Für eine schriftliche Uni-Arbeit möchte Mark gerne Aufnahmen von
einem Haus machen, von dem behauptet wird, dass es dort nicht mit
rechten Dingen zugeht, seit dort ein schrecklicher Mord geschehen ist.
Begleitet von seinen Freunden betreten sie das Haus. Kaum drin geschehen
seltsame Dinge, und nicht jeder beweist unter diesen Umständen eine
feste Psyche...
Im Jahr von „The Grudge – Der Fluch“ erblickte ein zweiter Vertreter der Horrorgattung „Verfluchtes Haus“ das Licht der Welt. Dieses Subgenre ist fast so alt wie der Horrorfilm selbst und hat in den 60ern mit „Bis das Blut gefriert“ meiner Meinung nach seinen Höhepunkt bereits erreicht. Dennoch guckt der neugierige Genrefan immer wieder nur all zu gern, was Filmschaffende der Neuzeit nettes oder übles zu diesem Thema fabriziert haben.
Im Gegensatz zum eben erwähnten Asia-Remake lümmelt sich bei „Trespassing“ eine Art Doku-Team auf dem verfluchten Territorium herum. Quasi „Blair Witch Project“ ohne Hand-Wackelkamera-Optik in einem Spukhaus, aber selbst das gab es schon kurz nach dem Original und hieß „The St. Francisville Experiment“. Da in „Trespassing“ die Betroffenen vom Wahnsinn befallen werden, muss als letztes noch „Blair Witch 2“ als verwandt aufgezählt werden.
„Trespassing“ ist sicherlich kein großer Wurf geworden und steht damit im dunklen Schatten der sehr geglückten „The Grudge“-Neuverfilmung. Dort braucht er sich allerdings nicht komplett zu verstecken, denn stimmig ist der Streifen sehr wohl. Dabei wird vom Film aus allerdings nur bedingt das Gefühl von Spannung und Angst vermittelt, das Gefühl von Paranoia kommt hier beim Zuschauer viel deutlicher an. Leider steckt sie nicht an, wie bei „Pi“, so dass der Zuschauer nur reiner Beobachter bleibt, aber wo man mit wenig Erwartungen herangeht, kann man auch nicht all zu sehr enttäuscht werden.
Trotz der Verwendung von Jungdarstellern kann sich der Cast sehen lassen. Alle Beteiligten (und das sind nicht viele, „Trespassing“ kommt mit sehr wenig Darstellern aus) geben gute Leistungen ab. Leider ist das Drehbuch etwas nervig. Da zicken sich Männer und Frauen manchmal etwas zu derbe an, so dass es schon mal die Grenze zum Peinlichen berührt. Sobald aus dem Gekeife aber Psychogeschwätz wird, ist es wieder gut und für die Atmosphäre förderlich.
Mit das beste am ganzen Film ist die Optik. Jede Menge ruhige, stimmige, glasklare Bilder, eingetaucht in einem braunen Farbfilter treffen auf hektische, schnelle Schnitte, die ich an sich nicht mag, in diesem besonderen Falle aber die Paranoia aus zwei Gründen recht nett einfangen. Zum einen unterstützt diese Optik das hektische Denken in einem solchen Wahn und zum anderen kann man als Zuschauer nie schnell genug hingucken, um beurteilen zu können, welcher der häufig streitenden Protagonisten nun Recht und wer Unrecht hat. Ausnahmen bestätigen halt immer noch die Regel.
Das Drehbuch ist leider nicht nur in den Dialogzeilen mau. Dabei hat es sogar eigentlich einige Lichtblicke. Die Vorgeschichte ist beispielsweise gut erzählt. Dort darf man sich einen Dialog über einen brutalen Vater, der sein Kind sucht, anhören. Mit nur einem Satz bekommt das komplette Gespräch plötzlich eine völlig andere Dimension. Solche Spielchen mit dem Zuschauer fördern selbstverständlich die Aufmerksamkeit und das Sehvergnügen. Zumal man in dieser Eingangssequenz nie darüber aufgeklärt wird, was was hervorbrachte. Wurde der Sohn zum Killer durch den prügelnden Vater, oder fing der Vater in seiner Verzweiflung an zu prügeln, als er feststellte, dass sein Kind ein Tiermörder war?
Dies soll leider nicht die einzige unbeantwortete Frage von „Trespassing“ sein. Denn hier kommen wir nun zum größten Übel des Drehbuchs. Durch die Paranoia der Protagonisten, wird man als Zuschauer immer wieder vor neue Tatsachen gestellt. Welche davon nun Realität sein sollen und welche nicht, bekommt man zum Großteil nicht gesagt. Man bekommt keinerlei Erklärungen, es gibt keine eindeutige Auflösung. Ähnlich wie im „The Grudge“-Remake wechselt man fröhlich, wie man es gerade braucht, die Figuren aus, um das Erzählen von Nichts ohne zu langweilen in die Länge ziehen zu können. Das funktioniert bei beiden Werken überraschend positiv, leider hinterlässt „Trespassing“ im Gegensatz zum Vergleichsfilm aus dem selben Jahr große Inhaltslücken, Inhaltslücken die weit über das hinaus gehen, was man noch als phantasieförderndes Element für den Zuschauer betrachten könnte.
Mit jeder Menge unbeantworteter Fragen und ohne zu wissen was nun real und was Wahn war, wird man aus dem Film geschmissen. Selbst das Zeigen am Schluss vom Aufstellen einer erneuten Tierfalle, liefert keine Antwort sondern nur Fragen. So trifft ein stimmiger, relativ unblutiger Gruselfilm in toller Optik und mit brauchbaren Schauspielern, auf eine Story voller Lücken. Wäre „Trespassing“ nicht so herrlich kurzweilig gewesen, hätte dies den Todesstoß bedeutet. So aber bleibt er eine nette, kleine Horrorunterhaltung für zwischendurch, für Freunde des Genres die weder Blut noch Erklärungen benötigen. OFDb
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