Als er bei der Hauptbesetzung zu "Beverly Hills Cop" in die engere Wahl rückte, schrieb Sylvester Stallone das Drehbuch um und integrierte den Roman "Fair Game" mit hinein, der 1995 eine weitere Verfilmung unter dem Namen der Buchvorlage erhalten sollte. Als sich für Eddie Murphy für die Besetzung der Action-Komödie, die ihn berühmt machen sollte, entschieden wurde, bekam Kassenmagnet Stallone die Finanzierung sein umgeschriebenes Drehbuch zu einem eigenen Actionfilm zu machen. Heraus kam "Die City Cobra", den man als lupenreinen Prototyp jener Genre-Beiträge bezeichnen könnte, der vorurteilsbehafteten Stallone-Kritikern in die Karten spielt. Der Plot ist Nonsens pur, dem jedwede psychologisch analytische Hinterfragung seiner Geschichte und Aussagen fehlt. Jegliches Klischee eines harten Actioners der 80er wird zelebriert: unendliche Ballereien (freilich ohne Rückstoß), wilde Autojagden, Auseinandersetzungen mit wütenden Vorgesetzten, Selbstjustiz der unreflektiertesten Art und eine in kühle Bilder getauchte, völlig unnötige Liebesgeschichte mittendrin, fehlbesetzt mit Brigitte Nielsen und deshalb für diesen Film die ideale Wahl darstellend.
Die Beweggründe der brutalen Kriegerbande werden nie wirklich durchleuchtet, Cobras Motivation ebenso wenig, abgesehen von der aus "Dirty Harry" entliehenen und nicht verstandenen Kritik gegenüber der Justiz und den Rechten von Kriminellen. "Cobra" (Originaltitel) ist flotte Hirntod-Action von "Rambo 2"-Regisseur George P. Cosmatos inszeniert, selbstgerecht, fragwürdig, unreflektiert und dümmlich in seinem Inhalt, für Freunde von Kinounterhaltung dieser Art jedoch mit kurzweiligem Ergebnis versehen, all das beinhaltend, was einen krachenden Genrebeitrag, frei jedweder Weichspülung, ausmacht. Während Stallone sehr häufig in anderen Werken sein Können beweist, bestätigt er hier seine Kritiker im Ein-Mimik-Stil, meist dumpfe Einzeiler aufsagend innerhalb eines Filmes, der in seiner Dialogarmut ohnehin nur schwachsinnige Standardsätze vorzuweisen hat. An Brillanz und Innovation fehlt es so sehr wie an geistreichen Ideen und Doppelbödigkeit, aber genau das macht "Die City-Cobra" zu solch einem waschechten Kind seiner Zeit, zumal der Film nie vorgibt mehr als dies sein zu wollen. Von daher: Menschen, die Stallone einzig aus seinen dümmlichen Filmen kennen, werden sich bestätigt fühlen (gerade zu dieser Zeit erschienen mit "Rambo 2", "Rocky 4" und "Over the Top" gleich mehrere Hohlbrot-Filme mit Stallone in der Hauptrolle besetzt hintereinander), aber wen interessiert schon die Meinung von Tunnelblickdenkern, die nicht auch einmal unter Anspruch bespaßt werden können?
Immerhin wird die eigentlich dominierende Verblödung hier übertrumpft von einer lauten Inszenierung, die dreckig und hart zugleich ausgefallen ist, in ihrem Geradeausdenken und dem ebenso linear verlaufenden Plot keine Längen und Umwege aufweist, sondern knallhart am Stück das präsentiert, wonach es dem Freund rauer Actionfilme dürstet, für welche die 80er Jahre schließlich das treffendste Jahrzehnt waren. Mittendrin schaut David Rasche vorbei, der hier in erster Reihe einen Schnupperkurs für seine im selben Jahr gestartete Serie "Sledge Hammer" absolvieren konnte, auch wenn seine eigene hier verkörperte Rolle nichts mit dem Action-Genre gemein hat. Sein Auftritt ist für seine relativ frühe Nennung im Vorspann überraschend kurz ausgefallen, von Bedeutung ist sie aber ohnehin nicht. Dies betrifft überraschender Weise auch jene von Cobras Partner, der zwar immer wieder auftaucht, jedoch nie in entscheidenden Szenen zu sehen ist oder irgend eine anderweitige Wichtigkeit für den Inhalt darstellt. Die Szenen in denen er dann pseudo-wichtig integriert wird, bekommen damit einen unfreiwillig komischen Gehalt. Aber da diese in einem Film enthalten sind, den man ohnehin nicht ernst nehmen kann und von dem man bezweifeln darf ob seine Schöpfer dies überhaupt selbst taten, ist das kein zu schluckendes Makel, sondern nur ein funktionierendes Einzelteil in einem Mosaik an Idiotien und Klischees, welche "Die City Cobra" zu dem wundervollen Stück Film machen, welcher er geworden ist. Trotz all seiner Fehler ist er keine reine Lachnummer, sondern gerade wegen den Verzicht der in den 90er Jahre aufkommenden Ironie, zur Verarbeitung eindimensionaler Plots, ein Original seiner Zeit mit dem Mut das zu sein was er ist. OFDb
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