Zwar beginnen beide Geschichten mit einer rätselhaften Ausgangslage, die es zu lösen gilt, allerdings sorgen die mysteriösen Ereignisse in "Uzumaki" dafür, dass die Recherchen nicht bis zu ihrem Ursprung gelangen, wie im berühmten Vergleichsfilm, sondern dieser ein übernatürliches Mysterium bleibt, der sich spiralartig auf den Ort des Fluchs ausbreitet und in einer Zeitspirale gefangen hält.
Bis "Spiral" (Alternativtitel) seine Andersartigkeit offenbart dauert einige Zeit. Der in Kapitel unterteilte Film beginnt geradezu klassisch ruhig, erzählt als rätselhafter Gruselfilm, der die Dramaturgie und Charakterisierung seiner Protagonisten zunächst gekonnt in den Vordergrund stellt und über diese überhaupt erst den Bogen zum Mysterium schlägt, dargestellt durch eine ominös anmutende Sammelleidenschaft, die den Menschen im näheren Umfeld des Sammlers unheimlich vorkommt. Erst mit Beendigung des ersten Kapitels erfahren wir, dass diese Furcht vor dem skurrilen Hobby berechtigt ist, wird man doch mit einem Spezialeffekt aus dem bislang gezeigten Realismus hinaus katapultiert, aufgrund der Bodenständigkeit zuvor nicht wissend ob man das zuletzt Gesichtete für filmeigene Realität halten soll oder nicht.
Zwar dauert es von nun an noch immer, bis sich "Vortex" (Alternativtitel) zur völlig stileigenen Groteske hoch schaukelt, schließlich hält noch lange Zeit das klassische Gruselfilm-Szenario an, aber so nach und nach wird die Schraube der schrägen Zutaten passend zur Spiralsymbolik hochgeschraubt, bis wir uns in einem irrwitzigen Szenario wiederfinden, das uns auf überraschend nüchterne Art wahnwitzige Bilder vor die Augen setzt. Das Mysterium des Spiralfluchs wird nicht ansatzweise gelöst. Den Verantwortlichen des Streifens geht es einzig darum uns in diese andere Bewusstseinsebene zu entführen, indem man uns die Übergangszeit vom ursprünglichen Normalzustand zum zukünftig, uns grotesk erscheinenden, offenbart.
Das ist interessant erzählt, gut gespielt, toll fotografiert und hervorragend getrickst, ist andererseits aber auch nicht so spannungsgeladen ausgefallen wie manch anderer Horrorbeitrag Japans. Das Mysterium wird weniger über Gruselmomente erzeugt, als viel mehr über den Weg der Überrumpelung, dem Spiel mit dem Grotesken. Und so sehr das auch zu faszinieren weiß und zu keinem Zeitpunkt für Desinteresse sorgt, komplett einnehmen konnte mich der Film bei aller Sympathie trotzdem nicht für seine herrlich abgedrehte Idee. Der letzte Kniff Raffinesse fehlte mir, um "Uzumaki" als das große Werk zu sehen, das er mancher Orts für Cineasten geworden ist. Ein Individualitätsbonus steht dem Streifen definitiv zu, aufgrund seines etwas zu gewöhnlichen dicken Rahmens, in welches das Groteske getaucht ist, aber auch nur ein kleiner. OFDb
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