Als Kenner und Sympathisant des in Deutschland relativ unbekannten "Zeiram" und dem in Deutschland nie erschienenen "Zeiram 2" war es an der Zeit mir endlich einmal die dazugehörende Zeichentrick-Reihe "Iria" anzugucken, die im selben Jahr der Realfilm-Fortsetzung veröffentlicht wurde und die Vorgeschichte des ersten Teils erzählt. Der Sechsteiler funktioniert auch unabhängig von diesen beiden Filmen, schubst einen aber zunächst völlig unvorbereitet ins Geschehen. Was der Zeiram ist, erfährt man erst nach einigen Folgen, wie er funktioniert noch später und dann auch nur halbwegs beantwortet. Auch zwischenmenschlich puzzeln sich viele Zusammenhänge erst mit der Zeit zusammen. Der Zuschauer muss sich zurecht finden in einer Geschichte, die ihn nicht nur mit zunächst fehlenden Informationen herausfordert, sondern auch mit einer Erzählung, die weit vielschichtiger ausfällt, als ihr hoher Actionanteil vermuten lässt. Wieder einmal gelingt es einer japanischen Produktion fast schon Schundfilm-artige Science Fiction-Elemente mit geistreicher Polit-Reflexion und einem umfangreichen Inhalt zu bereichern, in ein Serienkonzept integriert, das zwar stets seine einzelnen Kapitel vorübergehend beendet, in seiner Informationsvielfalt aber nie vorangegangenes vergisst und selbiges vom Publikum erwartet.
Mit dem Verzicht der im Anime-Bereich gern zelebrierten Sexualelementen, die sich selbst in so großartigen Produktionen wie "Elfen Lied" wiederfinden, sowie dem oftmals im Herstellungsland zu beobachtenden Talent eine individuelle Mystik und fremde Kulturen zu erschaffen, gewinnt "Iria: Zeiram the Animation" (Alternativtitel) schnell an Sympathie. Kleine Charakterfeinheiten, welche die eigentlichen Stereotype genügend aufbrechen, gerade auch mittels der gut gewählten japanischen Synchronisation, helfen einem dabei das anfangs kaum zu durchblickende Szenario interessiert und sich gut unterhalten gefühlt zu verfolgen. Der Animationsstil geht für eine derartige Produktion aus den 90er Jahren vollkommen in Ordnung, und da in jeder Episode, spätestens nach der ersten Einführungsgeschichte, stets etwas hochinteressantes erzählt wird, das nicht einfach nur die bisherigen Geschehnisse alternativ nachkauert, bleibt man auch bis zum Schluss interessiert dran, überrumpelt von einer Action-reichen Geschichte, die das Kind im Manne mit dem Freundschafts-Thema, der Monstervielfalt und der passenden Dosis eingestreuter Witzigkeiten ebenso kitzelt, wie den erwachsenen Intellekt mit gesellschaftspolitischen Untertönen. Das ist ein herrlicher, wenn in Japan-Produktionen auch nicht unüblicher, Mix, der mich immer wieder in Versuchung führt derartiges zu konsumieren. OFDb
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