13.04.2020

SCHLOSS VOGELOED (1921)

Ein Jahr vor seinem berühmten "Nosferatu - Eine Symphonie des Grauens" drehte F.W. Murnau den Kriminalfilm "Schloss Vogeloed", der auf einer Romanreihe einer Illustrierten beruht, die später auch in Buchform veröffentlicht wurde. Manchmal liest man im Zusammenhang dieses eher unbekannten Werkes auch vom Genre des Horror, doch das trifft nicht wirklich zu. Es ist eine kurze, stimmige Alptraum-Sequenz einer der Gäste enthalten und einige Elemente des Grusel-Krimis finden auch bereits ihren Platz in diesem Film, letztendlich kommt ein Werke wie "Orlacs Hände" diesem Genre-Mix jedoch deutlich näher, aber in diesem Graubereich schwebend bleibt dies ohnehin Interpretationssache. Im Gegensatz zum eben erwähnten Vergleichsfilm, der drei Jahre später entstand, spielen alle Ereignisse des hier besprochenen Kriminal-Dramas auf engem Raum. Nur wenige, kurze Augenblicke spielen außerhalb von Schloss Vogeloed, umso wichtiger ist es ein funktionierendes Drehbuch zur Hand zu haben.

Meiner Meinung nach lag ein solches vor, bezieht "Schloss Vogeloed - Die Enthüllung eines Geheimnisses" (Alternativtitel) seine Stärke doch fast einzig dadurch über Dialoge einen Spannungsbogen zu erzeugen, der wiederum eine Atmosphäre des Misstrauens erzeugt. Somit wird man wahrlich neugierig das im Raum stehende Geheimnis, um den Täter von einst, und dem Verschwinden des Geistlichen gelüftet zu bekommen. Mit Sehgewohnheiten von heute ahnt man freilich schnell was Sache ist, überzeugen möchte man sich jedoch trotzdem, könnte man sich bei aller naheliegender Wahrscheinlichkeit schließlich dennoch irren. Dank unterschiedlich charismatisch besetzter Schauspieler in manch gewitztem Kostüm, funktioniert das Rätselraten und die Aufrechterhaltung der zweifelhaften Stimmung untereinander gut. Murnau konzentriert sich meist auf das Wesentliche und gönnt dem Streifen nur selten nebensächliche Szenarien. Diese dienen meist der Auflockerung, wie beispielsweise jeglicher Moment mit dem frechen Küchenjungen. Aber er tut gut daran, bereichert es doch sein Werk, anstatt ihm zu schaden.

Nötig hätte es "Vogelod Castle" (Alternativtitel), der 15 Jahre später als Tonfilm neuverfilmt wurde, trotzdem nicht gehabt, bleibt seine Geschichte mit der in Gang gebrachten Eigendynamik doch ein spannendes, interessantes und dramatisches Erlebnis, ohne zwischendurch auch nur kleine Hänger zu besitzen. Und das will schon was heißen in einem Werk, welches keine optischen Besonderheiten, und sei es nur durch unterschiedliche Spielorte, vorweisen kann. Somit lebt "The Haunted Castle" (Alternativtitel) von seinen starken Dialogen und den interessant gezeichneten Charakteren, die sich erst mit der Zeit aus einer größeren Gruppe Menschen herauskristallisieren, bis man begreift wer für die Geschichte wichtig wird und wer nicht. Unterstützt wird das tolle Ergebnis neben den eben erwähnten, kleinen, auflockernden Schelmereien (von denen die Aufnahme eines Abreisenden in seiner Kutsche zu den heimlichen besonderen Momenten gehört) von der stimmig gewählten Einrichtung des Schlosses und einer packenden Klavierspiel-Untermalung. Mit unter 80 Minuten Laufzeit kommen weder Längen noch anderweitige Ärgernisse auf. Zur Zeit ist der Film im deutschsprachigen Raum nicht als Einzel-DVD erhältlich, sondern nur als Disc einer dreiteiligen Murnau-DVD-Box enthalten.  OFDb 

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