28.07.2019

MIMESIS - NIGHT OF THE LIVING DEAD (2011)

Mit Romeros berühmter Zombie-Trilogie ist so mancher Schindluder getrieben worden. Seinem Erstling "Die Nacht der lebenden Toten" wurde 1990 zumindest noch von Tom Savini mit "Night of the Living Dead" ein würdiges Farb-Remake gewidmet, welches sich schön kompatibel mit den andern beiden Originalen guckt. Die zweite Neuverfilmung "Night of the Living Dead 3D", die mittlerweile die Fortsetzung "Night of the Living Dead 3D 2 - Reanimation" beschert bekommen hat, fiel schon wesentlich flacher aus. Und über Ehranbietungen, wie einer eingefärbten Fassung, einer neu synchronisierten Spaßfassung und einem Fan-Projekt mit zusätzlichen neu gedrehten Szenen auf Amateurfilm-Niveau, sollte man besser den Mantel des Schweigens halten. Dem zweiten Teil "Zombie" wurde ein maues Remake beschert, allerdings war "Dawn of the Dead" sehr beliebt und löste neben "28 Days Later" die heute noch immer aktuelle zweite Zombiefilmwelle aus. Dem Schlussteil der Trilogie, "Zombie 2", wurden Filme als Pseudo-Fortsetzungen und Pseudo-Remakes angedichtet ("Day of the Dead - Contagium", "Day of the Dead", "Day of the Dead 3"), die lediglich alternative Zombiefilme waren und sich mit fehlendem nennenswert inhaltlichen Anschluss lediglich des Titels bedienten, anstatt an Romeros Vision direkt anzuknüpfen. Das traurige Finale dieser Aufzählung erschuf George A. Romero als Regisseur der Originale schließlich mit seinen kümmerlichen Fortsetzungen "Land of the Dead", "Diary of the Dead" und "Survival of the Dead" in den 00er Jahren selbst.

"Mimesis - Night of the Living Dead" will weder Remake, noch Neuinterpretation sein, er spielt innerhalb seiner Geschichte mit der Popularität von Romeros "Die Nacht der lebenden Toten", ein wenig vergleichbar wie es "Shadow of the Vampire" mit "Nosferatu - Eine Symphonie des Grauens" tut. Allerdings war dieser eine detailreiche Hommage an das Original, das man zum perfekten Verständnis besser gesehen haben sollte, während man das Werk von "The Rain"-Regisseur Douglas Schulze derart konzipiert hat, dass man auch ohne Kenntnis des schwarzweiß abgedrehten Gruselfilmes ein ähnliches Erlebnis erfährt, wie der eingeweihte Zuschauer. Hier erleben wir nicht, wie im Vergleichsfilm, Situationen während der Entstehung des Kultfilmes, auf den man sich stützt, "Mimesis" (Originaltitel) thematisiert den Fan-Kult, der immer wieder auch von einem Nachahmungs-Kult betroffen ist, setzt also nur bei der Imitation des Originals an, etwas das er selbst ebenso darstellt. Allein dieser Irrwitz, das zu sein, was kritisch thematisiert wird, hätte ein raffiniertes Drehbuch verdient, "Mimesis - Play Dead" (Alternativtitel) ist jedoch ein schlicht ausgefallener Film, der mit einem arg durchschnittlichen und undurchdachten Plot versehen ist, der mit dem theoretisch reizvollem Aufhänger wenig bis gar nichts anzufangen weiß.

Wie seit "Cube" und "Saw" üblich, erwachen die kurz umrissenen Figuren am Tatort des Restgeschehens, hier speziell in einer Umgebung, die den Spielorten von Romeros Film nachempfunden sind. Gekleidet ist man in den Kostümen der Darsteller besagten Filmes. Aufgrund beißwütiger Attacken von umher schluffenden Leuten, ist man bereits von der Existenz von Zombies überzeugt, noch bevor unter den Protagonisten der Groschen gefallen ist, in einem Nachahmungsprojekt von "Die Nacht der lebenden Toten" geraten zu sein. Bereits hier blendet das Drehbuch Aspekte weg, wie die Körpertemperatur der Angreifer", denn freilich, wie könnte es bei diesem Plot anders sein, haben wir es nicht mit real existierenden Zombies zu tun (was der Film allein schon damit verrät, dass unsere "Zombies" hier durch mehrere Methoden wie Menschen sterben und nicht erst durch die Zerstörung des Gehirns), und das hätten die Filmfiguren an besagter Körpertemperatur schnell feststellen können, wenn schon schneller an Hokuspokus glaubend, als an das Naheliegende.

