01.12.2012

DER RASENMÄHER-MANN 2 - BEYOND CYBERSPACE (1996)

Die Zukunft : der verrückt gewordene Jobe wurde vom mächtigen Walker regeneriert, damit der noch immer intelligente Rasenmähermann ihm dabei helfen kann, mittels der virtuellen Realität Weltmacht zu erlangen. Über Jobes ehemaligen Freund Peter erhält der gefährliche Irre Kontakt zum genialen ehemaligen Wissenschaftler Dr. Trace, den er versucht auf seine Seite zu ziehen. Doch Trace kennt die Gefahren der geplanten weltweiten Vernetzung und versucht die Pläne Walkers und Jobes gemeinsam mit Peter und seinen Freunden zu durchkreuzen...

Ein Film für den alten Jobe... 
 
Der Rasenmähermann“ erlangte Berühmtheit über seine Werbung, die ihn mit Horror-Autor Stephen King in Zusammenhang brachte. Der protestierte, war doch die einzige Parallele zu einer Kurzgeschichte seinerseits, dass ein Mann für andere den Rasen mäht. Aus berechtigten Gründen schimpfte er, und achtete zukünftig darauf, wer für was seinen Namen benutzte.

Damit ist der Film berühmter geworden, als er es in vielen Köpfen von Cineasten verdient hätte. Diese schimpfen häufig über den Film, meist weil die dort angewandte Computertechnik schnell veraltet war. Dank interessanter Charaktere und einer tollen Geschichte war das aber eigentlich gar nicht schlimm. Auch wenn die Story an das Buch „Charlie“ (mit umgedrehten R geschrieben) von Daniel Keyes erinnert, das später unter dem Titel „Blumen für Algernon“ neu aufgelegt wurde, dieses Buch wurde zwar verfilmt, dennoch tat es gut eine verwandte Geschichte durch den „Rasenmähermann“ auf dem heimischen Bildschirm erzählt zu bekommen.

Teil 1 beeindruckte u.a. wegen seiner geglückten Schluss-Pointe. Jobe hatte gewonnen, sein Siegeszug in den Elektronetzen der Welt war nicht mehr aufzuhalten. Für die kostengünstig heruntergekurbelte Fortsetzung ignorierte man diesen Schluss einfach und setzte an völlig anderer Stelle an. Man verlegte die Handlung von Teil 2 in die nahe Zukunft und bediente sich einer eher unwichtigen Figur aus Teil 1, die des Kinderfreundes Peter Parkette, die 4 Jahre später erneut vom einstigen Kinderstar aus „My Girl 2“, Austin O’Brien, verkörpert wurde.

Mit ihm hatte man den einzigen Schauspieler des Originals an Bord holen können, und seine Anwesenheit verweist bereits darauf, wie nah der Film in der Zukunft spielt. Schaut man sich das erbärmlich zusammengeschusterte Zukunftsbild in schlichter Kulisse und mauen Gimmicks jedoch einmal an, schaut sie sich viel ferner. Unglaubwürdig ist in so kurzer Zeit eine völlig heruntergekommene Gesellschaft entstanden mit Quantensprüngen an Weiterentwicklung auf dem Technik-Markt (fliegende Autos, ein Internet in virtueller Realität). Das ist nicht die einzige Naivität des Streifens.

Störender als diese ist jedoch die sinnfreie Ausgangslage, in welcher Jobe seinen Freund austrickst um an den zurückgezogen lebenden Dr. Trace zu kommen (dessen Situation an John J.’s Entscheidung aus „Rambo 3“ erinnert und es schafft dabei noch lächerlicher zu wirken). Kaum hat er Kontakt zu ihm, stellt sich heraus dass dieser gar nicht nötig gewesen wäre. Jobe steht kurz vor dem Ziel seiner Pläne auch ohne Trace, aber dank der (vom Drehbuch ungewollten) Dummheit des Genies ist der ehemalige Wissenschaftler nun informiert und aufgeschreckt, um das Cybermonster zu bekämpfen.

