Ich habe nie ganz durchgeblickt, ob der erste "Meatball Machine" von 1999 nun nur in der in Deutschland erschienenen Edit-Version ein Kurzfilm ist, oder auch ungekürzt. Da ich ihn nicht kenne, kann ich mich für Vergleiche aber ohnehin nur auf das Langfilm-Remake "Meatball Machine" aus dem Jahre 2005 beziehen (dem ebenfalls ein mir unbekannter Kurzfilm 2007 folgte). Es sollte also 12 Jahre bis zu einer Fortsetzung der Neuverfilmung dauern, und wer einen der gerade aufgezählten Filme kennt, wird sich bei der ausführlichen Vorgeschichte vielleicht wundern, wie viel das Sequel zu erzählen hat, geht es doch eigentlich immer um blutige Kämpfe bizarr mutierter Menschen, die von einem Alien-Parasiten befallen sind, und die kämpfen dann bis irgendwann Schluss ist. Doch der Schein trügt in "Kodoku - Meatball Machine". Zwar wird uns die Figur des Yuji in gemütlichem Grundton in detailreichen Situationen vorgestellt, sein Innenleben hervorgehoben und auch die Dramaturgie seines tristen Lebens emotional nachvollziehbar beleuchtet, aber ab dem Zeitpunkt, an dem die Menschen zu parasitär befallenen Hüllen werden, ist es vorbei mit einer erzählenswerten Handlung. Nun treten erneut nur die Kämpfe ins Zentrum, und es fließt nonstop Blut zu skurril anzuschauenden Figuren mit ungewöhnlichem Waffenarsenal.
Ich bin manchen Filmen dieser Art nicht abgeneigt, mochte ich doch die 2005er Verfilmung, mag auch "Machine Girl", "Big Tits Zombies" und anderweitig entartete Filmkunst, aber in "Poison Meatball Machine" (Alternativtitel) geht mit dem Einsatz der blutüberströmten Handlung jeglicher Reiz verloren. Schaute sich die erste halbe Stunde pointensicher, wenn auch für das zu Erwartende überraschend ruhig und halbwegs bodenständig erzählt, da will der eigentliche Wahnsinn, weswegen man einschaltete und der all das nicht besitzt, nicht funktionieren. Das hat aber nichts mit dem Wechsel der Umstände zu tun, und auch nicht mit der Enttäuschung, dass nichts von all dem zuvor Erzählten, mit Ausnahme der Krebserkrankung, für den weiteren Verlauf wichtig ist - einschließlich des aus "Under the Dome" und "Die Simpsons - Der Film" entliehenen Aufhängers der Glaskuppel. Das ist zwar alles schade, hätte einer kurzweiligen Schlachtplatte, wie man sie aus diesen modernen Splatterfilmen kennt, die mit Ausnahme von "SheBorg" in ihrer bizarren Art auch nur aus Japan stammen können, jedoch nicht ernsthaft geschadet. Schließlich erwartet man hier lediglich Kurzweile und abgedrehte Ideen. Letztgenanntes fehlt "Meatball Machine Kodoku" (Alternativtitel) nicht, aber bei solch liebloser Umsetzung wie hier dargeboten will der Aspekt der Kurzweile nicht aufkommen.
Sicherlich ist alles immer Geschmackssache, aber die Aufmachung des mutierten Helden fand ich nicht sehr überzeugend, es sah lahm aus. An den gelungenen Aufmachungen der anderweitig Betroffenen, konnte man sich kaum ergötzen, ist der Film doch in eine unangenehme Optik getaucht, die einen ohnehin wenig erkennen lässt, erst recht die Choreographie der Kämpfe. Kameragewackel, schnelle Schnitte, und dies alles in einem entfremdeten Bild, welches das tatsächlich geflossene Kunstblut wie CGI wirken lässt, lassen keine Freude aufkommen. Hinzu kommt ein lustloser Plot, der glaubt es reicht einen Kampf an den nächsten zu reihen. Wie gesagt benötigt man bei dieser Art Film auch kein Meer an Handlung, aber wenn schon die Dramaturgie zur flach gehaltenen Randerscheinung verkommt und die Optik einem das Gezeigte nicht genießen lässt, dann hätte schon mehr passieren dürfen, um einen irgendwie bei Laune zu halten. Stattdessen gibt es nur Verschlechterungen zu vermelden: die neuen Parasiten sind nicht halb so geglückt wie jene aus Teil 1, die Idee sie zu schnüffeln anstatt zu verspeisen, erreicht ebenfalls nicht vergleichbaren Charme, und die Mutanten mutieren nicht nennenswert weiter. Sind sie erst einmal vom Parasiten befallen, bleiben sie das Endprodukt dieser Verwandlung. Plötzlich neu wachsende Waffen sind hier rar gesät. Die Masse an Kämpfen soll die Detailfreude der einzelnen Kämpfe im besseren Vorgänger ausgleichen, aber mehr ist nun einmal nicht automatisch besser.
Das beweist gerade "Kodoku", der trotz seiner Treffsicherheit im ersten Drittel jegliche Möglichkeit in den Sand setzt. Das wilde Treiben im Hauptteil des Streifens schaut sich derart penetrant uninteressant, dass sogar theoretisch gut funktionierende Witze nicht mehr zünden wollen. Außerdem frage ich mich warum man in der Hauptrolle solch einen talentierten Schauspieler besetzte, wenn von diesem nach der Verwandlung nichts mehr erwartet wird. Stattdessen setzt man einige Zeit auf die Titten der Heldin, so als gäbe es da inmitten ganz anderer, geradezu kranker Schauwerte, noch irgend etwas mit zu provozieren. Nein danke, das war trotz des Glaskuppel-Aufhängers, trotz der geglückten ersten halben Stunde, trotz kritischem Umgangs mit Sekten und trotz handgemachter Gore-Effekte mal so gar nichts. Die Monotonie der Schlachtplatte a la "Evil Dead" tat ihr eines daran zu langweilen, die überfrachtete, hektische Optik bescherte dem Treiben schließlich den Todesstoß, so dass gar nichts mehr am theoretisch reizvollen Treiben ein Reinschalten wert wäre. Die Verschlimmbesserung von Zutaten, die das gelungene Ergebnis in der 2005er Version u.a. mit beeinflussten, setzt dem Ganzen noch eine traurigen Stempel der Herangehensweise der Verantwortlichen auf. Yoshihiro Nishimura, der nicht nur Regisseur ist, sondern auch Spezialeffekte, Drehbücher, Schnitte und weiteres zaubert, mag mit "Vampire Girl vs. Frankenstein Girl" einen tollen Beitrag dieser Art gezaubert haben, und sein von mir noch nicht gesichteter "Tokyo Gore Police" soll auch was ganz Besonderes sein. Aber "Kodoku" unterbietet sogar das Niveau seines ebenfalls nicht überzeugen wollenden "Mutant Girls Squad", so dass sein hoher Ruf in den Gefilden des Japan-Neo-Slashers meiner Meinung nach nicht gerechtfertigt ist, oder dies zumindest mittlerweile nicht mehr. OFDb
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