"Die Simpsons - Der Film" ist in einer Zeit entstanden, in welcher die Serie längst nicht mehr die hohe Qualität der ersten 10 Staffeln besaß. Mit Blick auf die gerade einmal ein müdes Lächeln auslösenden späten Abenteuer der gelben Familie kann man zumindest erleichtert sein, dass das Ergebnis des bislang einzigen abendfüllenden Trickfilmes irgendwo dazwischen ausgefallen ist. Zwar stört es dass das Langfilmformat inhaltlich für keine wirklich erzählenswerte Geschichte genutzt wurde, so dass sich der Streifen eher wie drei aneinander gereihte, inhaltlich leicht verbundene Episoden anfühlt, anstatt wie eine durchgehende, sich weiterentwickelnde Geschichte - und auch das Verwenden übernatürlicher Elemente nervt, der Zwang zur Versöhnung und die Keule, mit der clevere Ideen so gar nicht mehr zu übersehen sind - tatsächlich ärgerlich ist auf der Negativseite jedoch lediglich zu nennen, dass lieb gewonnene Rahmenfiguren zu wenig Beachtung geschenkt bekommen, während die Kernfamilie radikal in den Vordergrund gehievt wird.
Mit allem anderen kann man sich bei heruntergeschraubten Erwartungen arrangieren, steht auf der Habenseite neben einer beeindruckenden Animation doch eine in der späten Serienphase kaum noch auffindbaren Pointentreffsicherheit, und die weiß gerade in der Hauptthematik des Umweltschutzes hervorragend zu funktionieren. Das beginnt damit, dass die für ihren grünen Daumen berühmte Punk-Band Green Day während eines Konzertes nur deshalb die Umweltproblematik anspricht, weil ihre schwimmende Bühne von Giftstoffen zerfressen wird (was ausreicht um vom genervten Publikum gnadenlos ausgebuht zu werden). In einer anderen Szene zu Beginn freut sich eine alte Dame das Mädchen wiederzusehen, welches einst ihrer Katze das Leben rettete, doch als sie hört dass das Kind klingelte um über die Umweltzustände in Springfield zu reden, knallt sie dem Störenfried die Tür undankbar und genervt vor der Nase zu.
Das wirklich bemerkenswert am Satiregehalt des "Simpsons Movie" (Originaltitel) ist jedoch, dass er dem amerikanischen Publikum nicht nur das Desinteresse am Umweltschutz vorwirft, die Autoren beweisen diesen Missstand geradezu, wenn sie in einer mysteriösen Botschaft von EPA sprechen und jeder rätselt was dies bedeuten könnte, inklusive des Publikums, und man kurz darauf erfährt, dass es sich hierbei um die tatsächlich existierende amerikanische Behörde für den Bereich Umweltschutz handelt. Autsch, das tut weh, so treffsicher wie hier Desinteresse entlarvt wird, ähnlich treffsicher angegangen wie die Eingangssequenz des Kinofilms der Gelben, in welcher man genial von Homer vorgeführt wird für etwas Kinogeld zu bezahlen, was man im Fernsehen gratis hätte gucken können. Die Beispiele zeigen wie sowohl auf banaler, als auch auf intellektueller Ebene die Satire des Streifens zu wirken weiß.
Wer sich im reichhaltigen Universum der Serie "Die Simpsons" auskennt bekommt freilich mehr zu lachen als Neulinge, aber auch für diese ist der Langfilm, von dem Simpsons-Schöpfer Matt Groening zur Zeit behauptet er bleibe der einzige, mit konzipiert, sprich Unerfahrene der Serie bekommen genug zu lachen, um ebenfalls gut unterhalten zu werden. Allerdings könnte denen aufgrund des mangelnden Wissens um Insider- und Running Gags die platte Geschichte eher stören als dem Stammpublikum, ist doch nicht nur der rote Faden der einzelnen Stationen arg dünn geraten, sondern die Lösung der Probleme arg unkreativ eingebaut.
An anderer Stelle kann man jedoch nicht über mangelnde Kreativität klagen. Ob es die kurzen Sequenzen um Präsident Schwarzenegger sind, das Zurschaustellen von Barts Pimmel, indem man die angewandte Prüderie des amerikanischen Kinos parodiert, oder interessante Verletzungen Homers konstruiert (zugegeben: eine Pflicht in einem Simpsons-Produkt): "Die Simpsons - Der Film" hält immer was zu lachen parat, mal überraschend mutig, mal alte Ideen aufwärmend, mal flach hoch zehn, mal tiefsinnig, aber eigentlich immer für einen Lacher gut, selbst in der im Vergleich schlechter ausgefallenen Alaska-Phase. OFDb
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