Es ist Halloween. Der kleine Douglas ist derart vernarrt in das
Computerspiel „Satan’s Little Helper“, dass er es auch dann noch als
Spiel betrachtet, wenn er einem Psychopathen im Teufelskostüm an
Halloween dabei hilft seine schrecklichen Taten zu begehen. Erst als
sein Vater auf brutale Art stirbt erkennt Douglas seinen fatalen Irrtum.
Er glaubt nun könne nur noch Gott helfen, aber seine Schwester und ihr
neuer Freund scheinen da besser für geeignet zu sein, zumindest nachdem
sie merken, dass jeder Polizist im Ort bereits tot ist...
Ausbildung in der Hölle...
Der Film handelt vom blutigen Treiben eines Killers zu Halloween. Klingt bekannt? Sollte man meinen, doch das ist ein Irrtum. Denn was nach der x-ten Kopie John Carpenter's „Halloween“ klingt, ist in Wirklichkeit eine Horror-Komödie, die dank ihrer Schwerpunkte recht innovativ daherkommt. Deswegen kann man ihr auch manch logische Schwäche verzeihen, jedoch nicht komplett. Denn spätestens in den letzten 20 Minuten häufen sich die dummen Taten der Protagonisten, Fehler im Drehbuch und ähnliches zu sehr. Es ist das Glück von „Satan's Little Helper“, dass er zuvor so geglückt ist.
Wobei die gute Idee, mit der die ersten 50 Minuten zum Selbstläufer werden, auf einer kindlichen Naivität aufgebaut ist, die überzogen und damit unglaubwürdig ist. Dass ein Junge in dem Alter bei all den bösen Taten des Psychos noch immer an ein Spiel glaubt (beim Einkaufswagen fahren Schwangere und Kinderwagen umnieten), ist etwas zu viel des guten. Aber selbst das kann ich verzeihen, so unverkrampft, beschwingt und interessant die Geschichte in dieser Phase funktioniert.
In dieser begleitet man einen Psycho in einer sehr wirkungsreichen Satansmaske (auch sein restliches Outfit kann man nur als gelungen bezeichnen), der nun nicht wie Michael Myers und Kollegen umherzieht um Menschen zu ermorden, sondern diese Taten in einer irrsinnigen Form zelebriert. Meist schmückt er die Vorgärten seiner Opfer mit den Leichen. Wer die Halloween-Bräuche in Amerika kennt, wird wissen, warum die Polizei da nicht sofort eingreift.
Der namenlose Killer dieses Streifens versteckt sich diesmal auch nicht. Er treibt seine Spielchen mitten in der Öffentlichkeit, lässt sich fotografieren (seine Art und sein Outfit wirken positiv auf seine Mitmenschen), von der Polizei festnehmen, geht einkaufen ohne zu bezahlen, lässt sich dabei absichtlich erwischen... Der Killer nimmt die Situationen wie sie kommen und findet in ihnen immer neue Wege, seinem wahnsinnigen Trieb neue Kreativität zu bescheren.
Aus eben diesem Grund lässt er sich auch sofort auf den Vorschlag des kleinen Gordon ein, er könne dem großen Meister als Satans kleiner Helfer doch begleiten und unterstützen. Der schweigsame Killer willigt ein und lässt Gordon fortan Schmiere stehen.
Lieberman erzählt dies alles mit solch schwarzem Humor und solcher Selbstverständlichkeit, dass es ein Fest ist zuzuschauen. Dass die komplette Geschichte kaum Spannungsmomente aufweist, stört dabei erst gegen Ende. Und dass die ersten 50 Minuten aufgrund zu monotoner Elemente zu langweilig wird, weiß der Drehbuchautor durch immer neue Ideen zu verhindern.
Interessant ist, dass in der Anfangsphase die Figuren und ihr Benehmen untereinander sehr authentisch wirken. Lediglich der geistig fehlgeleitete Gordon wirkt weltfremd, was ja letztendlich auch zur Geschichte passt. Schielt man zu diesem Thema auf eines von Liebermans ältesten Werken, „Squirm“, kann man beobachten dass dort das komplette Gegenteil regierte: unglaubwürdige Charaktere benehmen sich fern der Realität. Entweder hat der Mann dazugelernt oder die Stärke des Drehbuchautors half ihm im hier besprochenen Werk.
Das sehr makabere Treiben, mit dem wohl nur der eingeschworene Horrorfan auf diese Art etwas anzufangen weiß, ist nicht kopflos inszeniert. An jeder Ecke lauert eine schwarzhumorige Gesellschaftskritik. Ob es das extreme (und eigentlich schon peinliche) Vorgärten schmücken der Amis ist, das Abstumpfen unter Alkoholeinfluss, das reizvolle Getue von Teenagermädchen, das Akzeptieren dieses von Elternseite aus, die Prügelstrafe, das Wegblenden jedem ethischen Denkens an Halloween, im Glauben an diesem Abend sei ohnehin alles nur Spaß, der stille Killer orientiert sich in seinem mörderischen Trieb an jedem (mal mehr mal weniger) gesellschaftlich akzeptierten Trieb seiner Mitmenschen. Selbst der Wert des Alkohols für gelungene Partys muss herhalten für eine böse Tötungsart des Psychopathen.
Gegen Ende wechselt dieser die Kostüme ähnlich schnell wie Pinker aus „Shocker“ die Körper, erstaunlicher Weise ist aber selbst dies eine gute Entscheidung gewesen, da der Killer nun mit den Menschen, denen er am nächsten war, persönlichere Spiele treiben kann. Im Laufe des Filmes wurden ihm schließlich allerhand Informationen zugespielt. Meist von Douglas, aber einer sehr guten Idee sei dank auch von dessen Schwester. Diese hält den Killer nämlich einige Zeit für ihren neuen Freund, der sein Satansschauspiel eine Spur zu weit treibt, um die Sympathie Gordons zu erlangen. Dieser Kniff wird nicht in 5 Minuten beendet, sondern weit ausgekostet. Dies ist nur eine von wirklich vielen Überraschungen, die selbst im Finale keinen Abbruch erleben.
Lieberman ist ein toller Film für Genrefans gelungen, der trotz einer fiesen Gedärm-Rauszieh-Szene in Deutschland tatsächlich noch die FSK 16 erhaschen konnte. Sicherlich hat „Satan's Little Helper“ an sich ziemlich wenig blutige Szenen, aber zur Altersfreigabe sollte es eigentlich nicht auf die Anzahl ankommen. Aufgrund des tiefschwarzen, cleveren Humors dürfte der Mangel an Goreszenen Horrorfreunde nicht davor abschrecken einzuschalten. OFDb
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