Unter den Straßen von Los Angeles brodelt ein unentdeckter Vulkan. Als dieser ausbricht, bricht die Hölle los...
Es kracht, es zischt – gelöscht wird’s nüscht...
Um es gleich vorwegzunehmen: „Volcano“ hat mir überhaupt nicht gefallen. Und nein, es hat nichts mit der Basis der Geschichte zu tun. O.k., sie ist reißerisch, unrealistisch, vielleicht sogar strunzdoof, aber ich sympathisiere mit ihr. Für einen Katastrophenfilm ist die Idee einfach mal etwas anderes, und etwas Phantasie kann man als Zuschauer ruhig einmal mitbringen. Enttäuscht hat mich eigentlich so ziemlich alles andere.
Ein Tommy Lee Jones, der ohnehin immer (gekonnt) den selben Figurentyp spielt, stapft zu Beginn in Roy Scheiders „weiße Hai“-Fußstapfen: er ist der Zuständige, kommt ursprünglich von woanders her, bemerkt die Bedrohung, keiner will seine Sicherheitsmaßnahmen umsetzen (was in diesem Falle mal realistisch ist, da unser Held viel zu früh einen auf Panik macht), ein Experte wird gerufen, dieser taucht hinunter und entdeckt den Beweis der Katastrophe. Ziemlich genau hier enden die Parallelen zu Spielbergs Haischocker, denn nun konzentriert man sich auf die Action, der Film ist immerhin kein Kinderprogramm, sondern ein Actionfilm... ups... pardon... natürlich ein Katastrophenfilm. Aber müsste dieser nicht auch die Dramatik mit in den Vordergrund stellen?
Nö, wozu denn? Wir sind in Amerika, und da will man in erster Linie Action sehen. Wenn denn aber mal Dramatik im Sumpf an Klischees auftaucht, dann gleich verpackt mit einer Moral: Der Held ist ein Vater, lässt seine Tochter im Stich, weil er ein höheres Ziel hat, sieht am Ende aber ein, dass er mehr Zeit mit seiner Tochter verbringen muss. Räumt ohne mich auf, ich habe Urlaub und nebenbei eine neue Frau kennen gelernt. Diese wird den sonst so störrischen Teen nicht stören, wurde dieser durch die Dramatik doch komplett geläutert.
Eine aufopfernde Ärztin entdeckt im ganzen Weltuntergangsspektakel, dass ihr Ehemann kein sympathischer Mensch ist, er ist egoistisch, das fiel ihr zuvor nicht auf, aber nun ist Schluss, erst im Elend entdeckt man wahre Werte. Und ein faschistischer Schwarzer trifft auf einen faschistischen Polizisten, beide streiten sich, vertragen sich in düsterster Stunde allerdings dann doch, um vereint gegen die Katastrophe zu kämpfen. Wow, das ist Moral!
Und die Kehrseite? Neben Tommy Lee Jones spielt ein Quotenschwarzer, der so gerne wie sein weißer Vorgesetzter wäre, Nachrichtensendungen dienen als Informationsquelle für den Zuschauer, anstatt dass ihre reißerische Berichtserstattung kritisiert wird, langfristige Sympathiefiguren dürfen nicht sterben, Hunde sowieso nicht, und echte Schicksale werden ohnehin nicht gezeigt. Ja, ja, den Moralischen spielen und selber ein schwarzer Peter sein, das hat man gerne.
Tut mir leid, aber für meinen Geschmack war das alles viel zu aalglatt inszeniert, zu klischeehaft erzählt und zu dumm, um es einfach unter der Ausrede geistfreier Unterhaltung zu schlucken. Ich erwarte in einem Katastrophenfilm kein Shakespeare, aber ich denke doch mal, dass man diese Katastrophe auch im Rahmen einer glaubhaften und realistischen Geschichte hätte erzählen können, ebenfalls mit Action im Vordergrund. Und diese war ja nun wirklich bombastisch und auch gut umgesetzt. Dies und die Anwesenheit Tommy Lee Jones war aber auch das einzige, das diesen Streifen von den Billigproduktionen trennte, die zu diesem Genre sonst immer auf RTL 2 gezeigt werden.
Ein Film der einzig und allein auf Effekte setzt, trifft einfach nicht meinen Geschmack. Da können die Brände, der wandernde Lavastrom und die komplette Katastrophe drum herum noch so gut umgesetzt sein. Der Drehbuchautor outet sich schlichtweg entweder als Niete oder als Faulpelz, ruht sich nur auf gängigen Mustern auf, und setzt damit keinen vernünftigen Rahmen in dem die Action sich austoben kann. Und glaubhafte Charaktere kann man in „Volcano“ vergebens suchen gehen. Schade eigentlich, die hätten sonst noch so einiges rumreißen können. OFDb
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