Die Geschichte will auf andere Überraschungen hinaus, deswegen ist diese übereilt scheinende Enthüllung nicht weiter wild. Ganz im Gegenteil ist sie sogar hilfreich, um innerhalb dieser Gedankenspiele früh genug zu erkennen, dass die Autoren, auch wenn der äußere Schein anderes vermuten lässt, keineswegs etwas Intelligentes auf die Beine gestellt haben. Da wird weder die bittere Verarbeitung dessen thematisiert, dass man kein Lebewesen, sondern lediglich eine Simulation ist (ganz im Gegenteil beschäftigt dies den Jungen überhaupt nicht), noch ergibt die Handlung einen Sinn, wenn denn alles nur digitaler Fake ist. Nicht nur, dass die Rettungsaktion des Mädchens unsinnig ist (warum sollte man eine Simulation retten wollen?), auch die zeitliche Entwicklung der Annäherung der beiden Teenager ist widersprüchlich verglichen mit dem was der erwachsene Naomi über die gemeinsame kurze Zukunft erzählt. Okay, mit der überraschenden Wendung der Ereignisse erfahren wir ohnehin dass der junge vom alten Naomi betrogen wurde, und auch warum Letztgenannter, zurückgekehrt in seine Welt, glaubt die verstorbene reale Frau mit der simulierten retten zu können, wissentlich dass dies die reale Person, die einst in diesem Körper existierte, nicht zurückbringen kann.
Dennoch ist alles nur holprig und großteils halbherzig durchdacht, ohne wahre Konsequenzen der Geschichte zu erkennen. Welch großartige Möglichkeiten hier mit mangelndem Intellekt und durch die Flucht in billige Esoterik vergeigt werden, verärgert derart, dass die Pluspunkte nicht, trotz vergeigter Chancen, zu einem angenehmen Ergebnis verhelfen können, so wie es kürzlich ein "Penguin Highway" bewerkstelligte. Der komplette Film wird in dieser plumpen Ausführung einer hervorragenden Idee Mittelmaß und kann somit nur auf technischer Ebene begeistern. Lediglich manch zwischenmenschliche Elemente, welche die Routine aufbrechen und typisch für aufwändigere Anime-Werke sind, wissen am Rande zu gefallen, so z.B. die Idee, dass der junge Naomi eigentlich ein Auge auf wen anderes geworfen hat und erst mit der Zeit das andere Mädchen mögen lernt, mit welchem auch sein älteres Ich sympathisiert. Das sind zumindest Elemente, welche die Enttäuschung erträglicher machen. Aber dabei zusehen zu müssen, wie der Unterschied zwischen Realität und Simulation nicht erkannt wird und damit ein theoretisch geistreicher Stoff zu einem undurchdachten wird, schmerzt dann doch zu sehr, als dass man sich versöhnlich von "Hello World" trennen könnte. OFDb
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