Nachdem Sylvester Stallone einige Jahre eigentlich nur noch stumpfsinniges Zeug abgeliefert hatte, wenn auch mit finanziellem Erfolg, tat es gut ihn nach "Over the Top", "Die City Cobra", "Rambo 2" und "Rocky 4" endlich mal wieder in einem Film zu sehen, der höhere Ansprüchen an sich stellt und dementsprechend mit einer interessanteren Geschichte daher kommt. Sicherlich ist der Gefängnis-Thriller "Lock Up" trotzdem noch nicht auf einem Niveau mit "Rambo", "Rocky", "F.I.S.T." und Vergleichbarem zu nennen, dafür schwimmt er zu arg in Stereotypen und billigen Stallone-Lebensphilosophien. Aber die Inszenierung von "Brainscan"-Regisseur John Flynn holt einiges aus der guten Grundidee heraus. Gekonnt schafft er es, nicht trotz billigem Pathos, Gut/Böse-Schwarz/Weiß-Malerei, pseudo-gerechter Selbstjustiz und beunruhigendem Sadismus, den Zuschauer an Frank zu klammern, um mit ihm bis zum befreienden, Gewalt verherrlichenden Finale mitzufiebern, sondern mitunter gerade wegen dieser quantitativen Zutaten.
Diese stehen jedoch nicht für sich allein, so dass "Lock Up - Überleben ist alles" nicht ein rein mechanischer Trivialfilm für Gemüter reißerischer Stoffe wird. Der Film lebt zudem von guten Darstellern (inklusive authentischer Statisten, da reale Gefangene), einem düsteren, realen Drehort, Licht und Kamera die diesen düsteren Ort trostlos einzufangen wissen und von Flynns Gespür für einen funktionierenden Spannungsbogen, fruchtend auf der Grundlage eines Drehbuchs, dass die Schraube des Erträglichen immer weiter anzieht, bis Frank scheinbar nur noch Schwarz sehen kann und sich die gebündelte Aufregung entladen muss. Zumindest hat man als Zuschauer das Bedürfnis nach Luft, bei all dem was Frank und seinen Kumpanen angetan wird. Bereits eine früh aufkommende Anti-Läuse-Szene, in welcher Frank länger atemlos in einer Gaskammer ausharren muss, als (ohnehin schon fragwürdig) üblich ist, treibt einen den Schweiß auf die Stirn. Im Vergleich zu dem was dem Häftling Richtung Finale erwartet, ist diese aufwühlende Sequenz jedoch ein Kinderspiel. Und wenn man von Autor und Regie derart in die Mangel genommen wird, verzeiht man den Klischeegehalt dieses von der Mentalität her typischen Stallone-Filmes all zu gerne.Letztendlich macht ihn seine Schwarz/Weiß-Malerei mit einem diabolisch spielenden Donald Sutherland als triezender Gefängnisdirektor und seinen optisch gut besetzten Sadisten von Wärtern und Mitgefangenen, zu einer Art ernsten Comicfilm. Ein authentisches Gefängnis-Drama sähe anders aus. Aber diese Realitäts-Entrückung mag ich an diesem Film, der es trotzdem schafft sich nicht wie ein völlig sinn- und realitätsentleerter Streifen anzusehen. "Lock Up" lebt von seiner Kinorealität und von den realen Gefühlen, die er in einem entfacht, und davon dass es uns eigentlich missfällt, dass er diese weckt. Er lebt aber auch von solch gut eingebrachten Ideen wie der verdrehten Weltsicht des Direktors, sowie von ernsten Themen wie Machtmissbrauch und den Zuständen in US-amerikanischen Gefängnissen. Allerdings kann er diese Karten inmitten seines reißerischen Plots nur bedingt ausspielen, jedoch genügend um damit Action-Kino über Niveau abzuliefern. Die Verantwortlichen von "Lock Up" wussten sehr genau was ihnen vorschwebte, deswegen ist er auch dieses gelungene Stück Unterhaltungskino mit einem Anflug an Niveau und einem an Schund geworden, für all jene, die mit diesem herrlichen Zutatenmix etwas anfangen können. Das geradezu einladende Mitfiebern und die stets höher gedrehte Spannungsschraube machen es einem leicht das Ergebnis zu mögen. Und manch kurze Anflüge tatsächlich funktionierender Dramatik bereichern das Gesamtergebnis ebenso. OFDb
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