09.02.2013

CREEP (2004)

"Creep" gehört zu der Art unlogischer Horrorfilme, bei denen die mangelnde Logik das Gesamtergebnis zwar wackeln lässt, das fertige Werk aber dennoch eine angenehme Erfahrung bleibt. So wird z.B. einiges an Unfug mit der dümmlichen Figur, die Franka Potente spielen darf, wieder wett gemacht. Dumme Leute handeln nun einmal dumm. Und so muss man sie einfach bezeichnen, so spät wie sie auf die Idee kommt den Notruf zu betätigen. Und das Beispiel ist sogar ideal, weil es nicht einmal ein Geistesblitz der Protagonistin war. Nein! Sie betätigt ihn erst nach zufälliger Sichtung, es ist schon herrlich.

Die einzig komplett unverzeihliche Idiotie ist das Auftauchen ihres Freundes in der verlassenen U-Bahn. Da diese Szene ziemlich zu Beginn verbrochen wurde, guckt man den Rest wesentlich kritischer, ein Desaster gleichen Kaliebers bleibt einem beim Rest glücklicher Weise jedoch erspart. Spannung kommt nur für Nichtkenner des Genres auf, denn um diese zu erzeugen ist "Creep" einfach nicht innovativ genug. Auf der anderen Seite ist aber genau jene Routine entstanden, die der Genrefan immer wieder gerne in der 1000. Variante schaut.

Die europäische Herkunft sieht man dem Werk trotz mangelnder Logik an und zwar wenn es um die Charaktere geht. Diese sind, bis auf die klischeetypische Rolle des Quotenschwarzen (der aber auch nett spielt), für ein Werk dieser Art recht authentisch geschrieben und gespielt. Allen voran der obdachlose Junkie, der dank guter Maske, Frisur, etc auch optisch realistisch zu überzeugen weiß. Gerade bei solchen Figuren ist man die gängigen Filmklischees gewöhnt. Aber nein, dieser Obdachlose benimmt sich wie ein echter, hat eine mit der Wirklichkeit übereinstimmende Mentalität und in der Deutschfassung auch einen ähnlichen Slang.

Die Hauptrolle ist mit Franka Potente gut besetzt. Dennoch hat man den Eindruck, dass sie eher aus Pflicht mitspielt, was laut Potente-Aussagen in Interwiews jedoch nicht stimmen soll. Ich könnte es ihr jedoch nicht verdenken, wenn man einen derart idiotischen Charakter spielen darf, der dem Publikum als Heldin verkauft wird. Der Film spaltet sich in zwei sehr unterschiedliche Hälften. Im ersten Part erleben wir einen etwas mehr auf Atmosphäre gesetzten Horror a la "They - Sie kommen", allerdings ohne dessen unheimliches Flair zu erreichen. Um das bemüht man sich zwar auch in "Creep", aber da hätten sich die Macher entscheiden sollen was sie wirklich wollen: Gruselatmosphäre oder wackelige Bilder mit morbidem Inhalt.
Dass ein Horrorfilm, so wie er in der ersten Hälfte sein will, am wirksamsten ist so lange nichts passiert, ist kein Geheimrezept. Dennoch wurde "Creep" dort nicht konsequent umgesetzt. Man merkt wie sehr die Macher um das etwas jüngere Publikum bangten. Zumindest ist die erste Hälfte bis auf die besagte "Freund in der U-Bahn"-Szene kurzweilig und bietet die kleine Freude für den Horrorfan zwischendurch. Dies ist auch nicht viel anders in der zweiten Hälfte, in welcher der Film nun zu einer Art "Wrong Turn" im Untergrund wird.

Der Hintergrund der Kreatur wird nur angedeutet und nie komplett erklärt, was in diesem Falle meiner Meinung nach ein Fehler war. Man bekommt die Puzzleteile zwar im groben zusammengesetzt, dennoch sind sie keine befriedigende, da sinnlose, Erklärung. Wirklich wissen, um was es seinerzeit in dem ominösen Labor wirklich ging, will man ohnehin nicht. Sinn macht das ganze schon mal gar nicht, und bis auf eine kleine Anlehnung an das original "Kettensägenmassaker" gibt es auch nichts wirklich erwähnenswertes.

Interessant ist zumindest, das der Film thematisch recht nah am Inhalt von "Tunnel der lebenden Leichen" angelegt ist. Ich habe es zwar nirgendwo gelesen, und Abweichungen sind vorhanden, aber haben wir es hier vielleicht mit einem stark veränderten Remake zu tun? Zumindest ging es im besagten Film auch um eine menschliche Kreatur in englischen U-Bahn-Schächten, die unten hausend vor sich hin degenerierten und Menschen angriffen, die sich nach dort unten verlaufen hatten.

"Creep" ist zumindest kurzweiliger Spaß, vorrausgesetzt man schaltet sein Gehirn aus. In der zweiten Hälfte ist er in seiner Umsetzung zwar konsequenter zu nennen, dafür ist er dort aber inhaltlich auch sinnloser. In der eigentlich besseren ersten Hälfte ist er jedoch nie gruselig, trotz der krampfhaften Versuche des Regisseurs genau dies zu erreichen. Glaubhafte Figuren und die Kurzweile machen das Filmchen zumindest zum kleinen freudigen Horrorfilmchen für zwischendurch.  OFDb

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen