27.10.2012

INFEKT (2007)

Die Welt wurde von einer Seuche überrannt. Nun leben nur noch wenige Menschen in einer Welt voller Zombies. Eine Gruppe Überlebender macht sich auf den Weg zu einer Stadt, in der es laut letzter Radioübertragung für Menschen noch sicher sein soll...

Deutschland, Deine Amateurfilmer...
 
Inhaltlich erwartet man in einem Zombiefilm heute bereits in professionellen Produktionen kaum etwas Unerwartetes. Was lockt einen dann in eine Amateurproduktion, in der mit noch mehr bekanntem Stoff zu rechnen ist, als bei Filmen, in die Geld geflossen ist?

Ich persönlich wollte mir ein Bild davon machen, ob die neue Generation Amateurfilmer aus dem Bereich des Zombiefilms mehr möglich macht, als die Vorgänger-Generation mit Andreas Schnaas und Co, die das wundervolle Subgenre des Horrorfilms stets dafür nutzten, nur unnötig Blut und Gewalt zu zelebrieren. Ist die nächste Welle von Hobbyfilmern weiter fortgeschritten und macht etwas aus einem Zeitvertreib, der so viele kreative Möglichkeiten bietet?

Mit „Infekt“ betrachtet müsste die Antwort nein lauten. Genau das Gegenteil ist der Fall, „Infekt“ ist sogar ein Schritt zurück. Nicht nur dass es den Leutchen dieses Streifens ebenfalls nur um Effekte geht, im Gegensatz zu Schnaas und Co haben sie es in diesem Bereich nicht drauf. Der Gorehound wird betrübt aus der Wäsche gucken und verärgert sein über das, was uns Effenberger hier als Spezialeffekte präsentiert. Gehässig könnte man lästern und meinen, dass der Bereich der FX nun einmal nicht in die Hände einer Frau gehört. Aber das wäre so unsinnig wie „Infekt“ selbst.

Der Amateurfilm mit der an sich geglückten Titelgebung verteilt die Pseudo-Goreeffekt recht übersichtlich über den Gesamtfilm, dennoch merkt man, dass auch auf den recht selten verwendeten Bereich Hauptaugenmerk gelegt wurde. Ewigkeiten hält man auf das blutige Pseudogeschehen drauf, viel zu lang, als dass es wen interessieren könnte, viel zu unblutig und (selbst für den Amateursektor) zu unprofessionell um wenigstens Freunde von Gore erfreuen zu können.

Das Drumherum besteht aus müden Darstellern, von denen kaum wer in der Lage ist, einen Satz nicht wie abgelesen klingen zu lassen. Ganz schlimm ist in diesem Bereich die weibliche Hauptrolle, die der uninspirierten Jasmin Hänsgen aus „The Dark Area“ echte Konkurrenz macht. In einem Jochen Taubert-Film wären beide gut aufgehoben.

Dass hier kaum wer halbwegs flüssig seinen Text spricht, ist eigentlich nicht weiter wild, denn das was uns hier als Dialoge vorgesetzt wird, klingt nach einem Drehbuch, das ein Fünftklässler hätte verfassen können. Die Darsteller sind jedoch im Abi- oder studierfähigen Alter, dementsprechend peinlich wirkt das Ergebnis. Nicht ein Funke Kreativität blitzt in den Schablonenzeilen des Gesprochenem auf. Ein Hoch auf das Videozeitalter! Früher blamierten sich Idioten nur in ihrer Region, nun kann man das Ergebnis weit über die Stadtgrenze hinaus entfachen.

Auf der technischen Seite gibt es immerhin etwas positives zu vermelden: Das Bild ist komplett wackelfrei, endlich mal ein reiner Amateurfilm ohne dieses Manko. Der Ton ist wie so oft in solchen Produktionen etwas zu leise wenn die Musik ertönt, glücklicherweise allerdings verständlich genug. Ärgerlich ist Effenbergers monotoner Schnitt, der fast immer nach einem gesprochenen Satz stattfindet. Wunderbar! So musste man sich keinen Text merken. Es erklärt aber auch, warum das Gesprochene so unmotiviert aus dem Mund der Protagonisten stolpert.

