Der Großteil der Menschheit ist
gestorben. Von den wenigen, die bisher überlebt haben, leiden viele an
jener Krankheit, die den Rest der Bevölkerung dahingerafft hat. Wer
angesteckt ist, stirbt recht bald. Darum heißt das oberste Gebot: sich
bloß nicht anstecken. Eine Gruppe junger Menschen versucht in dieser
bösen Zukunft zu überleben...
In der Zeit der Zombie- und Mutantenfilm-Welle haben wir schon des öfteren im Kino und auf DVD Menschen dabei begleitet, wie sie in einer trostlosen Zukunft überleben, in welcher es kaum noch Menschen gibt und Untote ihr Fleisch fressen wollten, oder Kranke zu Killerbestien mutierten, die höchst ansteckend waren. „Carriers“ verzichtet auf den reißerischen Kern der Geschichten und verfolgt die Frage, wie eine solche Zukunft wohl aussähe in welcher die Kranken nicht zu Mörderbestien werden, sondern schlichtweg ansteckend sind.
Dieser Ansatz mag für manch einen nicht sonderlich aufregend klingen, entpuppt sich aber als kleiner Geheim-Tipp seines Genres, auch wenn man gleich vorweg schicken muss, dass die Logik so einige Lücken aufweist. So etwas ist schade, da man einen solchen Film somit nur bedingt ernst nehmen kann, und es ist um so mehr schade, weil die offensichtliche Gesellschaftskritik somit bei manchem nicht fruchten kann. Dabei ist das Ergebnis unterhaltsam erschreckend, wenn man egoistische Protagonisten dabei beobachten darf jeden Fremdling als Feind anzusehen und in einer immerwährenden Panik vor Ansteckung leben zu müssen mit nur wenig Hoffnung auf ein langes Überleben. Es ist ohnehin nur der Überlebensinstinkt, der sie auf Trab hält. Eigentlich lohnt es sich schon gar nicht mehr in dieser Welt weiter zu existieren.
Um diesen Punkt geht es jedoch nicht, sondern um die verschiedenen Formen der Überlebensstrategien, um ein gewisses Verständnis für Egoismus in Extremsituationen und um das allgemeine Seelenleben der noch Lebenden. Es ist gerade letzter Punkt der „Carriers“ so interessant macht. Wo die Logik auf den Senkel geht, da kann in der Ausnahme der Gefühlsbereich einen Film der unter der Glaubwürdigkeit dieser leidet noch retten. Und das hier besprochene Werk der beiden Pastor-Regisseure gehört zu dieser Ausnahme, was schon ein wenig verwundern darf, bei den Stereotypen die einem hier vorgesetzt werden.
Zur Überschrift Gefühl gehört jedoch nicht nur das Mitgefühl bei Liebe, Leid und Angst, ebenso zählt der Spannungsbogen dazu, der bei „Carriers“ auf einem konstant hohen Level liegt. Nach einer gewissen Anlaufzeit des sich an Idiotien und Klischeefiguren Gewöhnen, kann man mit heruntergeschraubten Erwartungen hinabtauchen in die Alptraumwelt von Filmfiguren, die einem trotz ihrer Unsympathie mit der Zeit ans Herz wachsen. Teilweise lernen wir sie erst während der Geschichte verstehen und müssen eigene Vorurteile erkennen. Auf der anderen Seite darf man sich auch selbst dabei erwischen gewisse Fragwürdigkeiten für kurze Zeit als gerecht oder gar als gut befunden zu haben.
Das haben sicherlich schon einige Filme vor „Carriers“ geschafft, aber selten im Bereich des Hochglanz-Kinos für ein Teen-Publikum. Auf diese Nische gesehen darf man diesen Science Fiction-Horror als Besonderheit betrachten. Und genau jene Nische macht es zudem einfacher über manch ärgerliche Unlogik hinwegzuschauen, gehört sie doch einfach dazu für diese Art Produktion. Freilich ist es dennoch schade um die Grundidee, denn wer weiß welch göttliches Filmerlebnis uns mit „Carriers“ erwartet hätte, wenn wir individuelle Figuren in einer zu Ende gedachten Geschichte hätten erleben dürfen. OFDb
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