"Godzilla und die Urweltraupen" ist nicht nur ein weiterer "Godzilla"-Film, nachdem man sich die Idee King Kongs für den Vorgänger von einem anderen Filmstudio fremd entliehen hat, lässt der Erfinder der Riesenechse diese diesmal gegen eine ebenfalls von Ishiro Hondâ kreierte Kreatur kämpfen und setzt somit in einem "Mothra bedroht die Welt" fort. Davon ist in der deutschen Fassung jedoch nichts zu merken. Ebenso wie es Godzilla im Vorgänger "King Kong vs. Godzilla" erging, so hat im hier besprochenen Film in der deutschen Synchronisation nie wer zuvor von Mothra gehört, die hier Modra ausgesprochen wird. Ob sich deswegen auch jedwede Kultur der Heimatinsel gewandelt hat und Mothras Fähigkeiten, oder ob dies auch so in der Originalfassung verändert wurde, weiß ich nicht, aber es verleiht der Riesenmotte und den stets mit ihr auftauchenden kleinen, singenden Frauen, dargeboten vom Gesangs-Duo The Peanuts, weit weniger Reiz als im sympathischen Film zuvor. Der zu penetrant eingesetzte Gesang der beiden, während diese wieder so jämmerlich dreinblicken dürfen wie im Werk zuvor, nervt diesmal gewaltig, fehlt ihm doch die Mystik des Erstlings bei gleichem Lied.
Zudem wurde diesmal der Mothra-Schwerpunkt vertauscht. Die optisch besser wirkenden Raupen des Originals kommen diesmal erst zum Schluss vor, dann zwar im Doppelpack, aber bei weitem nicht mehr so sympathisch grimmig animiert, wie zuvor. Zumindest sieht es niedlich aus, wie sie mit ihrem Spinngarn Godzilla attackieren, da wir uns hier aber bereits im Finale befinden, ist es jedoch eine erfolgreiche Schlusstaktik, die ihre Zeit benötigt, und mit dem ewigen Fädensprühen somit auf Dauer ebenfalls ziemlich zu nerven weiß. Das Mottenwesen bekommt diesmal hingegen mehr Zeit beschert, wirkt aber immer ein wenig jämmerlich und kraftlos, was von der Geschichte her zwar halb gewollt ist, Mothra aber weit weniger mächtig erscheinen lässt, als sie es eigentlich ist. Da sie ihre mächtigen, eher ungewollt alles zerstörenden, Schwingschläge ihrer Flügel meist eher in der Natur entfacht, geht von ihr auch kaum Zerstörung aus. Die übernimmt somit diesmal fast allein Godzilla, der wiederum viel Laufzeit benötigt, um sich überhaupt erstmals blicken zu lassen. Seine Zerstörungsszenen gehören auch gleich zu den besten Momenten des Streifens, wie immer beeindruckend genug getrickst, um zu funktionieren, und doch wieder gleichzeitig sympathisch naiv die Miniaturmodelle nicht wirklich größer wirken lassend, als sie es tatsächlich waren.
"Mothra vs. Godzilla" (Alternativtitel) mag der vierte Teil der "Godzilla"-Reihe sein, inhaltlich ist er jedoch eher Mothra- anstatt Godzilla-Film, und als solcher lässt er die Pluspunkte vermissen, die den ersten Film um die Riesenmotte für mich zu einem der sympathischsten Kaiju-Filme überhaupt werden ließ. So nerven beispielsweise die Debatten mit einem Ur-Volk in Mothras Heimat, die plötzlich der japanischen Sprache mächtig sind und wissen welches Schicksal sie durch deren Atombombe ereilt hat. Damit entbrennt ein gestelzter gegenseitiger Moraldialog um unterlassene Hilfe, menschlicher Brüderschaft und gegenseitiger Schuldzuweisung. Damit verlieren nicht nur die drei Fabelwesen der Insel ihre Mystik und manch charakterliche Besonderheiten, sondern nun auch das weit weniger unterentwickelte Naturvolk als gedacht. Weder auf der Japanseite, noch hier, sind Sympathiecharaktere auszumachen, so dass diesmal keine wirklich gut funktionierende menschliche Unterstützung die monsterfreien Phasen eines Filmes gestemmt bekommen, der sich zudem in seiner Kapitalismuskritik weit weniger ehrlich schaut, als die Geschichte um Nelson zuvor. OFDb
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