09.12.2020

HURRA, DIE SCHULE BRENNT (1969)

Ich mag Filme mit Peter Alexander ebenso wie die "Lümmel von der ersten Bank"-Reihe an sich, zu welcher der hier besprochene "Hurra, die Schule brennt" als Teil 4 gehört. Ich mag sie trotz und wegen aller Schwächen und gelebten Naivität und betrachte sie nicht mehr, wie früher in intoleranteren Zeiten, als lediglich unfreiwillig komischen Schund. Eine Ausnahme bildet jedoch die hier besprochene Komödie, die einfach derart schlecht ausgefallen ist, dass es wahre Freude bereitet ihr beim offenherzigen Scheitern zuzuschauen. Was in Teil 1 der Reihe noch relativ nachvollziehbar und sachlich bezüglich des verständnisvollen Lehrers thematisiert wurde, wird in der x-ten Kopie zu einem lächerlichen Unterfangen eines unreifen Pädagogen, dessen Motivation weder nachvollziehbar, noch lobenswert zu nennen ist. Er provoziert nicht minder als die Teenager, besitzt keine charakterlichen Eigenschaften, kein fachmännisches Wissen oder keine empathische Motivation, die dieses Verhalten legitimieren könnten, er besitzt nicht einmal ein nennenswertes Konzept seiner Arbeit, irgendeine Fähigkeit der Reflexion, oder ausgearbeitete Pläne, nicht einmal dann, wenn er taktisch auf Rache sinnt. Was inmitten einer Trivial-Komödie nicht weiter wild wäre, um trotzdem heiter zu funktionieren, wird ertränkt in Peinlichkeiten, die nur selten funktionierende Witzigkeit auf jene Art wie gewollt ausstrahlt. Sei es der mehr schreiende, anstatt singende, Nackedei-Heintje unter einer Gießkannen-Dusche (die scheinbar endlos Wasser parat hält), einen Song über das Verlassen des Elternhauses als 9jähriger singend, sei es seine Sorge sein Onkel könne keine Frau abkriegen, oder sei es die extreme Fröhlichkeit, die er nicht nur im Lehrplan des Gesangsunterrichts in der Stadt vermisst, sondern auch mit seinem Onkel Peter teilt, "Hurra, die Schule brennt" wirkt, passend zum Titel, derart hirnverbrannt, dass allein der Gedanke weh tut, irgendwer im realen Leben könne diese Mentalität tatsächlich leben und teilen.

Für den Zuschauer wird dieser Schwachsinn zur Party, sofern er Freude mit schlechten Filmen haben kann. Die Geschichte macht keinerlei Sinn, stolpert von einer Aktion zur nächsten, ohne erkennbaren roten Faden und übertrumpft sich diesbezüglich am Schluss, wenn völlig ohne Grund und ohne tatsächlichen Bezug des vorangegangenem Treiben die Taufe eines Fliegers zelebriert wird, eine Szene die sich wie für einen anderen Film geplant guckt und lediglich den Zweck erfüllt Peter endlich mit seiner neuen Flamme zu vereinen. Mit der Schülertruppe des Momsen-Gymnasiums hat das alles nur noch zweitrangig zu tun, ist der Streifen doch mehr Peter Alexander-Film, als ein "Lümmel von der ersten Bank". Das traf erstaunlicher Weise schon auf den ebenfalls mit Peter Alexander und Heintje besetzten "Zum Teufel mit der Penne" zu, welcher der zweite Teil der Reihe ist. Die Produktionsgeschichte dieser erfolgreichen Kinoserie würde mich diesbezüglich einmal interessieren. Teil 2 und 4 heben sich derart von den restlichen fünf Filmen ab, dass man meinen könnte eine andere Firma habe mitgemischt. Werner Jacobs war jedoch nicht nur der Regisseur der beiden Peter Alexander-Teile, sowie von "Morgen fällt die Schule aus", in welchem trotz Kompatibilität mit der Hauptreihe zumindest noch Heintje mitbesetzt war, er war auch jener des ersten Teils, der sich mit den Folgen 3, 5, 6 und 7 einheitlich schaut. Blicke da einer durch, letztendlich kann es egal sein, da inhaltlich ohnehin stets nur Altbekanntes variiert und nicht aufeinander abgestimmt wurde, rätselhaft ist die Produktionsgeschichte aber allemal.

Zwar kann ich "Hurra, die Schule brennt", mit Szenen wie dem Staubsauger-Gitarre-spielenden Heintje, nie außerhalb der Trash-Perspektive gucken, liebgewonnene Charaktere der Reihe und vereinzelt nette Gags werten den Streifen trotzdem noch im Vergleich zu anderen unfreiwillig komischen Rohrkrepierern auf. Zudem sind Theo Lingen und Rudolf Schündler als Talente ihres Fachs mit am Start, und auch Peter Alexander beweist mit seiner Hans Moser-Parodie, dass er mehr drauf hat, als seine restlichen Auftritte hier offenbaren. Als "Lümmel von der ersten Bank"-Teil ist der Film eine Unverschämtheit, so sehr wie er Pepe und Co vernachlässigt. Und diese Mentalität lebt der Streifen offenherzig aus, in einer wunderbar unfreiwillig komischen Szene mündend, in welcher Peter als Lehrer während eines Theaterstücks zum selbstgesetzten Mittelpunkt wird, obwohl es sich eigentlich um eine Schulaufführung handelt, in welcher die Schüler im Vordergrund stehen müssten. Deutlicher kann man sich nicht versehentlich selbst kritisieren und entlarven. Ein zu schrill gesungenes Titellied, ein hohes Tempo an Peinlichkeiten, grottenschlechte Lieder, die selbst innerhalb dieser fröhlichen deutschen Film-Schlager-Zeit ihresgleichen suchen und jede Menge verkrampftes Bemühen um Dialoge, Charaktere und Situationen, die einfach nicht lustig sein können, machen den Streifen zum Freudenfest für den Trash-Fan, auch wenn sich diese chaotisch-hektische Chose voll von Überagieren und Dilettantismus nicht einfach mal eben so locker herunter gucken lässt. Etwas anstrengend ist das Ganze streckenweise selbst dann noch ausgefallen, wenn man mit Gleichgesinnten zusammen einen Trash-Abend zelebriert. Aufgrund der hohen Trefferquote fremdschämenden Schundes ist der Streifen diesen Aufwand allerdings wert.  OFDb

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