24.09.2020

CHILD EATER (2016)

Das in "Child Eater" kreierte Monster ist eher ein Augenfresser, anstatt ein Kinderfresser, und trotz der Film-internen Legende macht es leider auch vor den Augen erwachsener Opfer nicht Halt. Ohnehin ist es schade welch Genre-wirksame Chancen hier oftmals ungenutzt bleiben. Der Aggressor des Streifens bekommt nicht nur einen wundervoll rätselhaften Hintergrund beschert, der stets ungelöst bleibt, allein die kaum genutzte Idee, er könne sich ewig mit einem im gleichen Zimmer verstecken, ohne dass man ihn bemerkt, bis zu jenem Moment wenn man ihn atmen hört, wäre eine hervorragende Grundlage für einen atmosphärisch dicht inszenierten Grusler. Um einen solchen ist Regisseur Erlingur Thoroddsen in seinem zweiten Langfilm auch stets bemüht, und manch funktionierenden Moment diesbezüglich kann man ihm auch nicht abstreiten. So weiß z.B. jene Szene zu wirken, in welcher der Junge allein in seinem Kinderzimmer ist und nicht mitbekommt, dass sich hinter ihm die Schrankwand öffnet. Und auch die Szene mit der Babysitterin innerhalb besagten Schrankes besitzt ein unheimliches Flair. Zwar gönnt der Regisseur diesen Momenten jene Ruhe und Langsamkeit, die sie benötigen um dementsprechend wirken zu können, er bricht sie jedoch stets zu früh ab, so dass man immer wieder aus den kurzen Anflügen an Gruselstimmung hinaus geworfen wird. 

Dies ist aber nur einer von vielen Fehlern. So sieht das Monster in seiner skurrilen Freak-Art, gerade auch aufgrund seiner ungewöhnlichen Brille, zwar wunderbar aus, es passt aber eher in einen schrägen Horrorfilm. Für einen Gruselfilm ist es die falsche Figur. Außerdem kümmert sich der Film um zu viele Perspektiven, aus denen er erzählt ist. Anstatt alles hauptsächlich über den Blickwinkel einer Figur zu erörtern, switcht der Streifen stets zwischen etlichen mal mehr, mal weniger wichtigen, aber nie wirklich wichtigen, Randfiguren hin und her, verrät damit oftmals zu viel und lässt "Child Eater" letztendlich damit zu zerfahren wirken, als dass damit eine düstere Grundstimmung möglich wäre. Auch der ewige Ortswechsel, der oft eher Verwirrung anstatt Orientierung beim Zuschauer hinterlässt, ist nicht förderlich für die anvisierte Gruselatmosphäre. 

Dass man neben diesem Ziel auch versucht mit dem menschlich aussehenden Wesen eine neue Horror-Kultfigur a la Freddy Krueger zu schaffen, macht der Streifen hingegen unübersehbar deutlich, etwas zu viel sogar für meinen Geschmack. Spätestens der Schluss-Satz, der eine Art Pseudo-Coolness erzeugt, ist definitiv zu viel des Gewollten. Zumindest schafft es Thoroddsen nicht zu langweilen, auch wenn sein Werk keineswegs zu begeistern weiß. Die angenehme Art Routine ist ihm nicht geglückt, aber manch anspruchsloser Vielseher wird sich bestimmt trotzdem gut aufgehoben fühlen. Mir hingegen war das alles trotz brauchbarer Mimen und akzeptabler Inszenierung zu gewollt, als dass ich das Ergebnis als unterhaltsam wahrnehmen würde. Eine Fortsetzung wäre dennoch wünschenswert, sofern man mehr mit dem Aufhänger des sich perfekt versteckenden Monsters mit unheimlichem Atem arbeiten würde. Wenn man dieses nun noch optisch eher zu einem Schattenwesen ummünzen würde und den Gruselmomenten die nötige Länge bescheren würde, stünde einem sympathischen Ergebnis nichts mehr im Weg. Statt einer Fortsetzung drehte Thoroddsen jedoch ein Jahr später das isländische Horror-Drama "Rift". Sein Debüt war anbei der US-amerikanische Horrorfilm "Patient 7", der im selben Jahr von "Child Eater" fertiggestellt wurde.  OFDb

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