06.08.2019

HIGH SCHOOL CONFIDENTIAL (2005)

Viele Inhaltsangaben im Internet gehen offen mit der Auflösung des Streifens um, so als sei sie selbstverständlich. Sie ist wahrscheinlich, es bieten sich aber auch andere Möglichkeiten an, und die unwahrscheinlichen traut man "High School Confidential" ebenso zu wie die naheliegende, denn er nimmt kein Blatt vor den Mund, passt sich nicht an und guckt sich erfrischend alternativ. Egal ob man nun in die Auflösung eingeweiht ist oder nicht, wie hier von einem der Protagonisten vorgegangen wird und zu welchem Zwecke ist schon raffiniert und doppelbödig zu nennen. Dabei ist der Streifen nicht so sehr, wie der themenähnliche "Wild Things", darum bemüht überraschende Wendungen rein des Effektes wegen einzubauen, sie sind gelegentlicher Beigeschmack eines entlarvenden Streifens, der hart mit der Gesellschaft ins Gericht geht. Stilvoll angegangen und mit ruhiger Hand inszeniert provoziert er, ohne einzig zum Skandalfilm zu werden. Er ist kein reißerischer Hohlbrotfilm, er ist durchdacht, die Spuren sind analytisch gut gelegt, psychologisch durchdacht, raffiniert in oft banal scheinenden Bereichen angegangen. Wie erwähnt geht es dabei eigentlich nicht darum, ob man den Braten riecht oder nicht, es geht um den Weg zum Ziel, so dass man am Schluss ein vollwertiges Ganzes wahrgenommen hat, glaubwürdig umgesetzt in seiner überspitzten Satireart, und nicht von Zufällen, Augenzudrücken oder Ungereimtheiten begleitet.

"Pretty Persuasion" (Originaltitel) geht sogar noch einen Schritt weiter und präsentiert uns eine Schlussszene, die wir selbst zu interpretieren haben. Auf diese wird uns keine Antwort gegeben, und sie ist wahrscheinlich der sensibelste Moment des kompletten Filmes. Unsensibel ist dieser jedoch ohnehin nicht ausgefallen, auch wenn er knallhart, bissig und satirisch erzählt ist. Das zeigt sich weniger auf der Gefühlsebene von Figuren und Geschichte, als viel mehr in der Identifizierung mit diesen. Das Drehbuch versteht seine Figuren, hat Respekt vor ihrem Umfeld, versteht Ursache und Wirkung, hält nicht einmal den moralischen Zeigefinger hoch, denn wer sich hier gesellschaftlich fragwürdig entblättert, stellt sich von alleine bloß. Da bedarf es keiner Unterstreichung mehr, so dass jeder Zuschauer von selbst so auf das jeweils Erlebte reagieren darf, wie er es tut und frei von vorgegebener Meinung dazu jeweils denken darf, was er will. "High School Confidential - Der Teufel trägt Minirock" (Alternativtitel) zeigt uns auf der einen Seite ein breites Spektrum der Gesellschaft, immerhin werden Erwachsenenperspektiven ebenso wenig ausgeblendet wie jene der Teenager, ist aber meist aus der Sicht der Hauptfigur heraus erzählt und erhält damit gewisse Grenzen diesbezüglich. Auch spielt er nicht von Anfang an mit offenen Karten. Manche Informationen erhalten wir erst per Rückblick zum passenden Zeitpunkt, die Geschichte ist nicht immer chronologisch erzählt. Zudem erlebt sie mit der Zeit einen Wandel, ist sie zunächst doch eher leichtfüßig schwarzhumorig erzählt, ein wenig im Stil eines "Heathers", wird mit der Zeit aber immer dramatischer, den Komödienpart zwar nie ganz ausblendend, aber doch das Genre Drama dominieren lassend, fußend auf bitterbösem schwarzen Humor.

"High School Confidential" gehört zu jener Art Film, der man dankbar ist, dass theoretische Stereotype die Welt des Streifens bevölkern, denn dieses Spiel mit Klischees ist trügerischer Natur, wird verwendet um im Kino Gewohntes knallhart zu entblößen, indem ungeschönte Wahrheiten geradezu selbstverständlich nebensächlich eingestreut werden und sich die Fassade einzelner Stereotype von selbst entblättert und als das outet, was es wirklich ist, bzw. was besagter Stereotyp konsequent für sich und sein Umfeld bedeutet. Interessant ist gerade hier die Figur einer muslimischen Freundin und Mitschülerin der zentralen Heldin gesetzt, die nicht des befremdlichen und skurrilen Sidekicks wegen an ihre Seite gesetzt wurde, wie es in US-Komödien häufig üblich ist, sondern ebenfalls Wahrheiten offenbart, über welche gern der Mantel des Schweigens gehüllt wird. Damit ist sie aber wie gesagt nur ein Element von vielen, und dass das alles so gut funktioniert, verdankt der Film hauptsächlich seinem interessant ausgefallenem, reflektierenden und intelligenten Drehbuch, sowie den hervorragend besetzten Schauspielern, allen voran Evan Rachel Wood in der Hauptrolle, deren perfekte Wirkung aber auch den Verantwortlichen für Make-Up, Frisur und Kostüm zu verdanken ist, strahlt sie doch eine ganz eigene Aura aus, welche die Wirkung dessen was im Film geschieht, passend zu ihrer Rolle, beeinflusst. Einzig mit der Figur des stets gekonnt spielenden James Woods tat ich mich schwer, die war mir eine Spur zu überdreht gespielt, ist zwar für ein paar Lacher gut und auch aus satirischer Sicht oftmals gewinnbringend eingesetzt, wirkt aber wie aus einem anderen Film entlaufen und bildet somit einen Fremdkörper inmitten eines ansonsten stimmigen Ganzen.  OFDb

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