08.02.2013

HOSTEL 2 (2007)

Drei Studentinnen reisen in die Slowakei um einen drauf zu machen. Als Gäste im Hostel werden sie unwissendlich jedoch Teil einer grausamen Versteigerung...  
 
Was bei Ebay verboten ist...
 
Was als eher schlechter als rechter Teenagerfilm begann, wurde zu einem nervenkitzelnden Erlebnis. „Hostel“ konnte durch einen immens hohen Spannungsbogen viele seiner Schwächen glatt bügeln, und diesen Spannungsbogen erreichte er großteils durch die Unwissenheit des Zuschauers. Was geht hier vor? Wo sind die Jungs da rein geraten?

Nichtkennern des ersten Teils rate ich von der Fortsetzung ab. Es ist nicht so, dass man dort Informationen erhält, woraufhin man die Fortsetzung nicht kapieren würde, aber man würde sich den Überraschungseffekt verderben und das extrem unbehagliche Gefühl des Mitgefangenseins in einer scheinbar aussichtslosen Situation, deren Zusammenhänge man aus Sicht des Protagonisten nicht begreift. Nach Teil 1 sind wir alle schlauer, also muss die Fortsetzung nun auf andere Art trumpfen.

Das tut sie zum einem diesmal aus dem Wissen des Zuschauers. Zwar ist die daraus resultierende Wirkung nicht so effektiv wie die der Unwissenheit, aber es weiß zu wirken, wenn man drei Fliegen dabei beobachten darf, wie sie sich naiv in das Netz der Spinne begeben. Der Verzehr ist dabei Nebensache. Zu wissen, dass dieser Verzehr auf sie wartet, macht die Atmosphäre aus.

Zum andern bekommen wir, ähnlich wie in „Cube 3 – Cube Zero“, tiefere Einblicke in die Auflösung des großen Rätsels aus Teil 1. Nun erfahren wir, wie man zum Folterer wird, wer die Organisation leitet und einiges mehr. Vielleicht bekommt man eine Spur mehr gezeigt, als einem lieb wäre, das Ungewisse der Organisation machte schließlich ihren Reiz aus, und manches Rätsel hätte erhalten bleiben können. Trotzdem siegt in mir die Neugier, so dass ich zufrieden mit diesem Themenbereich bin.

Obwohl „Hostel 2“ zum Subgenre des modernen Folterfilms gehört, beginnt er wie ein früher Teil der „Freitag der 13.“-Reihe. Zuerst widmet man sich dem Überlebenden des Vorgängers. Der kommt in der Fortsetzung nicht lebend aus seiner dauerhaften Angstsituation heraus, und das ist eigentlich ganz gut so, soll es doch die internationale Macht der Organisation betonen und damit die Hilflosigkeit der Opfer um ein weiteres unterstreichen. Mehr noch, wenn man weiß dass eine Flucht nur dann dauerhaft erfolgreich ist, wenn man hinterher eine Art Klosterleben leben muss, dann ist das psychologisch gesehen gar nicht mal unclever in Bezug auf die zukünftige Heldin, deren Geschichte wenige Minuten später beginnen soll. Nun fühlt sich der Zuschauer erneut hilflos. Was soll man der Heldin wünschen, wenn ein Entkommen aus einer an sich aussichtslosen Situation auch nicht zum Happy End führt?

Leider neigt Eli Roth immer wieder zu Klischees und unnötigen Show-Effekten. Und so ruiniert der Regisseur das nett aufgebaute Eingangs-Szenario mit einem Schockeffekt, der durch seine Extreme lächerlich und somit wirkungslos wird. Die Rede ist vom Tod des Helden aus Teil 1. Dass er nicht überleben wird, war dank der Einleitung klar, dass seine Art zu sterben so reißerisch ist, und die Entdeckung seiner Leiche so plump angegangen wird, kann man dem Herren leider nicht verzeihen.

Nun weiß man nach Teil 1 allerdings nicht nur inhaltlich mehr, sondern auch stilistisch. Bereits Teil 1 outete Eli Roth als Regisseur und Drehbuchautor mit Defiziten. Produzent Quentin Tarantino schien daran nichts ändern zu können, auch wenn es seine Stärke ist, seine Schauspieler zu Höchstleistungen anzuregen. Bei seinen Regisseuren scheint selbiges nicht der Fall zu sein. So war man im Vorgänger doch fast geneigt auszuschalten, als man diese dümmliche Einführung von über 30 Minuten erdulden musste. Und selbst als der Film seinen Dauerhöhepunkt erreichte, und emotional viel vom Zuschauer abverlangt wurde, kam es immer wieder zu Schwächen in der Story, die einfach nicht hätten sein müssen.
 
In der Fortsetzung tauchen diese nun großteils gegen Ende auf. Anfangs sind auch welche vorhanden, wie z.B. die extremen Klischeecharaktere, zu denen sich diesmal auch zukünftige Folterer dazuzählen können. Aber an sich kann man die Einleitung der Hauptgeschichte diesmal als gelungen bezeichnen, inklusive der Bösewichter, die man diesmal wissendlich beim Spiel mit ihren Opfern beobachten darf. Das ist so makaber wie wirksam.

Gegen Ende erwarten den Zuschauer jedoch einige Überraschungen, von denen ich an dieser Stelle keine verraten werde. Leider sind diese Überraschungen nicht immer positiver Natur. Charakteränderungen kommen wirklich unverhofft, wirken aber nicht immer glaubhaft. Oberflächlich betrachtet ist die Endsituation der Heldin ein interessanter Trick, der tiefer betrachtet allerdings wenig Sinn macht, weil er damit ein gewaltiges Risiko für gewisse Leute birgt. Darüber könnte man jedoch streiten, denn die allerletzte Schluss-Szene könnte auch als Diskussionsgrundlage dienen, ob Reichtum automatisch geistig krank macht. Andererseits ist diese letzte Szene so lächerlich wie der Diskussionsansatz selbst, also vergessen wir diesen Gedanken besser wieder.

Letztendlich guckt sich „Hostel 2“ ähnlich angenehm unangenehm wie sein Vorgänger, allerdings fast immer auf spiegelverkehrte Weise. Die Negativpunkte erwarten einen diesmal am Ende statt am Anfang. Statt männlicher Helden gibt es diesmal weibliche. Statt Unwissenheit punktet diesmal das Eingeweihtsein. „Hostel 2“ mag nicht so spannend wie Teil 1 sein, aber er fesselt auf seine ganz eigene Art.

Nichtsdestotrotz wäre eine Umsetzung ohne die Defizite wünschenswert gewesen. Das ist theoretisch zwar immer der Fall, aber in den beiden „Hostel“-Filmen sind die Negativpunkte so unglaublich unnötig. Man hätte sie so simpel auslassen können, da sie einfach nicht Hand in Hand mit der eigentlichen Geschichte gehen. Vielleicht sollte für einen Teil 3 einfach mal ein anderer Drehbuchautor her, das würde wahrscheinlich schon reichen. Dort wäre aufgrund mancher Hintergründe, die man nun besitzt, ein Schluss im Stile von „Sie leben!“ wünschenswert. Denn selbst damit wäre die Geschichte noch nicht zu Ende erzählt.  OFDb

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