Die Serie gehört zu den Ausnahmen am Anime-Himmel, bei welchem die Serie vor den Mangas entstand. Zeitgleich mit der 12teiligen Serie erschienen 6 Zehn-Minüter als sogenannte OVAs, die im Anschluss an die abgeschlossene, überraschend interessant erzählte, Serie aufzeigt was die Mädels neben dem Panzerfahren sonst so drauf haben. Diesen kitschigen Schrott mit verkrampft humoristischem Ansatz Geschichtsunterricht zu erteilen, kann man sich getrost sparen. Die eigentliche Serie jedoch spritzt nur so vor Sympathie und Charme, zeigt wie so oft bei japanischen Produkten wie ein gewisser Grad Anspruch sich durchaus mit Trivialität verbinden lässt. Man lässt sich Zeit die Charaktere zueinander finden zu lassen. Man baut eine sich langsam entwickelnde Geschichte auf, die strategisch ausgearbeitete Momente bietet, die einen guten Teil des Spannungsbogens ausmachen. Zeitgleich entwickelt man mit nur kleinen Nebensächlichkeiten ein alternatives Weltbild, in welchem sich Schulen z.B. weltweit auf riesigen Schiffen befinden. Derartiges wird stets mit trockenem Humor präsentiert, selten mit albernen, meist zielsicher anvisiert und großteils auf den gut funktionierenden Figurentypen bauend, deren oberflächliche, aber wirksame Charakterzeichnungen nicht nur Unwichtigkeit des Serienrezepts sind.
Mag manche Panzerfahrt auch recht billig animiert anmuten aufgrund der Mithilfe von Computeranimationen, gerade in den ersten Minuten der Serie, ansonsten überzeugt der schlichte Animationsstil, der zwar immer wieder, ebenso wie die eigentliche Serie, in Anime-Klischees abrutscht, an anderer Stelle den darauf entstehenden Erwartungen jedoch immer wieder ausweicht. Eine 12jährigen Kitsch-Mentalität trifft auf Fakten und Fiktion des Panzerfahrens, und dieser Widerspruch mutet ähnlich gut funktionierend an, wie der Mix aus Kitsch-Musik und Heavy Metal bei der japanischen Band Babymetal. Am Ende bietet der 12-Teiler eine abgerundete Geschichte über Freundschaft, dem Entdecken von Selbstbewusstsein und der Fähigkeit zu Strategieentwürfen, angereichert mit persönlicher Problembewältigungen diverser Protagonisten, überraschenden Wendungen und humorvollen Randfiguren, die Teil eines immer größer werdenden Meeres an Charakteren werden, da sie nach ihren Hauptauftritten nie ganz vergessen sind und immer wieder auftauchen. Besagter grotesker Mix in Kombination mit dem erfrischend treffsicheren Humor und dem Wohlfühl-Faktor durch liebgewonnene Figuren machen "Gâruzu & pantsâ" (Originaltitel) zu einer unterhaltsamen Serie der sehr eigenen Art. Ich bleibe dran, denn es folgten zwei Jahre später weitere OVAs, ein Jahr später ein Kinofilm und seit 2019 eine weitere Serie, welche als das Finale betitelt wird. Weitere Neben-Produkte, die unter dem Projekt "Girls & Panzer" entstanden sind, haben es bislang nicht nach Deutschland geschafft, aber mit den hier aufgezählten habe ich erst einmal ohnehin genügend Material, um dieser wunderbar schrägen, wie liebevollen und kitschigen Welt weiter meine Aufmerksamkeit zu schenken. OFDb
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