Peter ist älter geworden, aber noch immer ein Kind. Er ist ein junger Jugendlicher, der gemeinsam mit Gleichaltrigen in einer düsteren Zukunft lebt. Die virtuelle Realität ist auf einer ähnlichen Ebene angelangt wie das Internet, und durch diese dreidimensionale Datenautobahn surfen die Kids, weit abgeschottet vom Leben der Erwachsenen. Zwar drängt die Rolle des Trace immer mehr in den Mittelpunkt, aber die Teenager bleiben wichtiger Bestandteil der Geschichte. Schaut man sich „Der Rasenmähermann 2“ einmal genauer an, weiß man auch warum: er ist ein Kinderfilm.

Das mag nach harter Kritik oder lästern klingen, aber ich meine das vollkommen ernst. Was bei uns aufgrund seiner schlicht vorhandenen Brutalität mit einer FSK 16 auf dem Videomarkt veröffentlicht wurde, dürfte in Amerika, einem Land das mit besagten Brutalitäten anders umgeht als Deutschland, hauptsächlich von Jüngeren konsumiert werden. Das Produkt „Rasenmähermann 2“ ist in so ziemlich jeder Hinsicht infantil umgesetzt, so wie es für Kinderfilme typisch ist. Regisseur Farhad Mann hat lediglich eine besonders moderne und rasante Actionvariante eines Kinderfilmes kreiert, ein Beitrag dieses Genres bleibt es dennoch, zumal die Geschichte halbwegs denkende Erwachsene ausgrenzt.

Das zeigt sich in den kindischen Übertreibungen der schlicht umgesetzten Action, in den pseudo-wissenschaftlichen Gesprächen, dem nicht zu Ende gedachten Zukunftsbild und der bröckeligen Konstruktion der Macht einer virtuellen Realität. Es zeigt sich in der Charakterzeichnung harter Teens, die nicht hart sind, in der Schlichtheit der Auflösung nach kindlichem Gemüt eines Abenteuerbuches und selbst in der Auflösung dessen was am Ende mit Jobe passiert. Das Schlussbild sorgt noch einmal für eine Welle der unfreiwilligen Komik, eine Humorgattung die sich im todernst umgesetzten Film des öfteren blicken lässt.

Der Hintergrund-Sound wirkt abgeguckt von John Williams, dem Stamm-Komponisten Spielbergs. Häufig fühlt man sich musikalisch an „Jurassic Park“ erinnert, das fördert die Vermutung eines jungen Zielpublikums. Das Düstere der Zukunft wird mit Dauerregen und mit Feuer brennenden Straßenlaternen im Hintergrund herausgearbeitet. Die Dramaturgie greift auf naivste Mittel in Inhalt und Gefühl zurück. Kurzum: „Der Rasenmähermann 2“ ist Kinderkacke. Das muss man so salopp und abwertend aussprechen. Nicht weil die FSK für ein falsches Publikum sorgt und man beim Sichten von etwas ausgegrenzt wird, von dem man dachte man gehöre zum Zielpublikum. Auch nicht weil die Fortsetzung mit der Geschichte des Originals kaum noch etwas gemein hat. Sondern einfach deshalb, weil der Film saudumm erzählt ist, und darauf hofft, dass Kinder dies nicht merken.

Werden sie wahrscheinlich auch nicht, aber es sollte Filmproduzenten trotzdem nicht davon abhalten halbwegs intelligente Unterhaltungskost für Heranwachsende zu produzieren. Rein von der Geschichte passt hinten und vorne kaum etwas zusammen. Der Plot ist wirr, wird mit billigster Action und Soap-Momenten zusammengehalten und ergibt am Ende aus Krampf so etwas wie eine abgeschlossene Erzählung. Mag das naive Sozialbild aufgrund des jungen US-Zielpublikums noch entschuldbar sein, die lieblose und plumpe Umsetzung auf dem Niveau von „Power Rangers“ und das konsequente Verweigern jeglicher Intelligenz sind es nicht. „Der Rasenmähermann 2“ ist ein peinliches Produkt, egal ob als Erwachsenen- oder als Kinderfilm.  OFDb

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