31.01.2021

HUBERT UND STALLER - STAFFEL 9 (2019)

Kürzlich las ich in einer Leserbrief-Kritik in der Hörzu wie sehr die Qualität der Serie "Hubert und Staller" nachgelassen habe. Ich verstand zwar nicht den Vorwurf es würde alberner oder klamaukiger zugehen (ich weiß nicht mehr welches Adjektiv verwendet wurde), denn immerhin gehörte dies gerade in den Ur-Zeiten mit Helmfried von Lüttichau als Staller seit je her zum Serienrezept dazu, aber es bestätigte mich in meinen Erwartungen, nachdem mit der achten Staffel, in welcher der Titel erstmals "Hubert ohne Staller" war, die bislang schwächste abgeliefert wurde. Umso überraschter war ich, mit welcher Energie das neunte Jahr der Serie stattdessen daher kommt. Sie bietet allerhand interessanter Kriminalfälle, wundervolle humoristische Haupt- und Randelemente und bezieht endlich einmal wieder sämtliche Stamm-Figuren für die Geschichten wichtig, und damit wieder mit dem nötigen Respekt versehen, ein.

Yazid kommt wieder öfters vor und kommt in alter, krimineller Frische und Freche daher, nachdem sein Charakter im letzten Jahr eher der Pflicht wegen in einige Folgen hineingequetscht wurde. Hubert bekommt endlich wieder einige wenige emotionale Momente beschert, die dem alten Miesepeter als Gegengewicht sichtlich gut tun. Das bezieht sich doch noch überraschend auf die Pathologin Fuchs, nachdem man nach ihren ersten Auftritten von dieser Idee wieder abwich. Ob der Weg weiter verfolgt wird, ist jedoch unklar, da er gegen Ende der hier besprochenen Staffel bereits wieder einen Riegel vorgeschoben bekommt. Schade wär's, gerade als ironische Gegensituation zur Vorgängerin Licht, zumindest bekommt Frau Fuchs aber auch außerhalb des Hubert-Aspektes endlich mehr Beachtung geschenkt, war doch auch sie in Staffel 8 lediglich Stichwortgeberin ohne nennenswerte Auftritte. Staffel 9 zeigt hingegen wie sehr man darin bemüht ist, sie etwas abwechslungsreicher einzubringen, und man geht die Sache erfolgreich an, wie die vielen lustigen Situationen und Dialoge zeigen, in der man sie nun am Rande erstrahlen lässt. Auch die neue Chefin Frau Kaiser wird weit interessanter und sympathischer als zuvor eingebaut. Aus der pseudo-taffen, unpassend auf sexy getrimmten Vorgesetzten, wird ein durchdachter Charakter mit Ecken und Kanten, deren Job manchmal weit mehr dem einer Kita-Erzieherin gleicht, bei all dem Unsinn den ihre Leute verzapfen, als dem einer Polizeirätin. So wie mittlerweile eingebracht, kann sie meiner Meinung nach gerne Stammbesetzung der Serie bleiben.

Mag man Girwidz nun auch verstärkt jene kleinen Macken und Spinnereien zuschreiben, die typisch für Staller waren (so darf er u.a. sein Interesse für eine Sekte entdecken oder auf einem Hochsitz festsitzen), die Autoren vergessen jedoch nie seine alte Position und spielen immer wieder mit der Hoffnung des Mannes eines Tages in diese zurückkehren zu können - auch mal mit bösartigen Seiten versehen, wie beispielsweise eine Episode um eine entführte Frau Kaiser beweist. Als Neuzugang ist Christina Bayer am Start, welche leider die Tradition jedes Nachfolgers von Frau Wirth zugeschrieben bekommt austauschbar und lediglich niedlich besetzt worden zu sein. Warum in dieser Position nicht wieder versucht wird, wen Charakterstarkes zu kreieren, verstehe wer will, zumal dies wie aktuell besetzt charismatisch sicherlich möglich wäre. Die Figur der Barbara Hansen bleibt unverändert, funktioniert, wie in anderen Besprechungen erwähnt, in der Funktion als Besitzerin einer Bäckerei weit sympathischer als damals zu Beginn in jener als Reporterin, nimmt sich aber entweder eine Auszeit oder scheidet ganz aus der Serie aus. Die letzten Folgen laufen ohne sie, ersetzt von einer blassen Vertreterin und Yazid, der glücklicher Weise trotzdem weiter Unternehmer von "Ich mach alles" bleibt. Auch Riedels positive Weiterentwicklung bleibt bemerkbar, schauspielerisch hat er seit den Anfängen einiges dazu gelernt. 

Man darf sich also insgesamt positiv zu den Büchern und den Schauspielern äußern, findet die neunte Staffel doch zu einer Stärke zurück, welche mich die 16 Folgen in Rekordzeit hat verschlingen lassen. Lediglich die psychologische Raffinesse der Figuren und Situationen ist nicht mehr so intensiv vorhanden wie zu Bestzeiten, und die subtilen Töne diesbezüglich bezogen auf den Hubert-Charakter hat man leider mittlerweile vollkommen über Bord geworfen, ist der gute Mann doch nun innerlich endgültig so oberflächlich ausgefallen wie äußerlich, womit das besondere Etwas der Figur verloren geht. Mit Tramitz hervorragend besetzt gehört sie trotzdem noch immer zu den Highlights der Reihe, der Umgang mit dieser Figur zeigt jedoch, dass die Bücher längst nicht mehr so analytisch vielschichtig arbeiten wie einst. Da die Folgen kurzweilig sind, sich der Respekt den Charakteren gegenüber verbessert hat, die Fälle und zwischenmenschlichen Situationen interessanter erzählt sind und die Drehbücher noch immer genügend Intelligenz beweisen, ist die zweite Staffel ohne Staller jedoch längst nicht mehr nur das Trostpflaster der Stammzuschauer, wie es die beiden Vorgängerstaffeln noch waren. Und dass nach wie vor fleißig herumgealbert wird, finde ich im Gegensatz zur eingangs erwähnten Leserkritik gut. In einem Punkt muss ich der Wahrnehmung dieser jedoch zustimmen: man gewinnt nicht mehr den Eindruck einer Spielfreude am Set, welche noch die Staller-Zeiten signalisierten. Aber ohne Grund wird es ja sicherlich ohnehin nicht seit 2017 zu ständigen Wechseln in der Besetzung wichtiger Rollen gekommen sein.  OFDb

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