Stattdessen bekommen wir hier logischer Weise die einzige Alternative vorgesetzt, die noch bleibt: Psychopathen, die konsequent Zombies spielen. Den verspielten Umgang mit lebenden Toten kennen wir neben den klassischen Karnevals- und Halloweenkostümen alle mittlerweile spätestens durch die global stattfindenden Zombie Walks, ein Nachspielen sollte somit also auch erste Idee unserer Helden sein. Die glauben allerdings selbst dann noch an Zombies, wenn sie ihr Umfeld und ihre Rollen begriffen haben. Da unsere Psychopathen ihnen aber keine Aufgaben zukommen lassen und in allem nur auf den Zufall warten, verhält sich keiner der Betroffenen wie seine Filmfigur, weswegen das Treiben auch schnell die Parallelen des auf allen bauenden Zombieklassikers verlässt, abgesehen von einigen augenzwinkernden, zufällig stattfindenden Parallelen, welche die Begeisterung des Zuschauers aber ebenfalls nicht wirklich aufzupeppen weiß. Den Psychopathen ist es im Gegensatz zum Publikum, das mit diesem Aufhänger vor dem Bildschirm gelockt wurde, egal, und den Opfern ist ohnehin nichts davon bewusst, erinnert sich doch kaum wer an "Die Nacht der lebenden Toten", der im Hintergrund in alter "Scream"-Pflicht immer wieder im Fernsehen laufen darf.

Der erste Reiz ist somit schnell verflogen, kommt in der Deutschfassung, die ich aufgrund fehlender deutscher Untertitel auf der DVD mit meinen mangelnden Englischkenntnissen leider sichten musste, aber ohnehin kaum auf, ist das Ganze doch arg mittelmäßig synchronisiert. Zumindest passt das Niveau der Vertonung zur blassen Umsetzung, die sich bis zum letzten Drittel damit Zeit lässt einen nun hinter den ohnehin offensichtlichen Hintergrund einen Blick werfen zu lassen, und der ist so enttäuschend wie das restliche inkonsequente Angehen der ganzen Chose. Man soll sich zufrieden geben mit zwei gelangweilten Horroranimateuren, die warum auch immer in den Wahnsinn abgerutscht sind. Und die haben, noch unglaubwürdiger anmutend als der Rest, Helfer gefunden, die ebenfalls Lust darauf hatten mit metallenen Kunstschienen in Menschen zu beißen. Die Geschichte, wie sich eine solche Bande gefunden haben soll, wäre erzählenswerter gewesen als der eigentliche Plot, wird aber nicht einmal in Nebensätzen kommentiert.

Damit es unsere nicht gerade cleveren Helden einfacher haben, trägt jedes Mitglied des Projektes ein bestimmtes Amulett, damit man auch weiß wen man attackieren muss. Einzig um die Frau, welche die beiden Figuren zu Beginn des Streifens eingeladen hat, wird ein interessanter Spannungsbogen gestrickt, verdächtigt man sie doch von Anfang an (was den Verantwortlichen des Streifens allerdings nicht wirklich bewusst gewesen ist, so wenig wie sie bis zum entscheidenden Punkt damit arbeiten). Schon immer agiert sie als Fremdkörper zwischen den Entführten eher passiv, und da ist dann tatsächlich, wenn endlich thematisiert, nicht alles so wie vermutet. Allerdings beweist auch hier das Drehbuch keinen Einfallsreichtum, so dass die Wahrheit nicht aufregender ausgefallen ist, als die Vermutung. Große Überraschungen muss man in diesem routiniert abgespulten Handlungsverlauf ohnehin nicht erwarten (außer vielleicht, dass Sid Haig in einer Gastrolle zwei Mal auftaucht), und wenn schließlich jeder Psychopath erledigt ist, endet auch endlich "Zombie Dead Ground" (Alternativtitel), den man, wie sich unschwer heraus lesen lässt, wahrlich nicht gesehen haben muss - nicht als allgemeiner Zombie-Fan und erst recht nicht als Bewunderer der drei wundervollen Romero-Originale.  OFDb

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