22.02.2019

EROTIC BLUE (2006)

"Erotic Blue" ist eine Aneinanderreihung von erotischen Filmaufnahmen, meist aus den 50er Jahren stammend. Sie wurden unter Ladentheken verbreitet und waren, gerade beim männlichen Publikum, höchst beliebt. In Zeiten heutiger Hardcore-Pornos wirken sie harmlos, einzig auf die Erotik der Kurven bedacht, aber eben darum geht es Filmemacher Reginald Ginster, der auch für den Dokumentarfilm "Die Wahrheit über Lady Frankenstein" verantwortlich ist. Inwiefern dieser ein tatsächlicher Dokumentarfilm ist, kann ich nicht urteilen, "Erotic Blue" erhält diesen Stempel jedenfalls, weil kein anderer passt. Wir sehen wie ein Sammler bestimmte Stücke seiner Sammlung sucht und dabei stolz besagte Sammlung zeigt (kann jeder mit gleicher Veranlagung nachvollziehen), dann laufen die Filmchen, und Ginster kommentiert sie ein wenig. Er versucht mit verschmitzter Stimme Ernst und Humor dieser Wiedersichtungen in Einklang zu bringen, deutlich mit Respekt vor den kleinen Schmuddelfilmen und harscher Kritik am heutigen Porno, aber eigentlich begleitet uns Leergeschwätz, und dies auch noch schlecht betont abgelesen, anstatt spontan vorgetragen.

Das schadet dem Unterhaltungswert eines Filmes, der uns lediglich einen Erotikkurzfilm nach dem nächsten präsentiert, ungemein. Immerhin ähneln sich die einzelnen Filmausschnitte etwas arg, so dass es die begleitenden Worte gewesen wären, die mehr Interesse für diese Stoffe hätten entfachen können. Hin und wieder bekommt man sogar Informationen präsentiert, aber die sind rar gesät inmitten eher gehaltlos gesprochenem Mumpitz. Die Selbstdynamik eines "Als die Liebe laufen lernte" kommt freilich nie auf, allein schon weil die unfreiwillige Komik hier nicht derart hochkocht wie in verkrampften Aufklärungsfilmen. Etwas mehr lockerflockige Atmosphäre hatte ich mir von "Erotic Blue", sogar jenseits unfreiwilliger Komik, schon erhofft, eben weil er respektvoll mit den Aufnahmen aus vergangenen und überholten Zeiten umgeht und dabei einen Appell an das Publikum von heute richtet sich wieder mehr der Erotik anstatt der harten Körperaction im Sexfilm-Bereich zuzuwenden. Aber ebenso wie die hier präsentierten Nackedeifilmchen, so plätschert "Erotic Blue" lediglich belanglos vor sich hin, sich aufgrund der schlechten Rahmenkommentare weit weniger interessant guckend als erhofft, und irgendwann auch eine Gleichgültigkeit für diese Filmchen entstehen lassend, da sich keiner nennenswert vom anderen unterscheidet.

Freunden der Materie mag es anders gehen, die werden sich darüber freuen seltene Filmmomente der Erotik (wieder)sichten zu können. Vereinzelt werden gar restaurierte Kurzfilme ausgepackt. Aber ich denke selbst Bewunderer dieser vergangenen Filmepoche schaffen kein Sichten dieser Werke 90 Minuten am Stück, falls doch viel Spaß mit "Erotic Blue", ich hatte ihn nicht. Zu empfehlen wäre echten Begeisterten dieser Thematik das Ausschalten des Tons, um die Filme stumm nach und nach zu verfolgen, eben weil die Rahmenkommentare keinen Mehrwert bieten. Dass sich jemand die Mühe gemacht hat so viele dieser Erotikfilme aus Großmutters Zeiten auszubuddeln und auf DVD zu packen, ist aber freilich ein lobendes Wort wert und bereichert zumindest die Vielfältigkeit des Angebots auf diesem Medium.  OFDb

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