15.12.2019

12 MONKEYS (1995)

Am Anfang war der französische Kurzfilm "Am Rande des Rollfelds" aus dem Jahr 1962, der die Verantwortlichen von "12 Monkeys" dazu inspirierte das dort noch relativ simple Szenario zu einem großen Kinostoff aufzublasen. Was daraus wurde ist ein Konstrukt, das in seiner zunächst etwas wirr scheinenden Art komplexer ausgefallen ist, als es ein Kurzfilm auffangen könnte. Zwar kam mir das Ergebnis von "12 Monkeys" seinerzeit verstrickter vor, als nun nach einer Neusichtung, es reichte aber bereits aus um damals meine Arbeitskollegen zu verwirren, die mit dem Film nichts anfangen konnten, da sie ihn nicht verstanden und somit frühzeitig beendeten. Das erschreckt in gewisser Weise schon sehr, muss man doch nur lang genug dran bleiben, um den mit Bruce Willis so toll besetzten Science Fiction zu verstehen, der am Ende jedes Rätsel löst. Er gibt sogar aufmerksamen Zuschauern zusätzlich inmitten eines frustrierenden Finales einen kleinen Hoffnungsschimmer mit auf den Weg, bevor der Song "What a Wonderful World" von Louis Armstrong vom lebensbejahenden Song zum todtraurigen mutiert, wenn er den Abspann begleitet.

Auf den Weg dorthin gibt es allerhand interessante Wendungen innerhalb eines durchdachten Stoffes, der in all seinen Phasen zu gefallen weiß. Freilich ist auch er nicht frei von Denkfehlern von Zeitreisestoffen, aber auf diese stößt man erst bei näherem Nachdenken und nicht bereits offensichtlich bloß gestellt beim schwer zu durchschauenden ersten Sichten. Zunächst wird man ins kalte Wasser geschubst, mit den Fakten der Zukunft konfrontiert, dann sorgen fehlerhafte Zeitreiseziele für weitere Verwirrungen. Sie dienen im weiteren Verlauf aber auch späten Erkenntnissen und einflussreichen Missverständnissen, was zu den hervorragenden Eigenschaften gehört, die einen als Zuschauer spätestens dann mit den Protagonisten emotional mit leiden lassen, wenn man endlich durchblickt. Kniffe wie der Glaubenswechsel zwischen Ärztin und Patient sind dramaturgisch hervorragend gesetzt, ohnehin ist man emotional mittendrin im Stoff, sowohl personen- als auch situationsgebunden. Allein der Blick auf eine sich selbstverständlich sehende Gesellschaft, deren Existenz durch den Tod von abermillionen Menschen bald endet und nicht verhindert werden kann, setzt eine Traurigkeit über alle Ereignisse und beeinflusst uns in unserer Haltung der Geschichte zu folgen. Fast schon bösartig kann man es von den Verantwortlichen der Geschichte nennen, uns kurzfristig einen Hoffnungsschimmer mitzugeben, dass das Unglück doch noch verhindert werden könnte.

Gilliam zeichnet ein düsteres Zukunftsbild, in welches Fanatiker, wie man sie heutzutage oft in Kommentarspalten sozialer Medien zu Umweltthemen wahrnehmen kann, aus Hass zum Menschen und seiner Taten unser Leben zerstört haben, um die Erde zu retten. Die herrschenden Wissenschaftler sind ebenso Opfer ihrer Zeit und in ihrer Art somit keine leuchtenden Vorbilder. Sie sind verzweifelt wie alle, haben längst selbst keinen wirklichen Durchblick der Ereignisse mehr, so dass man, auch aufgrund ihrer menschenfeindlichen Art der Regierung, an ihrer Rationalität zweifelt, was nur eine vieler Fallen ist, mit welcher "12 Monkeys" unsere Wahrnehmung manipuliert. Ein hervorragendes Drehbuch, tolle Set Designs und eine gut gewählte Besetzung zaubern für den Zuschauer aus einem depressiven Stoff ein emotional großartiges Auf und Ab und somit ein aufregendes Erlebnis, das keinen kalt lassen dürfte. Einzig der von vielen gefeierte Brad Pitt weiß mir in seiner Rolle nicht zu gefallen, die hätte man meiner Meinung nach leicht weniger überzogen spielen sollen. Ansonsten gibt es aber nichts zu meckern. Gilliam hat den vielseitig durchdachten Plot stets gut im Griff, täuscht immer wieder Positives inmitten einer düsteren Geschichte vor, und spielt damit derart gekonnt mit unseren Gefühlen und Hoffnungen, dass man es geradezu liebt unter seinem Fädenziehen zu leiden. Mag mir "12 Monkeys" auch nicht mehr so verästelt erscheinen, wie damals mit weniger Sehgewohnheiten, er ist noch immer ein großes Kinoerlebnis, welches Intellekt und Gefühl nicht gegenseitig ausschließt, sondern ganz im Gegenteil gepaart miteinander intensiv wirken lässt.  OFDb

1 Kommentar:

  1. Ohoh. Den hab ich schon sehr lange nicht gesehen und nur noch wenig explizit in Erinnerung. Eigentlich ist der Film es aber wert, ihn mal wieder zu schauen. Wie so viele der Gilliam-Filme im Allgemeinen...

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