Spezialeffekte, Dialoge und Hobby-Schauspieler sind auf unterstem Niveau. Da stellt sich die Frage, ob wenigstens die Kulissen etwas taugen. Aber nein, auch hier Fehlanzeige, ewig stapfen unsere Helden durch den Wald und angrenzende Naturkulissen. Zwar erkennt man den Versuch die Kamera so zu positionieren, dass besondere Geländeaufnahmen eingefangen werden, im Meer an Stumpfsinn wissen aber selbst diese nicht zu gefallen. Eigentlich schade, streckenweise agierte man in ungewöhnlichen Kulissen, die einem ideenreichem Drehbuch viele Möglichkeiten gegeben hätten.

Das Finale der monotonen Geschichte schwenkt leicht in eine einfallsreiche Richtung, bis dahin wurde man jedoch mit so vielen Unlogiken und Idiotien überhäuft, dass man es als Gehirnwäsche bezeichnen könnte. Nur in diesem durch die Gesamtlaufzeit gehirngeschädigten Zustand kann man das, was es dort zu sehen gibt, noch als positiv empfinden. Der Schluss bestätigt einfach, dass man das, was man mochte, versuchte zu kopieren. Leider verstand es Effenberger und seine Crew nicht das Feeling der Vorbilder auf dem im Amateurfilm üblichen Niveau einzufangen. Ein Film mit eigenen Ideen und einem Hauch Kreativität wäre da schon die bessere Wahl gewesen.

Wenn man jedoch bedenkt, wie viel unfreiwillige Komik sich bereits in der geklauten Geschichte gesammelt haben, will ich gar nicht wissen, wie strunzdumm das Drehbuch bei eigenen Ideen geworden wäre. Einige offene Fragen streifen lediglich den Bereich der Unlogik. So stellt sich z.B. die Frage warum unsere Helden Dosenfraß mampfen, Wasser jedoch aus dem Waldbach benötigen. Warum stapft man durch den Wald, anstatt in Kleinstädten, die ans Grün grenzen, einen Supermarkt oder Wohnungen zu plündern? Soll die Erde wirklich derart Zombie-überschwemmt sein, dass hier nichts möglich wäre?

Stichwort Zombies: Wie nicht anders zu erwarten sind auch diese hundsmiserabel umgesetzt. Sie sollen blass aussehen, wurden aber schneeweiß geschminkt. Die Gesichter sollen blutig wirken, dank des schneeweißen Gesichtes und der sehr musterartigen Verteilung des „Blutes“ sehen die Untoten jedoch wie Clowns aus. Vielleicht sollte mal wer den Streifen neu synchronisieren und daraus den „Space Invaders“ des Zombiegenres machen.

Leider ist „Infekt" nicht nur eine totale Enttäuschung, er ist leider auch nicht lustig genug, um wenigstens als fröhlicher Trash zu gefallen. Durch die Botanik stapfende Prolls, die selten auf Clownzombies stoßen, klingt zwar sehr witzig, weiß aber kaum zu erheitern.

Der Abspann präsentiert dem Trashfan unfreiwilliger Komik endlich das, was der Film ihm fast komplett verwehrte: Neben der Schrift darf man das Musikvideo einer Amateurband sichten. Das Video selbst ist noch typischer Durchschnitt. Das Herumgekasper des möchtegernharten Sängers der Musikgruppe Treibhaus und den oberpeinlichen möchtegernharten Text, den er in die Welt singt, ist jedoch göttlich, ein Fest für Freunde unfreiwilliger Komik und in einem speziellen Bereich ein Spiegelbild von „Infekt“: Beide Produkte, sowohl Film als auch Song, zeigen uns motivierte, junge Menschen, die nicht einen Hauch Kreativität besitzen. Nicht mal ein kleines bisschen...   OFDb

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