02.02.2020

ZWEI AUSSER RAND UND BAND (1977)

Es ist schon erstaunlich auf welch schlichter Basis so ein Film mit Bud Spencer und Terence Hill zu funktionieren weiß. Mit "Die rechte und die linke Hand des Teufels" 1970 den ersten großen Erfolg gefeiert, das Konzept zwei Jahre später mit "Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle" auch außerhalb des Westernbereichs erfolgreich umgesetzt, hat 1977 "Zwei außer Rand und Band" theoretisch nichts zu bieten, was es nicht schon vorher in Werken der beiden Schauspieler zu sehen gab. Ganz im Gegenteil bedient man sich unverfroren am Konzept der Vorgänger. Die Eingangssequenz, in welcher die beiden unabhängig voneinander ihren Feind leiden lassen, erinnert stark an den pointensicheren Beginn von "Vier Fäuste für ein Halleluja", der Kriminelle in der Position des Gesetzeshüters an "Die rechte und die linke Hand des Teufels", und der Gag, dass die Rolle Hills Spencers Pläne der Ungerechtigkeit stets für Hilfesuchende ehrbar ändert, ebenfalls an diesen, noch mehr aber an "Auch die Engel essen Bohnen", der dieses Konzept gar zum Zentrum der Handlung machte und statt Terence Hill Giuliano Gemma als Partner Bud Spencers bot.

Freilich wird auch an Prügelszenen nicht gespart, einer der Haupteckpfeiler der Rezeptur der Spencer/Hill-Filme, die immer wieder dadurch faszinieren, dass sie so gut funktionieren. Anstatt ausgelutscht zu wirken, erfrischen sie jedes Mal die an sich nicht vorhandene Handlung, sorgen also immer wieder für den nötigen Pepp, wenn die Geschehnisse mal wieder ein bisschen Schwung benötigen. Da kaum eine Handlung auszumachen ist, kann diese herrlich alberne Prügelkomik vom Szenario her um so konfuser eingebracht werden, so dass auch mal im Stadion gegen eine Gruppe Rocker mit Indianeranführer gekämpft werden kann, später gegen Rauschgifthändler in einem Bowlingcenter. Dabei wird nicht nur ordentlich drauf gehauen, Gegenstände zweckentfremdet und Wilbur auch mal gerne von Matt hängen gelassen, damit der den Hauptteil der Prügelorgien erledigen kann, es werden auch herrlich albern Grimassen geschnitten und hanebüchene Momente kreiert, wie in der legendären Pommesbudensequenz, in welcher Matt sich als gehbehindert ausgibt und Wilbur als taubstummen Brummbär mit 'ner Meise im Schädel. Die Szenen rund um die Polizeiarbeit, sowie zuvor auf der Polizeiakademie, werden aufgelockert mit dem Running Gag, dass Matt ein oller Schleimer ist und seinen Partner Wilbur dem Vorgesetzten stets als schwarzes Schaf vorführt.

Trotzdem bleiben die beiden Helden des einfachen Mannes Freunde und Polizisten noch dazu, warum auch immer. Dies zu hinterfragen würde bereits das dünne Storygerüst zerschmettern, über dessen quasi Nichtvorhandensein man deswegen nicht schimpft, weil die Chemie des Ganzen so wundervoll zu funktionieren weiß. Ebenso verhält es sich mit dem Handlungsort Amerika, obwohl unübersehbar in Italien gedreht wurde. Eine derartige Perfektion hat ein Film wie dieser nicht nötig. Er entführt nicht in ein überzeugendes Szenario, hier wird keine Illusion geboten, die beiden Hauptfiguren würden nicht einmal entfremdete Namen benötigen, da sie für den Betrachter schlichtweg Bud Spencer und Terence Hill sind. Solch ein Werk guckt sich, als wäre man bei den Dreharbeiten mit dabei. Für so etwas hätte es dementsprechend eine Zusatz-Prominenz mit "Black Emanuelle"-Star Laura Gemser gar nicht geben müssen, schön dass ein derartiger Bonus dennoch enthalten ist. "Zwei außer Rand und Band" gehört zu den Evergreens des Prügelduos und lässt sich immer wieder ansehen, von klein auf bis ins Erwachsenenalter hinein, sofern man einmal sein Herz für die beiden Italiener geöffnet hat. Wie könnte man auch nicht liebäugeln mit zwei gutherzigen Ganoven, die der Mafia den Krieg erklären und eine hilfsbedürftige chinesische Familie frei von Vorurteilen unterstützen?

Die beiden gehören einer Generation an, in welcher spaßeshalber noch Gewalt angewendet werden durfte und sexistisches Verhalten attraktiven Frauen gegenüber noch charmant in eine sich selbst nicht ernst nehmende Geschichte integriert werden konnte. Die beiden benötigen keine Schusswaffen, sind unverletzbar und können literweise Alkohol saufen, ohne angetrunken zu sein. Sie besitzen quasi Superkräfte ohne Superhelden zu sein, und das wird auch nie hinterfragt. Und dieser entspannte Umgang mit all den Selbstverständlichkeiten, die in heutigen Produktionen Perfektion, eine Erklärung, oder eine Entschuldigung/Rechtfertigung benötigen würden, ist letztendlich auch das Geheimnis dessen, warum solch ein schlichtes Konzept so herzerfrischend funktioniert - freilich, wie immer, aufgepeppt durch die humorgedopte deutsche Synchronisation und untermalt durch den wundervollen, schwungvollen Soundtrack der De Angelis-Brüder mit Ohrwurm-Garantie.  OFDb

1 Kommentar:

  1. Bud und Terrence gehen halt immer. Wunderbar erfrischende Haudrauf-Comedy. :D

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