Zwar kann man bei derartiger Orientierungslosigkeit, in welcher sich zudem nicht entschieden wurde ob nun die Position des Killers, oder des entkommenen Opfers die entscheidende Rolle ist, nicht wirklich von einem Psychogramm sprechen, aber das Beleuchten des Irren scheint als Haupteckpunkt in all dem Sammelsurium an Nichtigkeiten heraus, so dilettantisch das Ganze auch angegangen wird. Der Koreakrieg wird flüchtig nebenbei erwähnt, der genaue Antrieb nicht klar verdeutlicht, auch wenn immer wieder zaghaft das Thema Kannibalismus angedeutet wird, hier passt nichts zusammen, Jason ist zu sehr Konstrukt, als dass man das Dilemma, den dramatischen Aspekt unter dem er leidet, greifen könnte. Das irrationale Verhalten seiner Schwester, und insbesondere gegen Ende auch von der Teenagerin, hilft nicht gerade dabei klarer zu sehen. Der Schluss kommt schneller und unspektakulärer als erwartet, aber nicht ohne blutige Filmschnipsel optisch entfremdet einzuarbeiten, die lediglich befremdlich, anstatt für die Entstehungszeit typisch sleazy, wirken. Auch die erste Attacke in der Mitte des Streifens wird zerhackstückelt präsentiert, warum will sich aufgrund des brav und eher langweilig abgefilmten Reststreifens nicht erschließen. Vielleicht kaschierte man damit schlechte Spezialeffekte oder missglückte Aufnahmen, was weiß ich.
Viel rätselhafter ist jedoch die Tatsache, dass mich "Welcome to Arrow Beach" (Originaltitel) nicht gelangweilt hat und sogar einen Restcharme zu versprühen wusste. "Tender Flesh" (Alternativtitel) ist einfach derart naiv erzählt, dass man ihm nicht wirklich bös sein kann. Der Versuch seine Figuren lebensnah einzufangen und ihnen mittels dem Bemühen ihre Blickwinkel nahezubringen mit Sympathie auszustatten schlägt zwar fehl, beschert den meisten Agierenden aber eine Schrulligkeit, die aus ihnen so noch zumindest mehr als leere Schablonenfiguren macht. Einzig halbwegs natürlich wirkt hier allerdings nur Meg Foster, was schon verwundern darf, da sie mich jedes Mal mit ihren unnatürlich wirkenden Augen irritiert, erstmals seinerzeit in "Sie leben!". Mit jeder Nahaufnahme geht ihr natürliches Flair dementsprechend wieder flöten. Wie auch immer, zumindest ist "Cold Storage" (Alternativtitel) anständig synchronisiert, was die Darsteller meist besser aussehen lässt, als ihre Leistungen eigentlich ausgefallen sind, und eine amateurhaft vorgetragene Schnulze in Vor- und Abspann beschert dem Streifen eine unfreiwillige Komik, allein schon weil sie der Thematik nicht gerecht wird.
Der mit billig verwaschener VHS-Optik in Deutschland auf DVD erschienene Film besitzt allerdings immer wieder kurze Anflüge echtem Bemühens. Ob es die Tränen im blutigen Gesicht des Psychopathen sind, das Auf- und Untertauchen in Licht und Dunkelheit bei der Verfolgung in der Fluchtszene der Heldin, oder die herrlich direkte Eingangssequenz mit dem aufdringlichen Fahrer, "And No One Would Believe Her" (Alternativtitel) ist im Bemühen entstanden etwas Engagiertes abzuliefern. Das macht seine gescheiterte Existenz umso sympathischer und baut damit eine Verwandtschaft zu den Versuchen Edwood Jr. auf. Der Film soll Horror, Drama, Thriller und Romanze zugleich sein, will empathisch und analytisch sein, und übernimmt sich bereits in viel simpleren Augenblicken, als dass er auch nur im Ansatz eine Chance hätte eines seiner größeren Ziele zu erreichen. Wie gesagt: das macht ihn irgendwie charmant. OFDb
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