30.12.2020

THE SUCKLING (1990)

"The Suckling" ist so unappetitlich ausgefallen, wie seine Handlung auf Durchschnittszuschauer wirken mag. Hier wird wahrlich aufgrund einer geschmacklosen Idee dem Horror-Fan all das Quantitative geboten, wonach er immer wieder lechzt. Aber dies liefert Francis Teri mit seiner einzigen Regie-Arbeit zumindest konsequent, signalisiert der Streifen in all seiner Ernsthaftigkeit doch niemals ironische Distanz oder direkte humoristische Bereitschaft. Sprich der Freund der knallharten modernen 80er Jahre-Horror, wird mit dem 1990 erschienenen Werk noch einmal auf jene kompromisslose Videotheken-Film-Art unterhalten, die zum Ende des angefangenen Jahrzehnts endgültig Abschied nahm. Nicht nur die an sich lächerliche Chose um einen Embryo-Mutanten, der mit seiner Nabelschnur Rache ausübt, hätte zumindest versteckt in subtilen Tönen dennoch ein Augenzwinkern beschert bekommen können, auch den sehr extrem auf Gut und Böse getrimmten Stereotypen hätte eine solche Herangehensweise gut getan, wirkt das Szenario, gerade mit Blick auf den bewaffneten Sohn der Bordellbesitzerin, in dieser unreflektierten Art doch arg lächerlich und konstruiert. Aber was soll man schon von einem Film erwarten, in welchem die Figuren alles Dämliche, so gar nicht naheliegende, unternehmen, in der Hoffnung aus der Gefangenschaft zu entkommen, anstatt naheliegende Methoden wie Feuer, Strom und ähnliches zu nutzen?

Man sollte mit "Sewage Baby" (Alternativtitel) dennoch nicht all zu hart ins Gericht gehen, auch wenn allein schon die Tatsache, dass man im Bordell eingesperrt ist weder Sinn ergibt, noch von den mitzuerlebenden Ereignissen her möglich ist. So sind aber immerhin die Mimen, wenn schon nicht sonderlich talentiert besetzt, zumindest jeder passend ihren Rollen zugeordnet. Zudem geht "The Suckling" hart zur Sache, da wird nicht selten gestorben, und die Tricks können sich sehen lassen. Den Untertiteln nach zu urteilen war der Streifen seinerzeit auf VHS zwar geschnitten, aber anscheinend hauptsächlich in Dialogszenen. Sollten die Gore-Effekte ebenfalls zum Opfer gefallen sein, gäbe es kaum einen Grund zum alten Band zu greifen. Aber selbst auf diesem müssten die erstaunlich gelungenen Mutationseffekte zu sehen sein, die gar besser wirken als die fertig mutierte Kreatur an sich, die trotz durchschaubarer Gummi-Tricks zu gefallen weiß. Denkt man zunächst man bekäme sie kaum zu Gesicht, da die ersten Opfer lediglich von der umher schwingenden Nabelschnur attackiert werden und dies eine noch kostengünstigere Variante gewesen wäre, darf man stattdessen erfreut feststellen, dass das mordende Ungeborene recht oft zu sehen ist, was das Ergebnis ungeheuer aufwertet.

Aber auch mit diesem Pluspunkt an Bord hat "The Suckling" mit einigen Schwächen zu kämpfen, die hauptsächlich dem Regisseur und dem Drehbuch zuzuordnen sind. Ist der Horrorfilm zu Beginn für tolerante Zuschauer zumindest noch auf die angenehme Art trocken erzählt, ohne außerhalb der Schauwerte je eine Dynamik zu entwickeln, die das Ganze etwas flotter oder aufgelockert gucken lässt, so wirkt der Streifen spätestens zum letzten Drittel hin doch immer dröger, wenn der Autor nicht wirklich weiß wie er das ewig wiederholte Szenario interessanter gestaltet bekommt und Regisseur Teri sich weiterhin penetrant darin verweigert das Ganze inszenatorisch ein wenig aufzulockern. Wer den Film in der deutschen Fassung guckt, bekommt es zudem mit Sprechern zu tun, die zwar nicht nach Billigst-Synchro klingen, aber doch recht unmotiviert reden, was den drögen Eindruck zusätzlich bestärkt. Wenn zur zweiten Hälfte hin nun noch gelegentlich unpassendes Klaviergeklimper als Hintergrundmusik zu harten und zumindest in der Theorie spannenden Szenen erklingt, dann werden die Nerven des Zuschauers doch etwas arg herausgefordert, egal wie geduldig und großzügig er auch geartet sein mag. Das wird nicht jederman, der es bis dorthin durchgehalten hat, den Sehspaß vermiesen, schließlich mangelt es weiterhin nicht an Schauwerten, aber das sind Schwächen in der Durchführung, die bei Testsichtungen vor der Veröffentlichung hätten auffallen und behoben werden müssen, um ein größeres Publikum innerhalb einer ohnehin schon kleinen Nische ansprechen zu können.

Wer dennoch brav durchhält, wird zumindest mit einem bösen Schluss-Gag im Bordell-Szenario belohnt, der wahrlich gut und gewagt zu nennen ist, so schwachsinnig er auch allein deshalb schon ausgefallen sein mag, da er offenbart, dass die Kreatur die Mutation scheinbar steuern kann. Diesem schönen Schluss wird eine unnötig angehangene, etwas zu viel Laufzeit einnehmende, zweite Schluss-Pointe beschert, die aber auch als okay durchgeht. Einen der intensivsten Schauwerte in der Kategorie der Spezialeffekte erlebt man erstaunlicher Weise während der Schrifteinblendungen nach dem Film. Dort wird eine Szene gezeigt, die man scheinbar nicht in die eigentliche Geschichte einbinden konnte, so dass sie als eine Art Bonus als zusätzliches Gimmick präsentiert wird. Zwar bekommt man sie vom Sinn her und vom Zusammenhang zum Film nicht wirklich eingeordnet, aber allein sie ist die Sichtung für Freunde handgemachter Effekte wert. Wer also nicht all zu streng mit geschmacklosen Schundfilmchen der drögen Art umgehen kann, der bekommt mit "The Suckling" zwar keinen guten Film beschert, aber für seine plumpe und reißerische Art doch einen recht konsequenten und gewagten für spezielle Geschmäcker. Freunde klassischer Effekte sollten zumindest mal mit der Bildvorspul-Taste auf Gore-, Monster- und Mutations-Effekte-Jagd gehen. Spannend ist der Streifen in seiner monotonen und drögen Art freilich nicht ausgefallen. Und Sinn macht das alles ohnehin nicht, erst recht nicht, dass sich das übergroße Wesen in den engen Wasserleitungen fortbewegt.  OFDb

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