09.02.2013

DAS HAUS DER LANGEN SCHATTEN (1983)

Es kommt nicht häufig vor, aber es gibt sie, die Filme in denen die damaligen Genre-Stars Vincent Price, Peter Cushing und Christopher Lee gemeinsam agieren. In „Das Haus der langen Schatten“ treffen sie sich relativ spät und somit stark gealtert, ist der Film doch von 1983. Er orientiert sich jedoch nicht an seiner Entstehungszeit, ignoriert den harten Horror, der seit der Mitte der 70er Jahre die Lichtspielhäuser heimsuchte, sondern setzt auf eben jenen klassischen Grusel, den man mit diesen drei Namen in Verbindung bringt.

Dass es Regisseur Pete Walker eher zum klassischen Horrorfilm hinzieht, bewies er bereits 1974 mit „Frightmare“, einem Film mit Kannibalenthematik, deswegen theoretisch Hoopers „Blutgericht in Texas“ nicht unähnlich, überraschenderweise jedoch recht zahm und blutarm umgesetzt. Auch hier richtete der Regisseur vieler Erotik-Produktionen sein Hauptaugenmerk mehr auf den Thrill, als auf den lauten Effekt. Wie es bei seinem Werk „Haus der Peitschen“ war, kann ich nicht beurteilen. Der Titel lässt jedoch vermuten, dass er es dort dann doch mal auf die damals moderne Art versucht hat.

Leider sind alle drei Schauspiel-Legenden lediglich in größeren Nebenrollen besetzt, keiner von ihnen spielt den Buchautor. Christopher Lee erscheint gar erst zur zweiten Hälfte hin, weiß von da an aber auch jegliche Szenen an sich zu reißen und agiert von allen Teilnehmern am besten, was mich schon ein wenig verwundert hat.

Klassischer Grusel hin oder her, was an sich positiv klingt, weiß in der Praxis zunächst nicht zu überzeugen. Kaum im Ort angekommen wirkt alles zu verkrampft auf düster und Grusel getrimmt. Im Haus angekommen spielt der Film augenzwinkernd damit, dass das Haus alles andere als verlassen ist. Ewig stolzieren neue Gesichter durch das Haus. Das mag witzig gemeint sein, schadet jedoch der Atmosphäre, da es keineswegs unheilvoll wirkt, da können sich die Gestalten im Gebäude noch so wunderlich benehmen.

Der geschulte Horror-Fan mag ohnehin vermuten auf welche Pointe das hinausläuft, wird zwar kurzfristig umgestimmt und glaubt es laufe doch auf ein anderes Ende hinaus, doch das hat weniger mit einem trickreichen Drehbuch zu tun, als viel mehr mit Situationen, die für den Schlussgag unlogisch erscheinen. Da dem Ende jedoch ein weiterer Schluss folgt, sollte man Unlogik nicht zu laut schreien, so dass das mangelnde Talent vielleicht auch zwischen den Zeilen augenzwinkernd absichtlich gemeint war. Man weiß es nicht, und man kann so viel vermuten, bei einer Geschichte mit dreifachem Boden.

Je weiter der Film voranschreitet, um so interessanter wird die Geschichte dann auch. Spuk-Thematik wäre ein öder Bereich gewesen, wenn man die Anwesenheit der Eindringlinge bedenkt. Da kommt es schon gut, dass plötzlich die Rede von einem Wahnsinnigen ist, der 40 Jahre lang eingesperrt in seinem Zimmer in diesem Haus lebte. Das gibt der Geschichte genügend Zunder, so dass man ihr auch verzeiht, dass Christopher Lee scheinbar die Rolle eines guten und hilfsbereiten Mannes zugeschrieben bekam.

Es dauert lange bis man durchblickt, das macht den Reiz aus, und am Ende hat man viele Überraschungen und Wendungen erlebt, da hält das Drehbuch einen schon gut auf Trab. Dennoch, so ganz hat der Film bei mir nicht funktioniert, was vor allen Dingen an der lahmen und uninteressanten ersten Hälfte liegt, die zwar viel im dunklen Haus und mit vielen stillen Momenten spielt, in diesen Situationen aber nie Spannungspotential aufbaut.

Wer nicht zu viel erwartet, kann klassisch unterhalten werden. Allein die großen Namen sind schon ein Einschalten wert, und der restliche Cast fällt ebenfalls nicht negativ auf. Leider ist der Film jedoch nicht spannend genug, zur Horror-Komödie wird er trotz vieler lustig gemeinter Momente auch nie, und so ist „Das Haus der langen Schatten“ nichts Halbes und nichts Ganzes und eigentlich nur dem Genre-Freund zu empfehlen.  OFDb

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