01.11.2012

ALIEN - DIE WIEDERGEBURT (1997)

Eine Gruppe Weltraumgauner landet auf einer Raumstation um Ware abzuliefern. Genau an diesem Tag geht in der Forschungsabteilung etwas schief: Geklonte Aliens schaffen den Ausbruch. Ob die ebenfalls geklonte Ripley helfen kann? Ganz die Alte ist sie nicht mehr...

Kunst und Kommerz...
 
Wenn die Alien-Reihe seit je her etwas ausmacht, dann ist es der wechselnde, regiegebundene Stil, der jeden Teil, wie gut er nun sein mag, zu einem völlig anderen Abenteuer werden lässt. Was liegt also näher, um an diesem Rezept festzuhalten, als sich einen Künstler an Bord zu holen? Man kann es sicherlich als geglückte Wahl ansehen, dass man Regisseur Jean-Pierre Jeunet für das Projekt gewinnen konnte, einem Mann der bizarre Welten und Situationen zauberte in „Delicatessen“, „Die Stadt der verlorenen Kinder“ und später auch in „Die fabelhafte Welt der Amelie“. Dieser Mann hat Visionen, schwarzen Humor, abartige Ideen, einen Hang zum Morbiden und zur Romantik. Wo gibt es eine solche Person ein zweites Mal? Vielleicht wäre der schlichtere Tim Burton ein Vergleich, aber einer ohne gleichrangige Qualität.

Jean-Pierre Jeunet passierte nun das, was jedem talentierten Regisseur Europas passierte, der sich nach Amerika wagte. Produzenten funkten ihm dazwischen. Ob man nun Dario Argentos „Aura“ betrachtet, Jeunets „Alien 4“ (Alternativtitel) und auch Oliver Hirschbiegels „Invasion“, immer wieder holen sich die Amis Profis, um ihnen dann doch wieder in die Suppe zu spucken. Die Filmbranche in Europa wird immer stärker, dennoch lassen sich immer noch so viele talentierte Schauspieler und Regisseure vom großen Amerika locken, obwohl in diesem Land seit Jahren kaum qualitative Großproduktionen mehr entstanden sind. Zwar sieht man in der dritten Fortsetzung von „Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt“ Jeunets Handschrift all zu deutlich, es ist allerdings so, als ob man eine Lightversion sichten würde, was sicherlich nicht am Fehlen von Jeunets Partner Marc Caro gelegen haben mag, zeigte Jeunet doch mit „Die fabelhafte Welt der Amelie“ dass er auch alleine Großes bewerkstelligen kann.

Das tolle an Jeunet ist, dass selbst eine Lightversion seiner Visionen noch immer zu überzeugen wissen. Jeunets Filme sind vollgestopft mit Ideen und Sehenswürdigkeiten, dass man daraus zig Filme drehen könnte. „Alien 4“ kocht auf Sparflamme. Aber auch Magerkost kann schmecken. Immerhin wird hier Jeunet mit Jeunet verglichen. Und so darf man neben der gewohnt düsteren Optik viele bekannte Gesichter entdecken, die schon das ein oder andere Mal in einem Jeunet-Film aufgetaucht sind. Auch der bitterböse schwarze Humor lauert immer wieder auf und zeigt sich mit seinen besten Ideen u.a. in der Szene, in der ein Mann erfahren muss, dass in ihm ein Alien haust und der dazugehörenden späteren Szene, in der man auf beeindruckende visuelle Weise den Ausbruch der Kreatur aus dem Körper miterleben darf. Ebenfalls höchst schwarzhumorig ist jene Szene, in der sich das säureartige Alienblut wieder durch allerhand Material durchfrisst, diesmal auch durch das Bein eines Gelähmten, der erst ein wenig später mitbekommt, was mit ihm geschieht.

Beeindruckend sind in Teil 4 auch die computeranimierten Aliens. Dank dem Fortschritt der Technik in diesem Gebiet, darf man die Viecher in Aktionen erleben, wie sie zuvor nicht möglich gewesen wären. Der Kampf zweier Aliens, der zur Befreiung führt, die Verfolgungsjagd im Wasser mit tauchenden und schwimmenden Außerirdischen. Optisch wird einem hier allerhand geboten, und einfallsreichem Drehbuch und guter Regie sei Dank ist das ganze phasenweise sogar richtig spannend erzählt. Angeblich wegen des Rollenwandels konnte man Sigourney Weaver wieder mit an Bord holen. Die Klontechnik machte es möglich, dass man sie wieder einbauen konnte, ohne inhaltlich Blödsinn a la „Halloween - Resurrection“ zu verzapfen. Dank der Idee darf sie streckenweise richtig böse spielen. Den letzten Schritt wagte man leider dennoch nicht, Ripley bleibt eine Heldin.

Die Fans behaupten meist eine Fortsetzung von Alien sei ohne Weaver nicht möglich. Ich halte dies für Blödsinn, glaube aber, dass die Produzenten eine weibliche Berühmtheit wie Winona Ryder deshalb zusätzlich an Bord holten, um im Notfall mit ihr weiterdrehen zu können, falls Weaver für einen Teil 5 absagen sollte. Ob dem so war weiß man natürlich nicht. Falls ja, ist die Rechnung jedoch nicht aufgegangen. Ryder bekam die einzig uninteressante Rolle beschert, die sie mit ihrer zu liebenswürdigen Erscheinung auch nicht mit Leben zu füllen bekommt. Ihre Rolle ist blass und fast vollkommen unnötig.

Weiterer Wermutstropfen ist das Endmonster. Ich weiß nicht wie man auf die Idee kommen konnte es weißgräulich zu kreieren. Das Schwarz zu meiden ist schon schlimm genug. Dass das Vieh allerdings auch noch viel zu knuddelig aussieht ist der Genickbruch des Finalszenarios. Auch dies ist nicht ohne Highlights, hat sogar ein gewisses Spannungspotential, aufgrund der schlecht gewählten Kreatur guckt man den Schluss jedoch zu theoretisch. Das unwirksame Vieh reißt einen aus dem Film. Schade! Was bleibt ist passable Unterhaltung, die trotz Jeunet an Bord nicht die Klasse erreicht, die Teil 1 noch hatte und die Teil 2 von vielen Fans angedichtet wird. Ein Reinschalten lohnt, man sollte jedoch kein großes Science Fiction-Highlight erwarten.  OFDb

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