03.06.2021

WILLY'S WONDERLAND (2021)

Ich gehöre nicht zu den Filmfreunden, die ein Problem mit dem ehemaligen Kinostar Nicolas Cage haben, aber auch ich stelle fest, dass meine Sichtungen seiner Filme der letzten Jahre stets mit Enttäuschungen enden. Das ist schade, da viele der Stoffe, wie "Drive Angry", "Mom und Dad" und "Die Farben der Nacht", zunächst äußerst reizvoll klingen und lediglich in die Hände anderer Produzenten, Regisseure und/oder Drehbuchautoren gehört hätten, um ein angenehmes Ergebnis zu erreichen. Auch "Willy's Wonderland" ist solch ein Vertreter, und das verwundert umso mehr, da Cage höchstpersönlich das magere Stück Horrorfilm mitproduziert hat. Das Setting und der fehlgeschlagene Einsatz der Figuren erinnerte mich ein wenig an "Gingerclown", auch wenn der hier besprochene Streifen Restcharme besitzt und somit keine völlig vergeigte Gurke wie der Vergleichsfilm ist. Viel eher macht "Wally's Wonderland" (Alternativtitel) den Eindruck Cage hätte sich in einen Charles Band-Film verlaufen, so sehr wie das Szenario an "Demonic Toys" und Co erinnert. Der hätte bei ähnlich plumpen Spezialeffekten und kaum vorhandenen Budget jedoch mehr aus der Sache heraus geholt, als es Regisseur Kevin Lewis tut. 

Dass dieser üblicher Weise Thriller und Kriminalfilme dreht, sieht man dem Ergebnis des hier besprochenen Streifens nicht an, ist er doch in keinster Weise spannend erzählt. Weder strahlt der Ort eine Mystik aus, noch wirken die elektronischen Figuren bedrohlich oder gruselig. Wie sollten sie auch? Sie werden, bis auf einige schlecht zusammengeschnittene Attacken auf Gäste abgesehen, gnadenlos von der Figur Cages' vermöbelt und auseinander genommen. Die in der Deutschfassung unpassend vergebenen Stimmen der Kreaturen bekommen jammernd unter den Fäusten des stillen Helden ihren einzig funktionierenden Einsatz, was den Figuren aber umso mehr jegliche gefährliche Ader beraubt. Selbstverständlich ist "Willy's Wonderland" nicht ernst gemeint. Auch wenn er nicht in Komödienform gedreht ist, so ist seine augenzwinkernde Art doch nicht zu übersehen, die keineswegs mit der Idee endet, dass hier schrille Kinderparty-Figuren als aggressiver Part auftreten. Noch mehr als diese dominiert die gewagte Figurenzeichnung Cages' das Geschehen. Während der kompletten Laufzeit spricht er kein einziges Wort, stets unterbricht er seine Arbeit und das Bekämpfen der Kreaturen für einen Energy Drink und das Zocken am Flipper-Automat, und wer glaubt das wäre aufgrund irgend eines Hintergrundes so, der uns später erklärt wird, der irrt. 

So charmant diese Herangehensweise klingt, die Inszenierung macht derartiges wieder zunichte, ist "Willy's Wonderland" doch äußerst lieblos umgesetzt und wirkt lediglich als Auftragsarbeit. Das beginnt mit dem kunterbunten Schriftzug der Titeleinblendung inmitten eines drögen Vorspanns, das zeigen die Schnitte, die ebenso über schlecht inszenierte Attacken der Kreaturen hinweg täuschen sollen, als auch über Budgetmängel, wie das fehlen von Stuntmännern in jener Sequenz, in welcher eine Gruppe Jugendlicher durchs Dach krachend in einem großen Bällebecken landet. Diesen Trupp hätte man ohnehin komplett streichen können, bereichern die Teens doch weder den Plot, noch (aufgrund der müden Optik) den Bodycount. Stattdessen bescheren sie uns die einzig sich in einem Comic-Szenario tatsächlich unsinnig anfühlenden Momente. Warum sollte man bitte, vollkommen eingeweiht in die Geheimnisse des Ortes, dort versehentlich gelandet die Ruhe bewahren, Sex haben anstatt zu flüchten und während besagten Beischlafs sich auch noch über das plötzliche Auftauchen einer der Figuren wundern, von denen man weiß dass sie ein mörderisches Eigenleben führen, nur um daraufhin mit dem Sex weiter zu machen und sich zu wundern, dass man nur wenige Sekunden danach ermordet wird? 

Selbst der Schluss, der ähnlich gemeint ist wie jener aus "From Dusk Till Dawn", zieht nicht, da Lewis es nie schafft das Gewollte atmosphärisch entsprechend umzusetzen. Wenn der Oberbösewicht der animatronischen Figuren am Ende mit Leichtigkeit in einem austauschbaren Moment außer Gefecht gesetzt wird, versucht Lewis gar nicht mehr Interesse am Stoff vorzugaukeln. Wie so viele vorausgegangene Szenen besitzt dieser Moment zudem keinen anderweitigen Sehwert, der diese Herangehensweise entschuldigen lässt. Sicherlich besitzt das Ganze in Ansätzen dennoch einen leichten Sympathiebonus, allein schon aufgrund des Versuchs etwas Andersartiges abzuliefern, aber die lieblose Umsetzung vernichtet jede Chance auf echten Unterhaltungswert. Cage, der bekennender Comic-Fan ist, sollte lieber vermehrt Werke wie "Ghost Rider" drehen, anstatt mit derartiger Billigware jene Kritiker zu bestätigen, die bereits über diesen wundervollen Film die Nase rümpften. Ansonsten lässt sich irgendwann einmal nicht einmal mehr die nötige Kohle aus der Restprominenz ernten.  OFDb

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