28.07.2019

IT STAINS THE SAND RED (2016)

Im Bereich der Zombie- und Infizierten-Horrorfilme gibt es die Kategorie der langsamen und der schnellen Aggressoren. Verfechter der schnellen Untoten argumentieren gerne, die schleichende Variante wäre nicht wirklich gefährlich. "It Stains the Sand Red" zeigt auf wie trügerisch diese Meinung ist, unterstützt durch die Hauptfigur Molly, die während ihrer Odyssee durch die Wüste stets den schleichenden Zombie im Schlepptau hat, der sie voran treibt, ihr ruhelose Momente beschert, ihr aber auch einen Gesprächspartner bietet, mit dem sie ihre Gedanken teilen kann, ohne dass dieser auch nur ein Wort versteht. Trotz so mancher Attacke belächelt sie seine Langsamkeit, gewinnt dennoch nie genug räumlichen Abstand zu der Kreatur, denn diese muss sich nie ausruhen, schwächelt nicht unter Hitze und Kälte und muss auch nicht aufs Klo. Als stetiger Begleiter wird aber nicht nur der räumliche Abstand, sondern auch der emotionale zu dem Fleischfresser geringer. Erst wird er körperlich belächelt, dann wird ein zu emotionaler Umgang gepflegt und damit das Aggressionspotential unterschätzt. Häufig gibt es Situationen in Colin Minihans Werk, die fast das Argument des harmlosen Zombieschleichers bestätigen. Aber genau darin liegt der trügerische Aspekt, dem die Anti-Heldin immer mehr verfällt, was für den Zuschauer eine angespannte Situation bedeutet, verliert er doch immer mehr das Vertrauen in seine Identifikationsfigur.

Der Aufhänger klingt reizvoll, vorausgesetzt man steht auf minimalistische Stoffe. Inmitten unzähliger Zombiefilm-Produktionen überrascht es mich immer wieder aufs Neue, mit welch unterschiedlichen Ideen Filmschaffende daher kommen, um auf den finanziell reizvollen Zug aufzuspringen. "It Stains the Sand Red" hätte etwas mehr psychologischer Gehalt jedoch gut getan, denn so wirklich funktionieren will er nicht. Das beginnt bei der Hauptfigur, zu der man nur schwer, bis gar keinen Zugang findet, in der deutsch synchronisierten Fassung erschwert durch eine nervige Stimmauswahl, die unbedingt das Klischee einer heruntergekommenen Kokserin erfüllen möchte. Da Molly pausenlos schwafelt geht das in der deutschen Fassung tierisch auf den Senkel. Zwar schafft es Colin Minihan "Zombie 2"-ähnlich eine gewisse Dramaturgie, ja sogar Sympathie, für den Zombiebegleiter entstehen zu lassen, letztendlich führt der ausführliche Kontakt zur Kreatur jedoch zu keinem befriedigenden Ziel. Gerade weil der Streifen plötzlich inkonsequent 20 Minuten vor Schluss die bislang ausführliche Situation komplett verwirft, wäre es reizvoll gewesen, die vielen emotionalen Auf und Abs mit dem Zombie würden etwas später Gezeigtes vorbereiten. So wäre es beispielsweise reizvoll gewesen Molly im letzten Akt ihren Sohn als Zombie vorfinden zu lassen, nun da sie weiß wie sie mit einem solchen zusammen leben kann. Oder sie hätte von ihrem Freund als Zombie verfolgt werden können, anstatt von dessem Mörder, um analytisch beziehungssatirisch vorzugehen, oder gesellschaftskritisch mit der Männerwelt abzurechnen.

Viel schlimmer ist es jedoch um den logischen Aspekt des Streifens beschert. Dass ein Biss gefürchtet wird, Blut in Auge, Mund und Wunden jedoch nicht, ist schon Standard im Genre, soll also nicht mehr zwingend als Ärgernis herhalten. Der naive Umgang mit der Gefahr, ist jedoch ein Schwachpunkt, der "It Stains the Sand Red" das Genick sehr entscheidend bricht. Passt das unterschätzte Verhalten und all die dummen Taten zunächst zum Charakter der gedankenlosen Frau, beweist sich der Film mit seiner finalen Wendung selbst als blauäugig. Die ganze Zeit dachte ich, der Film würde nur von der Naivität seiner Protagonistin leben, was ich als sehr reizvollen Erzählkniff betrachtete, dann zeigt uns Minihan spätestens durch das Überspringen einer Fahrt durchs zombieverseuchte Amerika, dass der komplette Film zu Emotionszwecken höchst naiv ausgefallen ist. Der Kitsch und die ausgeblendeten Gefahren sollten somit scheinbar kein Spiel mit den Eigenschaften der Hauptfigur sein, sondern spiegeln die Mentalität des Autors wieder, der das komplette Zombie-Frau-Miteinander nur deshalb erzählt, damit Molly sich zu einer verantwortungsvollen Person wandeln kann, die in der Lage ist ein Kind zu beschützen. Dass besagter weggeblendeter Ausflug zudem in einem Cabrio stattfindet, setzt der Blauäugigkeit die Krone auf.

Nun wirkt rückwirkend der komplette Hauptteil der Geschichte weit substanzloser und unintelligenter als zuvor wahrgenommen. Viel Nebensächliches hat man aufgrund des sich reizvoll anfühlenden Rezeptes in dieser Phase verziehen, obwohl man bemerkte, dass aus "It Stains the Sand Red" nie ansatzweise das volle Potential ausgeschöpft wurde. Der bittere Beigeschmack des Naivitäts-Outings der Verantwortlichen für die Geschichte am Schluss, zerstört jedoch auch die im Hauptteil geschaffene Illusion. Und da der Streifen des "Extraterrestrial"-Regisseurs auch in seinem zunächst interessanten Gewandt stilistisch und vom Thrillgehalt her nie sonderlich nennenswert ausgefallen ist, verkümmert der scheinbar gute Part rückwirkend und wird sich bei einer Zweitsichtung wesentlich unangenehmer schauen, nun da man die Mentalität des Komplettfilmes kennt. Da kann man nur sagen schade, aber das fehlende Verständnis einer stimmigen Psychologie ist ohnehin das Hauptproblem vieler Filmschaffender heutiger Tage, da stellt das hier besprochene Produkt kein Ausnahmeergebnis dar. Aufgrund des gelungenen Aufhängers und manch sympathischer Szene mit dem zentralen Zombie, geht "It Stains the Sand Red" zumindest noch als akzeptabler Durchschnitt durch. Und die stimmige Wiederauferstehung besagten Zombies aus dem Sandboden heraus, nach einem gewaltigen Wüstensturm, beschert dem Streifen sogar kurzfristig einen kleinen Anflug klassischem Horrorflairs vergangener Zeiten.  OFDb

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