03.06.2021

TRAPPED - GEFANGEN IN ISLAND - STAFFEL 1 (2015)

Ich habe mich mit den ersten beiden Folgen der 10teiligen isländischen Krimi-Reihe "Trapped" (Alternativtitel), die mit deutschen Geldern mitfinanziert wurde, schwer getan, fand ich sie doch unglaublich zäh erzählt, ohne dass sich für mich ein echtes Interesse für den Kriminalfall und der mit ihr verwobenen Figuren einstellte. Das fand ich sehr schade, da der komplette handwerkliche Bereich unglaublich professionell angegangen wurde. Die Optik faszinierte, die Schauspieler waren bis in die letzte Rolle authentisch besetzt, das Drehbuch reizte den Intellekt, keine der Figuren entsprach einem Stereotyp. Die Serie wirkte auf mich, trotz tragisch wirksamer Aspekte, empathielos und zu sehr mit Nebensächlichkeiten beschäftigt, welche das Fortschreiten des eigentlichen Kriminalfalls arg verlangsamten. Glücklicher Weise setzte ich aufgrund der an sich liebevollen Umsetzung die Sichtung einige Tage später trotzdem fort. Mit einem Mal bekam ich Zugang zu den Figuren, konnte ich mich in die Lebenswelt der Dorfbevölkerung einfühlen und mich ernsthaft für den immer komplexer werdenden Kriminalfall interessieren, was gleichzeitig Auswirkungen darauf hatte, dass mich nun auch die hohe Anzahl an Figuren und Einflüssen begeisterte, nun wo der Intellekt nicht mehr unterkühlt genährt wurde, sondern unterstützt von realistisch anmutenden, menschlichen Gefühlen und Verhaltensweisen. 

Ob es die Serie selbst war, oder meine Tagesform während der Sichtung der ersten beiden Folgen, die mich derart hart mit dem Beginn von "Ófærð" (Originaltitel) ringen ließen, weiß ich nicht. Sollte es Erstgenanntes sein, kann ich nur jedem, dem es ähnlich erging, dazu raten dran zu bleiben, denn die Serie wird zu einem sehenswerten Erlebnis der anspruchsvollen Art, das mit immer neuen Wendungen und immer tiefer eintauchendem Blick in den Wust an Ereignissen, Geheimnissen und Machenschaften eine hoch interessante Geschichte erzählt, in welcher der ursprüngliche Kriminalfall fast schon nicht mehr zu den Hauptaspekten zählt, welche für den Zuschauer wichtig sind. Das Kunststück von "Trapped - Gefangen in Island" liegt darin uns detailliert eine Vielzahl an Einflüssen zu präsentieren, ohne dass das Drehbuch dabei den Überblick verliert. Ursachen und Wirkungen reichen bis auf Jahre zurück, Irrtümer und Lügen lassen Sachverhalte und Person oftmals anders erscheinen als sie sind, Parallelereignisse, persönliche Gefühle und Schicksale, politische Einflüsse, Arbeitspflichten, gesellschaftliche Verpflichtungen und Einzelbedürfnisse stehen alle im Zusammenhang zueinander, ein komplexes Netzwerk webend, wie es im wirklichen Leben ebenfalls der Fall ist, mit der Ausnahme dass uns die Verantwortlichen von "Trapped" nach und nach den Komplettzusammenhang begreifen lassen und uns hinter jeden Vorhang der Seele blicken lassen. Nach und nach wird die scheinbare Harmonie eines Dorfes dezimiert, unangenehme Sachverhalte, die ignoriert oder verschwiegen wurden, kommen ans Tageslicht, dies aber ohne eine Abrechnung mit dem Dorfleben per se abzuliefern. 

Ein zweites Sichten wird durch das Eingeweihtsein unglaublich reizvoll werden, davon bin ich jetzt schon überzeugt. Und ich wette darauf, dass allein schon deswegen dann auch die ersten beiden Folgen weitaus interessanter ausfallen und angenehmer zu schauen sein werden, als dies bei mir bei der Erstsichtung der Fall war. Von daher ist es für mich persönlich eigentlich irrelevant und im Nachhinein nun auch nicht mehr zu klären, ob ich selbst der Auslöser des trägen Starts war, oder die Serie selbst.  OFDb

Nachtrag:

Eine zweite Sichtung zeigte mir, dass mein Problem mit den ersten Folgen tatsächlich mit meiner Tagesform zusammen hing. Bereits in dieser Phase ist die Serie so genial ausgefallen wie der Rest. 

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