29.06.2019

STOP! ODER MEINE MAMI SCHIESST (1992)

Es ist zwar so, dass Stallone sich bereits 1984 mit "Der Senkrechtstarter" erfolglos an einer Komödie versucht hatte, aber als Action-Konkurrent Arnold Schwarzenegger 1988 einen Hit mit "Zwillinge" verbuchen konnte, da sah sich Stallone zu Zeiten, in denen der klassische ironiefreie Actionfilm der 80er Jahre endete, dazu genötigt es ebenfalls erneut zu versuchen. Sein erster Anlauf "Oscar - Vom Regen in die Traufe" verlief relativ erfolgreich, war aber auch eine merkwürdige Besetzungsentscheidung. Warum spielt ein oft eher versteift wirkender Mime in einer Neuverfilmung einer französischen Erfolgskomödie ausgerechnet die Rolle von Zappelphilipp Louis de Funès? 1992 versuchte der gute Mann es mit "Stop! Oder meine Mami schießt" erneut, einem Humorkonzept, das so plump sein sollte, wie der Titel bereits erahnen lässt und deutlich näher an Stallones bisherigen Erfolgen angelehnt war. Hier wird die Rolle des harten Cops parodiert, ironischer Weise ein Jahr vor seinem Comeback mit "Cliffhanger" und "Demoltion Man", wo er bei Letztgenanntem treffsicher und niveauvoller sein altes Image durch den Kakao ziehen durfte.

"Stop! Or My Mom Will Shoot" (Originaltitel) ist ein Film der lauten Komik und war ein Streifen, den man nicht einmal als Flop bezeichnen könnte. Genug Geld spielte er ein. Aber sowohl Stallone, als auch Filmpartnerin Estelle Getty hatten schon bessere Zeiten gesehen, einschließlich Regisseur Roger Spottiswoode, der 1989 einen Erfolg mit der Tom Hanks-Komödie "Scott und Huutsch" verbuchen konnte. Zur alten Form finden sie alle nicht zurück, simpel genug, um wenigstens einem schlichten Publikum eine Freude zu machen ist das Konzept dann aber doch ausgefallen. Schaut man sich den Streifen im Originalton an, nervt er auch schon wesentlich weniger, setzt Getty ihre Stimme doch nicht so penetrant ein, wie ihr warum auch immer von vielen geliebtes deutschsprachiges Gegenstück. Und mag mir persönlich das Ergebnis dieser Action-Komödie auch nicht munden, so kann ich doch fröhlich beobachtend verkünden, dass dies nicht an Hauptdarsteller Sylvester Stallone liegt, der eigentlich recht wirksam trotzig spielt, also genau weiß wie er seine Rolle anzulegen hat, ohne ins ständige Grimassenschneiden abzurutschen. Man kann es als würdevolle Performance in einem würdelosen Film bezeichnen, Stallone beschert dem Ergebnis eine Art Restwürde.

Hat man erst einmal in der ersten Hälfte die plumpsten Szenen hinter sich gebracht, die es kaum zulassen Sympathie mit Gettys Rolle zu empfinden, als da wären das Reinigen eines Revolvers, ein billiger Gag mit einem Lebensmüden und all die vielen zu aufgedrückt eingefangenen Klischees peinlichem Mutterverhaltens, wie zu viel kochen. Babyfotos zeigen, vom Bettnässen tratschen und ähnliches, kann man in der zweiten Hälfte, wenn all dies eine Reduzierung erfährt, in der Krimi-intensiveren Handlung weit mehr aufgehen. Hier bekommt nun sowohl die Handlung eine wirksamere Rasanz, als auch das Zusammenspiel zwischen dem rebellierenden Muttersohn und der dominanten alten Dame. Von einer rund laufenden Sache würde ich nicht wirklich sprechen, aber zumindest weiß der mittelmäßige Steifen ab hier zu unterhalten, so dass die 90 Minuten nicht als komplette Zeitverschwendung gelten. Ein Anlass sich den Streifen deswegen zu geben, ist die sympathischere zweite Hälfte jedoch nicht. Man sollte also nur einschalten, wenn man auch zum Zielpublikum der ersten Hälfte gehört, sprich auch billigste Massenkomik für Proleten unheimlich komisch findet.  OFDb

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