06.01.2013

DAS ZAUBERHAFTE LAND (1939)

Um ihren Hund vor einer bösen, reichen Frau zu schützen, reißt Farmerstochter Dorothy mit dem Vierbeiner von zu Hause aus. Durch einen Wirbelsturm wieder nach Hause getrieben, sucht sie Schutz in ihrem Zimmer. Doch der Tornado transportiert das kleine Häuschen durch die Luft und lässt es in einem Land hinter dem Regenbogen landen. Hier wohnen Zwerge und allerhand andere wundersame Wesen. So herzlich sie auch empfangen wird, Dorothy möchte wieder nach Hause kommen und sucht deshalb den mächtigsten Mann des Landes auf: den Zauberer von Oz. Auf ihrem Weg zu ihm lernt sie neue Freunde kennen. Und eine böse Hexe lauert ihr auf, da Dorothy bei ihrer Landung deren Schwester versehentlich umbrachte...

Löwen und Bären und Tiger – oh weh!...
 
Es fällt mir schwer mir vorzustellen, wie man „Der Zauberer von Oz“ (Alternativtitel) hätte besser umsetzen können. Meiner Meinung nach ist diese Verfilmung einer der besten Märchenfilme, ein hervorragendes Musical und ein einfallsreiches Stück Fantasy-Kino. Es scheint, als ob keine Kosten und Mühen gescheut wurden. Die Kulissen sind liebevoll gestaltet, die Zahl der Statisten für seine Zeit immens hoch, und die Kostüme sind ein Traum für sich.

Der große Kniff von trostlosen Schwarzweiß-Szenen auf fröhliche Farbszenen zu wechseln hat Menschen über Jahrzehnte ebenso begeistert wie das komplette Werk an sich. Die Musik ist, wie es sich für ein gutes Musical gehört, trotz seines Alters noch immer derart gut, dass sie auch neue Generationen immer wieder zu begeistern weiß. Neben dem berühmtesten Song „Somewhere Over The Rainbow“ begeisterte mich persönlich in erster Linie das Operettenlied des feigen Löwen vor dem Schloss des Zauberers von Oz.

Dank seiner frühen Entstehungszeit ist das fertige Werk für einen familiengerechten Film herrlich düster umgesetzt. Die Hexe dürfte bei den Kleineren ebenso furchteinflößend wirken wie ihre Horde fliegender Affen. In der deutschen Fassung gewinnen die Figuren dank hervorragender Stimmenauswahl an Sympathie und Potential, hervorzuheben sind ganz besonders Dorothys drei Begleiter und die eben erwähnte Hexe.

Die Tricks sind für seine Zeit ebenso phänomenal wie die Geschichte, die zu keinem Zeitpunkt auch nur annähernd einfallslos wirkt. Von der eher simplen Erscheinung der guten Hexe bis hin zum glorreichen Einsatz des Unwetters sticht kein Effekt als mäßig ins Auge, nicht einmal die Männer in den Baumkostümen. Zudem fügen sich die Effekte immer der Story, sie werden nie unnötig eingesetzt.

Ungewohnt für den Cineasten unserer Zeit dürfte das Alter Dorothys wirken, aber die Zeiten waren halt anders. In der sehr plumpen Fortsetzung „Oz – Eine phantastische Welt“ wurde Dorothy deswegen auch zeitmäßig durch ein wesentlich jüngeres Mädchen verkörpert.

Als Cineast sollte man diese 30er-Jahre-Verfilmung von „The Wizard Of Oz“ (Originaltitel) unbedingt einmal gesehen haben. Allein wegen der vielen Verweise in Filmparodien wie „Die nackte Kanone“, „Spaceballs“, „The Kentucky Fried Movie“ und bei diversen Folgen von „Die Simpsons“ ist „Das zauberhafte Land“ Pflichtprogramm. Es gibt ohnehin nur sehr wenig Filme und Serien, die mit dem Mittel der Parodie arbeiten ohne je diesen Film zitiert oder parodiert zu haben. Selbst Werke wie „The Blair Witch Project“ lassen augenzwinkernde Andeutungen auf diesen Filmklassiker anklingen.

Die perfekte Besetzung, die grandiose Umsetzung, die tollen Bauten und Kostüme und die wundervolle Musik entführen den Zuschauer auf Spielfilmlänge in ein Land der Träumereien und des Phantastischen. Bei so viel Perfektion kann man schnell vergessen, dass man gerade nur einen Film guckt.  OFDb

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