Hunde jeder Rasse tun sich eines
nachts zusammen und attackieren die Menschen. Von nun an hört man jede
Nacht ihr Gejaule. Und nach Sonnenuntergang ist man auf den Straßen
nicht mehr sicher. Das merkwürdige Verhalten der sonst so braven
Vierbeiner gibt den Bewohnern der betroffenen Stadt ein Rätsel auf.
Woher kommt die plötzliche Aggressivität? Die Lösung muss schnell
gefunden werden, denn selbst in den eigenen vier Wänden ist man nicht
sicher...
Es muss nicht immer Kampfhund sein...
Als Einzeltiere lieb, in der Gemeinschaft böse! Das ist die Kernidee von "Killerhunde", in dem mal nicht nur der Dobermann, der Rottweiler oder die anderen Hunderassen, die man gerne mit dem Wort bissig in Verbindung bringt, als Buhmann auftreten dürfen, sondern Hunde allgemein. Diese Idee hebt sich erfrischend von dem üblichen Hundehorror ab und dies zeitlich überraschend früh, ist der Film doch bereits 1976 entstanden.
Dass der Streifen in dieser Zeit entstand, tut sichtlich gut. Die erste halbe Stunde hebt sich vom typischen Einheitsbrei heutiger Zeit ab. Statt dummer Teenager haben wir gebildete Erwachsene. Statt dummer Dialoge haben wir intelligente, was voraussetzt, dass da auch wer Schlaueres das Drehbuch schrieb, zumindest jemand, der sich über einzelne Themen vorher schlau gemacht hat. Und besonders toll ist dieser Punkt immer dann in Filmen, wenn dies nicht nur auf das eigentliche Hauptthema zutrifft, sondern auch auf kurz aufkommende Dialoge am Rande.
Die Figuren werden von interessant Darstellern verkörpert, die nicht wirklich gut schauspielern, aber (gewollt) herrlich schrullig wirken. Die Wirkung dieser Rollen hebt sich stark von den viel zu glatten Charakteren heutiger B-Produktionen ab. Man merkt bereits am Äußeren, dass die Figuren aus „Killerhunde“ Ecken und Kanten haben. Ein Hoch auf die 70er Jahre!
Wo manch anderer über geschwätzige Charaktere schimpfen mag und darüber, dass wenig passiert, habe ich meine Freude. Wenn Dialoge gut sind, verleihen sie auch dem Film Klasse. In einem Film muss meiner Meinung nach auch nicht pausenlos etwas aufregendes passieren. Atmosphäre lässt sich auf stille Art viel schöner aufbauen. Das ist auch in einem Horrorfilm der Fall, und in einem solchen kann man auch ruhig mal auf den Horror warten.
Das mittlere Drittel ist der unangenehme Teil von "Dogs - Hunde greifen die Menschen an" (Alternativtitel), hier muss der Zuschauer nun erfahren, dass trotz gelungener Dialoge und trotz (verzeihender) Vernachlässigung des Horrorthemas, die Filmfiguren niemals zu richtigen Charakteren werden. Man erfährt nichts über sie. In dieser Phase des Films wechseln sich die Szenen mit netten Dialogen, Hundeattacken und dem Handeln unserer Helden ab. Dieses Handeln ist aber leider manchmal nicht nachvollziehbar. So laufen z.B. die Wissenschaftler bereits viel zu früh Amok, so dass man ausnahmsweise mal den Bürgermeister verstehen kann, dass der gegen die Bedrohung nichts unternehmen will. In der Regel ist es so, dass gerade diese Personen für Ignoranz zum Schutz der eigenen Position stehen und meist aus finanziellen Gründen die nicht zu übersehende Gefahr als nichtig abtun.
Bei solchen Mankos muss nun der Horrorteil wirken, das tut er aber nur bedingt. Die Hunde strahlen ein wenig Gefahr aus, aber nicht in der Extreme wie man es in einem Tierhorror gerne hätte. Einige male darf man dem Regisseur dabei zusehen wie er eine unheimliche Atmosphäre aufbaut, und dann verschenkt er diese mit dem plötzlichen Auftauchen eines kläffenden Köters. Das wäre dann noch o.k., wenn dies in Form einer Schockwirkung geschehen würde, dem ist aber leider nicht so. Man hätte die Hunde ruhig hin und wieder auf die stille, anschleichende Art bedrohlich einbringen können. Aber die Viecher dieses Filmes kläffen stets, heulen durch die Nacht, was auch nicht immer echt wirkt.
Manchmal klingt das nächtliche Heulen viel eher nach einer Flugalarmsirene als nach einem Rudel heulender Vierbeiner. Warum sie tagsüber nicht angreifen wird ebenso wenig aufgeklärt, wie der Grund warum sie so düster und unnatürlich handeln. Es wird zwar ausführlich eine Theorie erörtert, ob diese aber nun zutrifft kann nicht ganz deutlich aus dem Film herausgesehen werden, auch wenn das ein oder andere darauf hindeutet. Der nichtgenannte Grund bekommt leider nie den unangenehmen Touch der ungewissen Bedrohung, wie es in „Die Vögel“ und „Die Nacht der lebenden Toten“ der Fall ist.
