09.01.2021

THE CIRCLE (2017)

Irgendwo angesiedelt zwischen "Das Netz", "Die Welle", "Startup" und "EDtv" besitzt die Geschichte um einen gigantischen HighTech-Konzern, mit Verweisen auf Facebook und Google, großes Potential. Der leichtsinnige Umgang mit persönlichen Daten in den sozialen Netzwerken, das Manipulative hinter der Aussage Transparenz schaffe Demokratie, die Aufgabe von Privatsphäre, die Macht von Konzernen gegenüber der Politik einzelner Länder, sich heimlich einschleichende Gehirnwäsche, Sekten-ähnliches Zugehörigkeitsgefühl, die Falle angeblicher Freiwilligkeit, geschaffene Abhängigkeit, Ausbeutung innerhalb einer kumpelhaft scheinenden Arbeitswelt, Heimlichtuereien hinter angeblicher Offenheit, die Aufgabe von Freiheiten für eine scheinbar bessere Welt mit weit geringerer Kriminalitätsrate und größeren medizinischen Erfolgen, all diese stets zu diskutierenden, aktuellen Themen vereint "The Circle", die Verfilmung eines Bucherfolgs, und klingt damit äußerst reizvoll. Doch wie bei so vielem in unserer modernen Gesellschaft reicht heutzutage einzig der Aufhänger, das Abgrasen der Oberflächlichkeiten dieser Themen, manchmal sogar nur die kurze Benennung dieser. Was nutzt die Vielzahl an gesellschaftskritischen Themen, wenn nur damit geblendet wird, dass sie zum Nachdenken anregen sollen? "The Circle", der Film, wird mit dem Verweigern einer Vertiefung zu dem was The Circle als die Firma innerhalb des Filmes darstellt: ein seelenloses Produkt, welches den Anschein weckt Großes zu schaffen, um in Wahrheit zu blenden. 

Aufgrund mangelndem psychologischen Verständnisses erleben wir die Entwicklung der Hauptfigur Mae nicht nur viel zu sprunghaft, sondern auch unglaubwürdig aufgrund ihres eigentlich vorhandenen Potentials. Warum sie sich von systemkritisch zu völlig vom System überzeugt wandelt (trotz diverser Menschen innerhalb ihres Umfeldes, mit denen sie über Fragwürdigkeiten des Systems redet), innerhalb dieser Phase geradezu diktatorische Ideen, aufgepuscht von ersten Erfolgen des Systems, entwickelt, um am Ende "Timm Thaler"-ähnlich einen geradezu selbstverständlichen, finalen Trick anzuwenden, um nach Einsicht des Fehlverhaltens aus allen selbst- und fremdverschuldeten Problemen für jederman herauszukommen (was nur in einer naiv abgegrasten Welt wie jener von "The Circle" so simpel und reibungslos, wie uns vorgesetzt, funktionieren kann), kann man, so wie die Figur uns charakterlich vorgestellt wird, nicht nachvollziehen. So bleibt am Ende ein weder tiefgreifender, noch ein intelligenter Film zu all den wichtigen Themen, die gestriffen werden, und dass das Ganze sich zumindest unterhaltsam guckt, verdankt James Ponsoldts Werk zum einen der Eigendynamik der Geschichte, die auch in simpler Form erzählenswert ist und zum anderen den sympathischen Mimen, ist "The Circle" mit Emma Watson und Tom Hanks doch gut besetzt. Den Mainstream-Tiefpunkt erreicht "The Circle" für mich mit dem unnötigen Einbringen des Firmenschöpfers, der die Geschichte auf recht unglaubwürdige Art noch mehr vereinfacht, als sie ohnehin schon erzählt ist und gleichzeitig dem verträumten Zuschauer vermitteln soll, dass wer Sympathisches, der versehentlich Fragwürdiges erschafft, alles wieder rückgängig machen kann, egal wie global die Probleme sich auch verbreitet haben mögen. Es ist schon schade, dass aus einem Aufrüttel-Projekt ein "Schlaf weiter gut"-Manipulationsfilm wurde, wenn auch, das muss ich zugeben, ein sehr kurzweiliger.  OFDb

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