19.01.2019

PLAGUE TOWN (2008)

Irgendwie will das komplette Terror-Kino der Neuzeit nicht so richtig bei mir funktionieren. Wo andere sich aufgrund der Hochglanzbilder beklagen, mit welchem der dreckige Ton dieser Art Film nicht möglich wäre, da fehlt mir der psychologische Gehalt, der mir derartige Werke nicht als völlig sinnlos oder unglaubwürdig verkauft. Wo ein "Das Kettensägenmassaker" ohne viel Blut zu vergießen knallhart zu schocken weiß, "Zombie" mitten in Blutlachen Tiefe aufkommen lässt und "The Last House on the Left" aufwühlend Folter und Rache präsentiert, da wollen Werke wie "High Tension", "Saw" und Co bei mir einfach nicht fruchten, und so war es schließlich auch bei "Plague Town", der eigentlich der recht reizvollen Idee nachgeht "Kinder des Zorns" mit "Hügel der blutigen Augen" zu paaren. Kinder als Aggressoren in Horrorfilmen kommen immer gut, ob bei ihren Anfängen (als im Zentrum stehende Bösewichter) bei "Das Dorf der Verdammten" oder noch mehr Horror-orientiert im unausgegorenen "Kleine Teufel", ob im schockierenden "Ein Kind zu töten", bishin zum verspielten, auf Jason und "The Stepfather" schielenden, "Mikey". Leider begeht "Plague Town" bei diesen bereits seinen ersten Fehler. Die Kinder werden in ihrem Look derart entfremdet, dass sie nicht mehr wie Kinder wirken. Der Horror ist offensichtlich da, anstatt sich in Unschuld zu tarnen.

Aber ohnehin ist alles zu offensichtlich dargestellt und geradeaus erzählt in dem Werk des Doku- und Kurzfilm-Regisseurs David Gregory, der dem hier besprochenen Werk noch den Episoden-Horror "The Theatre Bizarre" folgen ließ. Nie wird ein Geheimnis um irgendetwas gemacht, vielleicht mit Ausnahme des Mysteriums rund um die missglückte Brut, die zu Beginn einige Andeutungen Richtung "Das Omen" macht ohne dabei konkret zu werden. Während die Protagonisten lange Zeit im Unklaren bleiben, bekommt der Zuschauer ansonsten alles direkt vorgelebt, freilich möglichst blutig inszeniert, inszenatorisch aber gleichzeitig derart in Watte gepackt, dass ein Unwohlsein aufgrund von etwas Unheilvollem nicht möglich ist. Inszenatorisch wird man vor jedem Erlebnis vorbereitet, dass gleich etwas passiert. Und man bekommt derart viele Vorinformationen zugeschmissen, dass man sich gar nicht erst unsicher vor der Leinwand/dem Bildschirm sitzend orientiert bekommen muss.

In diesem überraschungsfreien und sich viel zu sicher anfühlendem Umfeld können harte Momente nicht mehr schocken. Wo ich in jüngeren Jahren einst einen Wow-Moment mit dem Würfeln einer Person in "Cube" hatte und überrascht auf das Eingangsmassaker in "Ghost Ship" reagierte, da will ein halbierter Kopf, der von der unteren Hälfte des Kopfes langsam, glitschig herabrutscht, einfach nicht mehr wirken. Das hat nichts mit Abstumpfen zu tun, sondern mit dem mangelnden Gefühl des Geschichtenerzählers wann eine solche Situation wie angebracht ist. Freilich spielt auch das Alter eine Rolle, in jungen Jahren haben mich solche Quantitäten eines Streifens mehr gereizt als heute, aber "Plague Town" präsentiert uns eben beschriebenen Moment in einem Szenario, in welchem weniger mehr gewesen wäre und derartiges zu einem späteren Zeitpunkt hätte stattfinden können. Das Alter des Zuschauers allein wird somit nicht zum Grund einer misslungenen Abartigkeit.

Wenn nun noch die psychopathischen Hinterwäldler zu präsent werden und zudem noch eine Erwachsene zur Seite gestellt bekommen, die endlos wirr quatschen darf, dann sind die letzten Chancen verschenkt aus der Rezeptur zumindest etwas halbwegs brauchbares zu machen. Schnell sind alle unnötigen Nebenfiguren auf Seiten der Helden dezimiert, um sich dem Final Girl und ihrem unglaubwürdig überlebten Anhang zu widmen. Und die darf nun eine Tortur des Grauen durchleben, die nicht vergleichbar ist mit dem, was der desinteressierte Zuschauer durchleben muss bei all dem verkrampften Bemühen Gregorys Terrorkino zu entfachen. Handwerklich gibt es eigentlich wenig zu meckern, stimmen doch Schauspieltalent, Drehorte, Kamera und definitiv auch die herrlich blutrünstigen Spezialeffekte. Aber "Plague Town" kauert nur durch was andere besser vorgemacht haben, guckt sich dabei nicht nur überraschungsfrei sondern auch erschreckend wirkungslos, was nicht nur aufgrund besagten Themenmixes ein wenig schade ist, sondern auch aufgrund der zwischenmenschlichen Situation. Hier müssen Amerikaner Zeit mit dem europäischen, sich weltgewandt fühlenden, Anhang der pubertierenden Tochter verbringen. Das Potential von dieser Konfrontation aus Kulturclash und Charakterdefizite hat der Drehbuchautor leider kaum erkannt, was aber nicht verwundert bei so wenig Gefühl für das Wesentliche und Wirksame eines solchen Streifens.  OFDb

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