Die Dressur der Tiere ist schlicht. Sie wedeln häufig verspielt mit dem Schwanz. Die Tricksequenzen mit ihnen sind ebenso banal. Einbisse sieht man nie, erschossene Hunde sieht man erst im Endergebnis und nicht während der Schuss-Szene selbst (wohl das einzige was der sehr schlechte "Bloodline" besser machte als "Killerhunde"). Wenn sich die Tiere auf die Menschen stürzen, sieht man wie die Darsteller spielerisch die Hunde dazu auffordern sich "gefährlich" zu benehmen.
Besonders auffallend ist hier die Fluchtszene während einer Hundeausstellung. Für 70er Jahre-Verhältnisse wurde hier mit sehr schnellen Schnitten gearbeitet. Nicht aber um stolzer Vorreiter heutigem Stilmittels zu sein, sondern um zu verschleiern wie schlecht die Tierdressur ist. Da schnappen Hunde kurz mal nach etwas (wahrscheinlich nach einem Leckerlie), und dann kommt auch bereits der Schnitt. Logisch, niemand will einen Killerhund Frolic mampfen sehen.
Doch all die Mühe war nichts wert. Trotz der vielen Kameraeinstellungen und schnellen Schnitte wirken die Hunde mal wieder nicht sonderlich bedrohlich. In einer Massenfluchtszene sollte man eigentlich das Gegenteil vermuten. Da es aber nicht sichtlich zu Verletzten kommt, erscheint das bisherige Hundeproblem in der Handlung zu harmlos. Neben der eher schlichten Wirkung der Tiere kommt noch erschwerend ihr seltenes Auftauchen hinzu.
Dies ändert sich nun im letzten Drittel, welches wieder eine Spur besser ist. Dies ist zwar auch nicht mehr so gut wie die Anfangsphase, aber zumindest häufen sich nun die Hundeattacken. Die Bevölkerung weiß bescheid und lebt in Angst. Damit gewinnt "Killerhunde" ungemein an Tempo. Doch auch wenn die Attacken sich häufen, der plumpe Trick-Stil bleibt der selbe. Es wird nie gruselig und die Attacken sehen zu harmlos aus.
Immerhin wurde eine viel zu simpel gedrehte Attacke auf eine hohe Anzahl Studenten damit aufgebessert, dass man am Schluss die vielen toten, zerfleischten Opfer auch mal sichten darf. Das sieht recht nett aus. Ausgelöst wurde diese Attacke von einem dicken Trottel. Eigentlich waren die Studenten in Sicherheit, aber er, der aussieht wie die jüngere Variante des Truckfahrers in "Blutgericht in Texas“, verhunzt es, wird selbst Opfer der Tiere und verursacht ein Massensterben unter Studenten. Wäre der Film von heute würde ich daraus die Aussage entnehmen: nicht jeder Volldepp soll die Chance bekommen zu studieren. Da die Aufnahme auf eine derartige Hochschule damals allerdings noch mehr Intelligenz erforderte als heute, muss ich davon wohl wieder abweichen.
Es gibt einige Parallelen zu "Die Nacht der lebenden Toten". Bedrohte Menschen dürfen sich wieder mit Brettern in Gebäuden verbarrikadieren, in der Hoffnung so Schutz zu finden. Ein noch viel schönerer Vergleich findet sich allerdings im Finale. Man könnte es auch mit dem von "Die Vögel" vergleichen, und damit wäre nun bereits genug verraten.
Dass die Hunde nicht wirklich gruselig wirken, ist nicht nur Schuld der Inszenierung. Fakt ist, dass nicht jeder Kuschelhund eine unheimliche Wirkung besitzt. Erst recht wenn man vernachlässigt diese auch mal hin und wieder die Zähne fletschen zu lassen. Deutlich wird die Ungruseligkeit des Themas schon weit vor der ersten Tierattacke, nämlich im Titel. Im Original heißt der Film ganz schlicht "Dogs", was bereits sehr harmlos klingt. Erscheint dieser Titel nun im Vorspann, sieht man wie sich das Wort harmlos geschrieben mit Blut füllt. Lustiger Weise sieht es damit noch immer harmlos aus und wirkt belustigend. Dieser Vorspann setzt ein Zeichen für den ganzen Film.
Zusammenfassend war "Killerhunde" zwar nicht der große Reißer, aber immerhin kurzweilige Unterhaltung, wenn auch nur für den treuen Genrefan. Tolle Dialoge mit gut gecasteten Darstellern stehen im Gegensatz zu mauer Charakterisierung der Figuren und zu mittelmäßiger bis schlechter Tierdressur. Letzteres ist besonders dadurch ärgerlich, dass Hunde eigentlich zu den Tieren gehören, die man leicht dressieren kann. Schade dass hier an Geld gespart wurde. Die Atmosphäre ist trotz ständiger Nachtszenen nicht wirklich düster oder spannend. Dafür ist sie auf angenehme Art trocken, wie typisch für die 70er Jahre. Zudem rettet den Film die mutige, wenn auch nur bedingt gelungene, Idee, dass wirklich alle Rassen durchdrehen. Das ist auch nach über 30 Jahren noch immer eine erfrischende Alternative zu gängigen Tier-Horrorfilmen, auch wenn sich in diesem Punkt wieder ein Vergleich zu Hitchcocks „Die Vögel“ auftut. OFDb
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