09.03.2022

DER KLEINE MANN (2009)

"Der kleine Mann" ist eine TV-Serie, welche der "Stromberg"-Autor Ralf Husmann für Bjarne Mädel speziell geschrieben hat. 4 Folgen der 8teiligen Serie inszenierte "Stromberg"-Regisseur Arne Feldhusen persönlich. Deswegen erwarteten wohl viele eine ähnlich scharf-bissige Comedyserie. "Der kleine Mann" ist jedoch anders gedacht, bleibt zwar auch gesellschaftskritisch, kommt aber weit zahmer daher. Dementsprechend reicht er nicht aus dem Schatten heraus, den die Vorgängerserie wirft, dabei ist jeder Vergleich an diese ohnehin ungerecht und unsinnig noch dazu. Sonderlichen Erfolg heimste "Der kleine Mann" nicht beim Publikum ein. Ob man auf Produktionsseite mit einer zweiten Staffel liebäugelte, zu der es dementsprechend nie kam, oder ob der 8-Teiler so wie vorhanden fertig konzipiert war, weiß ich nicht, der Schluss eignet sich für beides und weiß in seiner Pointe zu gefallen. 

Bedenkt man einmal, dass das Produktionsstudio auch den arg mauen "Dr. Psycho" hervorbrachte, kann man froh sein, dass der Einfluss dieser Serie sich ebenfalls nicht stark auf das hier vorliegende Produkt ausgewirkt hat. Man erkennt eine kleine Verwandtschaft in der Person des Kollegen von Rüdiger, der gern der Manager von ihm wäre, und meiner Meinung nach als ständig auftauchende Nebenfigur den Schwachpunkt an der Serie ausmacht. Ansonsten gibt es für die kleine Unterhaltung zwischendurch jedoch nichts zu meckern und "Der kleine Mann" bleibt ebenso wie die beiden Vergleichsserien ein eigenständiges Produkt für sich. Dieses lebt nicht nur, aber zu einem guten Teil, von der gewohnt großartigen Darbietung Bjarne Mädels. Und Autor Husmann schafft es meist ihn und die Situationen, die seine Rolle durchlebt, lebensecht wirken zu lassen. Selten wirkt mal ein Off-Kommentar zu gewollt (die einzige tatsächliche Gemeinsamkeit zu "Stromberg"), ansonsten schafft das Drehbuch stets den Spagat aus Glaubwürdigkeit mit einem Hauch Comicübertreibung. Die restlichen Figuren sind jeweils passend besetzt, bishin zu jedem einzelnen Kurzauftritt. Hier gibt es wahrlich nichts zu meckern, so dass "Der kleine Mann" gar nicht erst zu einer One Man Show Mädels verkommen kann - ein Zustand den auch keiner der Beteiligten je gewollt hätte, das merkt man der fruchtsamen Team-Arbeit an.

Nicht immer erlebt ein Folgenfinale ein Happy End, ein Hauch Tragik weht ohnehin meist mit, ohne dabei gleich zur Tragikomödie zu werden, lediglich der angenehm bittere Schluss rechnet etwas arg gnadenlos mit einer Figurenschar ab, die ansonsten in der Serienmentalität als typisch menschlich fehlerhaft dargestellt wird. Das mag ein theoretisch gekonnter Kniff des Autors gewesen sein, um den Zuschauer in die Irre zu führen, es verleiht der Geschichte gegen Ende meiner Meinung nach jedoch eine Härte, die sie gar nicht nötig gehabt hätte. Ohnehin gefällt mir die erste Hälfte etwas besser als die zweite, eben weil Rüdiger in den letzten 4 Folgen stärker im Bewusstsein seiner Popularität angekommen ist. Das gibt der Geschichte zwar interessante Möglichkeiten aufzuzeigen, warum der ursprünglich nie um Ruhm bemühte Werbeträger der titelgebenden Schnapsfirma immer wieder doch der Verlockung nachgibt weiter zu machen, die Serie bleibt also auch in dieser Phase interessant und durchdacht, aber die zwischenmenschlich harmonischere erste Hälfte sagte mir einfach mehr zu. Meiner Meinung nach hätte die Verlockung des Ruhms erst Teil einer zweiten Staffel werden können und Staffel 1 sich bis zum Schluss auf die Schwerpunkte der ersten Hälfte konzentrieren können.

Nichtsdestotrotz funktioniert "Der kleine Mann" auch wie abgeliefert. Höhepunkt der zweiten Hälfte ist die Folge, in welcher Rüdigers Schwiegervater auftaucht, dessen Auftritte alle gekonnt tragikomisch wirksam für die Gesamtgeschichte eingefangen werden. Zudem weiß ein innereigenes Fazit Rüdigers irgendwo in der Mitte der Geschichte angekommen zu gefallen, in welchem es heißt dass er nicht das Arschloch ist, für das er von der Öffentlichkeit gehalten wird, aber vielleicht einfach eine andere Art Arschloch ist. Denn so sehr Rüdiger auch immer wieder missverstanden wird oder aufgrund seiner Naivität in Schwierigkeiten gerät, er wird nicht rein unschuldig gezeichnet und ist mehr als nur der ahnungslose Narr. Gut und Böse verschwimmen wie bei jedem Menschen, was gekonnt auf authentische Art eingefangen wird. Rüdigers Egoismus ragt zunächst subtil heraus, dann mit der Zeit immer deutlicher, gerade auch in jeglichen Situation mit der treffsicher besetzten Ehefrau bemerkbar. Kurzum ist auch die weniger auf bissig getrimmte Zusammenarbeit wichtiger "Stromberg"-Beteiligter gekonnt reflektiert und durchdacht und damit alles andere als plump und trivial. Vielleicht war es den meisten Zuschauern etwas zu viel Anspruch und Realität für eine sich trotzdem eher für den leichten Schmunzler anbietende Unterhaltungssendung für zwischendurch. Und das würde ja wiederum irgendwie zur Meinung Rüdigers über den deutschen Film passen.  OFDb

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